Wachsendes Bewusstsein für Beitrag der Religionen zu UN-Entwicklungszielen

15 Juli 2015
Image
Im Rahmen eines vom indonesischen LWB-Nationalkomitee organisierten Jugendworkshops in Desa Bulu Cina (Sumatra) klärt Elisabeth Purba (Mitte) über HIV und AIDS auf. Foto: LWB/C. Kästner

Im Rahmen eines vom indonesischen LWB-Nationalkomitee organisierten Jugendworkshops in Desa Bulu Cina (Sumatra) klärt Elisabeth Purba (Mitte) über HIV und AIDS auf. Foto: LWB/C. Kästner

Martin Junge zur Teilnahme des LWB an Rundem Tisch in New York

Genf, 15. Juli 2015 (LWI) – Der Lutherische Weltbund (LWB) begrüsst, dass bei den Vereinten Nationen (UN) das Bewusstsein für den Beitrag wächst, den Organisationen aus dem religiösen Bereich zur weltweiten Entwicklung leisten.

Laut LWB-Generalsekretär Pfarrer Dr. h.c. Martin Junge wurde dies besonders deutlich bei dem Runden Tisch, der am 10. und 11. Juli auf Einladung von UN-Sonderorganisationen in New York stattfand und bei dem es um eine Zusammenarbeit und mögliche Partnerschaften in den Bereichen Regierungsführung, Frieden und Sicherheit sowie Gleichstellung der Geschlechter ging. Junge gehörte zu den 50 teilnehmenden führenden VertreterInnen von Organisationen aus dem Bereich der Religionen bei dem Treffen, das auch mögliche Detailziele im Rahmen der neuen Ziele für nachhaltige Entwicklung diskutierte, über die beim nächsten UN-Gipfel im September entschieden werden soll.

„Die Rolle der Organisationen aus dem religiösen Bereich wird anerkannt, nicht nur hinsichtlich ihrer Implementierungskapazitäten, sondern auch, was ihre besondere Berufung zum Einsatz für Gerechtigkeit, Frieden und Versöhnung angeht“, stellte Junge fest.

„Diese Berufung ist eine höchst wirksame Ressource, die die Kirchen in ihrem je eigenen Kontext anbieten können. Sie ist Ausgangspunkt und Verstärker des Engagements dafür, dass alle Menschen Anteil haben können an einem Leben in Fülle“, betonte er.

Der Generalsekretär sieht die Notwendigkeit, das Verständnis füreinander auf beiden Seiten zu vertiefen, damit die religiösen Organisationen und die UN ihre gegenseitigen Beziehungen stärken können, insbesondere angesichts ihres gemeinsamen Interesses, Würde und Fülle des Lebens für alle Menschen zu fördern.

„Ich sehe vielfältige Potenziale beim LWB und seinen Mitgliedskirchen, zur Erreichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung beizutragen“, so Junge weiter.

Bei seiner Tagung im Juni hatte der LWB-Rat seine Unterstützung für die Nachhaltigkeitsziele erklärt, bei denen es unter anderem um gute Regierungsführung (Transparenz und Rechenschaftspflicht; Initiativen gegen Korruption), Gerechtigkeit für die Armen, Chancengleichheit (Förderung gleicher Zugangsmöglichkeiten zu grundlegenden Dienstleistungen) sowie Friedensarbeit geht.

Das Leitungsgremium rief die LWB-Mitgliedskirchen auf, sich auf dem Laufenden zu halten über die Nachhaltigkeitsziele und einzutreten für ihre vollumfängliche Finanzierung und Umsetzung.

Bei dem Runden Tisch in New York trafen Gruppen aus dem religiösen Bereich unter anderem zusammen mit VertreterInnen des Entwicklungsprogramms und des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen sowie von UNAIDS. Verhandelt wurde über die allgemeinen Entwicklungsziele für die Zeit nach 2015. Bei einer ähnlichen Tagung hatten die Vereinten Nationen 2014 die Notwendigkeit betont, Partnerschaften mit religiösen Organisationen zu fördern.

Im Jahr 2000 verabschiedeten die Vereinten Nationen die Millenniums-Erklärung, einschliesslich der acht Millenniumsentwicklungsziele, mit denen die weltweite Armut bis 2015 um die Hälfte reduziert werden sollte. Sie gelten heute als eine der erfolgreichsten Armutsbekämpfungsinitiativen der Geschichte, da die Mehrheit der Ziele, darunter Zugang zur Primarschulbildung für Kinder in Entwicklungsregionen, Vorbeugung gegen von Malaria verursachte Todesfälle und die Verfügbarkeit lebensrettender HIV-Medikamente, bis 2010 erreicht waren.

Die Ziele für nachhaltige Entwicklung für die Zeit nach 2015 umfassen 17 Punkte, mit denen der Armut in allem Formen überall ein Ende gesetzt werden soll. Dazu gehören die Überwindung des Hungers, Ernährungssicherheit und bessere Ernährung, gesundes Leben und Wohlergehen für alle Altersgruppen, gerechte und hochwertige Bildung für alle sowie Geschlechtergerechtigkeit und Selbstbestimmung für alle Frauen und Mädchen.

Weiterhin geht es bei den Nachhaltigkeitszielen um die Verfügbarkeit und nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser und Sanitärversorgung, den Zugang zu einer verlässlichen und zeitgemässen Energieversorgung, umgehende Massnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels und seiner Auswirkungen sowie ein dauerhaftes, inklusives und nachhaltiges Wirtschaftswachstum einschliesslich produktiver Vollbeschäftigung.

„Schon seit Jahrhunderten leisten Kirchen und ihre Einrichtungen im jeweiligen Kontext Entwicklungsarbeit“, unterstrich Junge.

 

Stéphane Gallay