Zum Wandel befähigen

17 März 2016
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AME-Mitarbeitende haben die LWB-Online-Konferenzen vorbereitet, die die Diakonie als bedeutenden Teil lutherischer kirchlicher Identität herausstellen sollten. Foto: LWB/S. Gallay

AME-Mitarbeitende haben die LWB-Online-Konferenzen vorbereitet, die die Diakonie als bedeutenden Teil lutherischer kirchlicher Identität herausstellen sollten. Foto: LWB/S. Gallay

Diakonie-Management: Praxisempfehlungen und Problembereiche

Genf, 16. März 2016 (LWI) – Durch einen verantwortlichen Umgang mit personellen und finanziellen Ressourcen können Einrichtungen überall in der lutherischen Kirchengemeinschaft die Menschen vor Ort dazu befähigen, sich gegen soziales und ökonomisches Unrecht zur Wehr zu setzen und den Wandel bewirkenden Beitrag der Kirchen im öffentlichen Raum zu stärken.

Im Rahmen einer virtuellen Konferenz, die der Lutherische Weltbund (LWB) ausgerichtet hat, konnten sich Teilnehmende aus 72 Ländern u. a. informieren über die auf Qualität und Inklusion ausgerichtete Bildungsarbeit, die kirchliche Schulen in Jerusalem leisten, sowie über das Engagement von weiblichen Dalits in Indien, das Gemeinwesen einen verbesserten Zugang zu grundlegenden öffentlichen Versorgungsleistungen erschlossen hat. In Nigeria hat ein Teilnehmer am internationalen Stipendienprogramm ein lokales Förderkonzept entwickelt, das noch bedürftigeren Studierenden hilft, und vielerorts mobilisieren die Kirchen Menschen vor Ort zur Bewältigung der Folgen des Klimawandels.

Die von der Abteilung des LWB für Mission und Entwicklung (AME) organisierte Konferenz fand am 10. März statt und umfasste 16 Videobeiträge, die eine Verbesserung der kirchlichen Managementkompetenzen zum Ziel hatten. Dazu wurden Möglichkeiten zum wechselseitigen Lernen und Erfahrungsaustausch für Fachleute angeboten, die in den unterschiedlichen Kontexten der LWB-Mitgliedskirchen praktisch im diakonischen Bereich arbeiten. Die fast 200 Personen, die die Website der Konferenz besuchten, beteiligten sich aktiv am gegenseitigen Austausch und es wurden mehr als 300 Fragen und Kommentare eingestellt.

Klar definierte Aufgaben und Ziele

„Ich bin begeistert von dem inhaltsreichen Gedankenaustausch über die sinnvolle Nutzung unserer Ressourcen“, kommentierte Pfr. James San Aung von der Myanmarischen Lutherischen Kirche. Er betonte zudem, Kirchen müssten konkrete Pläne für diejenigen entwickeln, die Abschlüsse an ihren theologischen Seminaren erwerben, damit in den Kirchen Nutzen aus den gewonnenen Kompetenzen gezogen werde.

Aungs Kommentar bezog sich auf ein Referat von LWB-Berater Prof. William O. Ogara, der den „Kern der Diakonie“ beispielhaft darlegte an einer Medizinerin, die dank eines LWB-Stipendiums studieren konnte zu einem Zeitpunkt, als sie „gebrochen, verletzt und zerschlagen“ war. Nach Abschluss ihres Studiums finanzierte sie die Schulbildung von zwei Kindern in der Primarstufe, einem dritten in der Sekundarstufe sowie das Studium einer weiteren Person – das diese auch abschloss.

Im Hauptreferat befasste sich AME-Direktor Pfr. Dr. Fidon Mwombeki mit den theologischen Aspekten guten Managements. Er bezog sich dabei auf Josefs engagierte Übernahme von Verantwortung gegenüber dem Pharao und seine Entschlossenheit, die vorhandenen Ressourcen (Getreide) zum Wohl des Volkes zu verwalten (1.Mose 41). „Wer verantwortungsvoll haushaltet und verwaltet, richtet sein oder ihr Augenmerk auf die Mitmenschen. Die Aufgaben und Ziele müssen klar definiert sein und sie oder er muss anderen Beteiligten die Möglichkeit geben, die je eigene Aufgabe auszuführen.“

Es sei wichtig, dass „kompetente Menschen“ da seien, die die zu bewältigenden Aufgaben auch leisten könnten. „Die Position, in die wir berufen werden, ist nicht nur für uns da, sie gehört der Kirche, den Menschen und der Gemeinschaft, denen wir dienen.“

Zugang zu Informationen

Als zentrale Problemfelder im Blick auf das Lernen von unterschiedlichen Mitwirkenden an der diakonischen Arbeit der Kirchen wurden die Sprache und der Zugang zu Informationen über empfehlenswerte praktische Arbeitsweisen herausgearbeitet.

„Wer verantwortungsvoll haushaltet und verwaltet, richtet sein oder ihr Augenmerk auf die Mitmenschen. Die Aufgaben und Ziele müssen klar definiert sein und sie oder er muss anderen Beteiligten die Möglichkeit geben, die je eigene Aufgabe auszuführen.“ – Pfr. Dr. Fidon Mwombeki, Direktor, LWB/AME

„Die Sprache stellt einen wichtigen Mechanismus der Beteiligung aller Menschen dar“, betonte Cibele Kuss, die mit den 60 Netzwerken der brasilianischen Lutherischen Diakoniestiftung arbeitet, bei denen es um häusliche und gesellschaftliche Gewalt, die Rechte der indigenen Bevölkerung und Ernährungsunsicherheit geht. Kuss nahm Stellung zu einem Referat von Rosilin Bock, die bei Brot für die Welt (Deutschland) für Evaluierungen zuständig ist.

Dinesh Suna vom Ökumenischen Rat der Kirchen verwies auf den engen Zusammenhang zwischen Planung, Monitoring, Evaluierung und Berichterstattung. „Diese Aspekte können nicht isoliert betrieben werden, sondern sind wechselseitig verknüpft, weil einer zum anderen führt.“

Ganzheitlicher Ansatz

Aus Jerusalem, wo die Evangelisch-Lutherische Kirche in Jordanien und im Heiligen Land Primar- und Sekundarschulen betreibt, berichtete Dr. Charlie Haddad von ganzheitlichen Bildungsansätzen, die sämtliche Aspekte der kindlichen Entwicklung berücksichtigen. Dazu gehöre die gemeinsame Schulbildung von Jungen und Mädchen, durch die eine gesunde Interaktion der Geschlechter gefördert werde, sowie die Inklusion lernschwacher Kinder.

In einem weiteren Seminarangebot ging es um das christliche Engagement angesichts der weltweiten Klimakrise. Dr. Per Ivar Våje von der Norwegischen Kirche stellte fest, ein Engagement, das sich aus dem Glauben begründe, habe fundamentalen Charakter. „Die Bewahrung der Schöpfung sollte Teil unseres Grundwertesystems sein.“ Thamesha Watson, Evangelisch-Lutherische Kirche in Guyana, stellte fest, „der vorrangige Grund unserer Sorge um die Umwelt liegt darin, dass Gott uns als Christinnen und Christen geboten hat, so zu handeln. Als Glaubende wissen wir, dass diese Welt nur eine vorläufige ist und in der Ewigkeit das Paradies auf uns wartet.“

Diese jüngste virtuelle Konferenz baute auf zwei Vorgängerveranstaltungen im Juni 2013 und September 2014 auf. Über 1.000 Mitarbeitende aus dem diakonischen Bereich und andere Interessierte aus allen Weltregionen haben sich an den Online-Diskussionen beteiligt. Bei dem gesamten Angebot ging es darum, die Diakonie als bedeutenden Teil lutherischer kirchlicher Identität herauszustellen.
 

Virtuelle Konferenz

 

LWF/OCS