Während der diesjährigen Adventszeit denken wir an die Menschen im Nordirak, die ihre Heimat verlassen mussten. Viele von ihnen sind christlichen Glaubens und wurden während der vergangenen Monate aufgrund ihrer Religion zur Flucht gezwungen. Wie die Heilige Familie sind sie auf die Hilfe ihrer Nachbarschaft angewiesen. Gemeinschaften, wie die muslimische Bevölkerung in Dohuk, Nordirak, haben die Flüchtlinge in herzerwärmender und barmherziger Weise unterstützt.
Mit Hilfe seiner Mitgliedskirchen kümmert sich Lutherische Weltbund um die Flüchtlinge in Dohuk. Durch unseren Partner vor Ort, „Christian Aid in Northern Iraq“ (CAPNI), versorgen wir die Menschen mit Zelten und Hilfsgütern wie Kochgeschirr, Gaskochern, Heizgeräten, Decken und Teppichen sowie mit Wasser und sanitären Anlagen. Im November hat der LWB an tausende Familien Winterkleidung verteilt.
Für die Adventszeit haben wir vier Geschichten zusammengetragen. Sie berichten uns von Liebe, Frieden, Hoffnung und sogar Freude in extrem schwierigen Umständen.
Wir laden Sie ein, diese Geschichten und Gebete während der Adventszeit in Ihren Gemeinden zu teilen.
1. Advent: Liebe
Die Liebe eines Vaters für seine Tochter ist überwältigend und grenzenlos.
Die fünf Jahre alte Vian Shara schaut verwundert. Ganz in rosa gekleidet, ihre kleine Hand fest in der ihres Vaters, ist sie mit Abstand die jüngste an der Ausgabestelle und fällt auf in der Gruppe dunkel gekleideter Männer. Zusammen mit ihrem Vater erhält das Mädchen vom Lutherischen Weltbund eine Ration Lebensmittel und Reis, mit der die Familie einen Monat lang überleben kann.
Vian hat sich dieses Leben nicht ausgesucht. Ebenso wenig wie sie sich ausgesucht hat, dass ihre Nieren versagen – eine Erkrankung, die sie jeden Monat an ein Dialysegerät zwingt.
Ihr Vater Saeed Shara erzählt ihre Geschichte. Es ist eine Geschichte, wie man sie in diesem Lager sehr oft hört. Die Familie ist vor den Kämpfen aus Singar geflohen, wo Shara auf dem Bau gearbeitet hatte. Mit seiner Frau und drei weiteren Kindern konnte Shara kaum mehr mitnehmen, als sie tragen konnten. Als sie die Autonome Region Kurdistan im Nordirak erreicht hatten und in Sicherheit waren, wurden sie von Fremden begrüsst, die ihnen und drei anderen Familien ihre unbewohnten Häuser auf dem Land überlassen haben.
Shara erzählt, dass Vian zu schwach ist, um zur Schule zu gehen. Selbst wenn sie in einer kurdischen Schule angenommen würde, bestünde die Gefahr, dass sie sich bei ihren MitschülerInnen mit einer Krankheit anstecken würde. Ihr geschwächtes Immunsystem hätte dem nichts entgegen zu setzen. „Sie würde entweder eine weitere Krankheit bekommen oder sterben. Ich will nicht, dass meine Tochter stirbt” sagt Shara.
Das Wohlergehen seiner Tochter ist seine grösste Sorge. In der bedingungslosen Liebe zu seiner Tochter finden wir Liebe in ihrer reinsten Form.
Beten wir in dieser Adventszeit für alle Kinder, die krank oder auf der Flucht sind. Lasst uns für Eltern und Betreuungspersonen danken, die angesichts widriger Umstände für Sicherheit und Schutz sorgen. Beten wir, dass Gott ihnen Kraft gibt und dass Gottes Frieden, der alles Menschliche übersteigt, den Weg in ihre Herzen finde.