Andere Menschen durch theologische Bildung inspirieren

13 Dez. 2022

Wie verändert theologische Bildung das Leben von Stipendiatinnen und Stipendiaten? Eine Gruppe Studierender, die mithilfe von LWB-Stipendien einem Theologie-Studium nachgehen, dokumentiert ihre Erfahrungen in einem Journal, das 2023 veröffentlicht wird.

 

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Rutendo Immaculate Gora (r.), Nordöstliche Evangelisch-Lutherische Kirche in Südafrika (NELCSA), und Pfarrer William Charles Jayaraj, Tamilisch-Evangelisch-Lutherischen Kirche (Indien), beim Workshop für Stipendiatinnen und Stipendiaten. Foto: LWB/K. Kiilunen

Rutendo Immaculate Gora (r.), Nordöstliche Evangelisch-Lutherische Kirche in Südafrika (NELCSA), und William Charles Jayaraj, Tamilisch-Evangelisch-Lutherischen Kirche (Indien), beim Workshop für Stipendiatinnen und Stipendiaten. Foto: LWB/K. Kiilunen

Erfahrungen beim gemeinsamen Studieren im LWB

(LWI) – Sie sind Laien oder sind ordiniert, kommen aus verschiedenen Regionen der Welt und verschiedenen Kirchen und befassen sich mit unterschiedlichen Studiengebieten. Doch sie haben eine gemeinsame Leidenschaft: sie möchten mit ihrem Weg in die theologische Bildung andere Menschen inspirieren, dem Ruf ins kirchliche Amt zu folgen und Teil der fortwährenden Reformation innerhalb der Kirche zu sein.

Der Lutherische Weltbund (LWB) brachte eine Gruppe von 10 Theologie-Studierenden zusammen, um die Beiträge in einem von ihren Erfahrungen inspirierten Journal zu begutachten. In einem Workshop, der vom 1. bis 4. Dezember in Genf stattfand, tauschten sie sich darüber aus, wie sich durch die jeweilige Theologie-Ausbildung für die einzelnen Personen Fragen über ihren Glauben, einen gerechten Gott, ihre Rollen in Kirche und Gesellschaft und als zukünftige Leitungspersonen in der lutherischen Gemeinschaft aufgetan hatten.

„Durch mein Studium möchte ich die Kirche dazu bringen, ihre Rolle bei Traditionen und Disziplinen zu überdenken, mit denen die Würde von Menschen untergraben wird“, sagte Witness Issa Maratu, eine Doktorandin an der Tumaini-Universität Makumira in Tansania. Die ordinierte Pfarrerin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Tansania (ELCT) absolviert ein Studium des Alten Testaments und interessiert sich besonders dafür, wie die zeitgenössische Auslegung von biblischen Persönlichkeiten „dabei helfen kann, unsere aktuelle Situation zu ändern“.

Maratu sagte, ihre Promotionsforschung „wurde ausgelöst durch die Fälle, in denen Mädchen und Frauen den traditionellen afrikanischen Kulturen und der lutherischen Kirchenzucht unterworfen sind.“ Doch als „ecclesia semper reformanda – eine Kirche, die sich in fortlaufender Reformation befindet – besteht die Rolle der Kirche nicht darin, Menschen zu verurteilen, sondern sie soll uns dabei helfen, unsere sündige Natur als Menschen zu verstehen und uns begreiflich machen, dass wir durch Gottes Gnade von der Sündenschuld freigesprochen werden.“

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Issa Maratu, Evangelisch-Lutherische Kirche in Tansania. Foto: LWB/K. Kiilunen

Issa Maratu, Evangelisch-Lutherische Kirche in Tansania. Foto: LWB/K. Kiilunen

Sich der Vielfalt bewusst werden

Karl Michael Barría von der Lutherischen Kirche in Chile (ILCH) ist im Grundstudium an der Faculdades EST, der theologischen Universität der Evangelische Kirche lutherischen Bekenntnisses in Brasilien (IECLB) in São Leopoldo. Das Institut legt „den Schwerpunkt auf die Befreiungstheologie; und die Anteilnahme für die an den Rand gedrängten Menschen hat meine Denkweise besonders verändert“, sagte er und zitiert aus einer Arbeit über die Ermächtigung von Jugendlichen, Förderung von Geschlechtergerechtigkeit und diakonische Dienste. Michael sagte, sein Studium habe ihn achtsamer und mitfühlender für die Erfahrungen gemacht, die den Schmerz und das Leiden von Menschen verbindet. Es sei auch darum gegangen, Erkenntnisse aus dem Zusammenleben mit anderen Studierenden und der Zusammenarbeit mit seinen Professorinnen und Professoren zu ziehen, zum Beispiel durch die gemeinsame Vorbereitung der Liturgie, „und zwar nicht auf hierarchische Weise, sondern auf Augenhöhe.“

Rutendo Immaculate Gora von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Simbabwe (ELCZ) studiert an der Stellenbosch Universität in der südafrikanischen Provinz Westkap, wo sie einer Gemeinde der Nordöstlichen Evangelisch-Lutherischen Kirche in Südafrika (NELCSA) angehört. Die Theologie-Ausbildung und die aktive Teilnahme in der vorwiegend weißen, deutschsprachigen NELCSA haben sie mit vielfältigen Menschen bekannt gemacht. „Das Verständnis der Welt wird durch meinen Glauben, aus dem Blickwinkel der afrikanischen Religion und Spiritualität und das innovative Denken beeinflusst.“

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Adrian Lopez, Evangelisch-Lutherische Kirche in Malaysia. Foto: LWB/K. Kiilunen

Adrian Lopez, Evangelisch-Lutherische Kirche in Malaysia. Foto: LWB/K. Kiilunen

Christliche Grundlage

Für Adrian Lopez von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Malaysia (ELCM) ist Theologie ein neuer Berufsweg. Er hatte als Manager im Baugewerbe Fuß gefasst und war als Laie in der Kirche aktiv gewesen, als ihn der ELCM-Bischof fragte, ob er Interesse hätte, Theologie zu studieren. Das war auf dem Höhepunkt der COVID-19-Pandemie „und angesichts der sich abzeichnenden Unsicherheiten nicht der richtige Zeitpunkt, um meinen Job zu kündigen.“ Doch er freute sich über die Möglichkeit, für den Dienst in Kirche und Gemeinde besser gerüstet zu sein.

Im Seminari Theologi Malaysia wurde Lopez deutlicher bewusst, dass die Kirche auf theologischer Bildung ab einem sehr jungen Alter bestehen muss. Ein wesentlicher Schwerpunkt seiner Ausbildung ist das geistliche Wirken in der Sonntagsschule, die er als unerlässliche Grundlage für ein christliches Kind in einem multikulturellen Vielvölkerland bezeichnet. Die Begegnungen mit anderen Seminarteilnehmenden aus anderen Verhältnissen und Glaubensrichtungen seien bereichernde Erfahrungen gewesen.

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Teilnehmende am Workshop für Theologiestudierende in Genf, Schweiz. Foto: LWB/S. Gallay

Teilnehmende am Workshop für Theologiestudierende in Genf, Schweiz. Foto: LWB/S. Gallay

Der Pfarrer der Tamilisch-Evangelisch-Lutherischen Kirche, William Charles Jayaraj, forscht für seine Doktorarbeit am Lutherisch-Theologischen Hochschul- und Forschungsinstitut Gurukul in India. Er interessiert sich für Kinder- und Jugendarbeit und wie Theologie sich auf die Bedürfnisse jener Menschen bezieht, die in Kirche und Gesellschaft ausgegrenzt werden. Jayaraj hofft, seine Forschung über das pneumatologische Bild von Gott „kann der Kirche dabei helfen zu erkennen, dass es ihre Berufung ist, alle Menschen in die Kirche zu holen und anzunehmen, auch transgeschlechtliche Personen, Menschen aus dem LGBTQ+-Spektrum und andere.”

Verschiedenartige Themen

Katariina Kiilunen, LWB-Programmreferentin für Kapazitätsaufbau und Führungsentwicklung, koordiniert das Stipendienprogramm. Dazu gehören regelmäßige Online-Sitzungen unter dem Motto „Coming Together“, in denen sich die aktuellen Stipendiatinnen und Stipendiaten über Gedanken, Ressourcen und innovative Ideen austauschen können.

Beim Journal-Schreibprojekt handelte es sich um eine offene Einladung, die über diese Plattform verbreitet wurde, und am Schluss beteiligte sich daran eine Gruppe aus 10 Studierenden. „Ich bin dankbar für ihr Engagement, ihre Kreativität und ihre Begeisterung und ich hoffe, dass ihre Geschichten viele Menschen inspirieren und zur globalen Diskussion über den Einfluss der theologischen Bildung in den LWB-Mitgliedskirchen beitragen werden.“

Weitere Workshop-Teilnehmende sind die Promotionsstudierende für Geschlechterstudien Mimii Kwerakwiza Brown Rubindamayugi (ELCT), Universität Tumaini Makumira, und Kagiso Harry Morudu (Evangelisch-Lutherische Kirche im Südlichen Afrika), Nachdiplomsstudium über Männlichkeit, Universität von KwaZulu Natal. Tristan Kruger (NELCSA) und Hans-Christoph Thapelo (Evangelisch-Lutherische Kirche im Südlichen Afrika - Kap-Kirche) absolvieren ein Grundstudium an der Stellenbosch Universität, Südafrika. Doktorandin Kidist Bahru (Äthiopische Evangelische Kirche Mekane Yesus) forscht am Institut für christlich-orthodoxe Studien an der Universität von Cambridge, Vereinigtes Königreich, darüber, wie die Kommentierung der Psalmen der Äthiopisch-Orthodoxen Kirche Andǝmta aus dem 16. Jahrhundert die Fragen an Gott vor dem Hintergrund von Trauer interpretiert.

LWB/P. Mumia. Deutsche Übersetzung: Tonello-Netzwerk, Redaktion: LWB/A. Weyermüller