Antwort auf Jesu Gebet „dass sie alle eins seien“

27 Okt. 2016
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LWB-Vizepräsidentin Dr. Gloria Rojas Vargas berichtet, dass der 31. Oktober in Chile zum Nationalfeiertag erklärt und den protestantischen Kirchen gewidmet ist. Foto: LWF

LWB-Vizepräsidentin Dr. Gloria Rojas Vargas berichtet, dass der 31. Oktober in Chile zum Nationalfeiertag erklärt und den protestantischen Kirchen gewidmet ist. Foto: LWF

Das Gemeinsame Reformationsgedenken findet Widerhall in südamerikanischen Initiativen

SANTIAGO DE CHILE /GENF (LWI) – Pfarrerin Dr. Gloria Rojas Vargas aus Chile ist Vizepräsidentin des Lutherischen Weltbunds (LWB) für die Region Lateinamerika und Karibik. 1985 wurde sie als erste Frau zum Pfarrdienst in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Chile ordiniert und war von 2001 bis 2011 deren Präsidentin. Sie ist außerdem die protestantische Geistliche am Präsidentenpalast von Chile.

Gloria Rojas Vargas berichtete der Lutherischen Weltinformation über Initiativen, die anlässlich des Reformationsgedenkens von Lutheranern und Katholiken in ihrer Region und ihrem Land organisiert wurden. Der 31. Oktober ist in Chile ein Nationalfeiertag.

Lutherische Weltinformation: Welche Bedeutung hat das Gemeinsame katholisch-lutherische Reformationsgedenken im schwedischen Lund und Malmö aus Ihrer Perspektive?

Pfarrerin Dr. Gloria Rojas Vargas: Das Gemeinsame katholisch-lutherische Reformationsgedenken findet zunehmend Aufmerksamkeit in ökumenischen Kreisen. In einigen Ländern hat sich die Neuigkeit stark verbreitet, besonders über die sozialen Netzwerke. Man wartet gespannt auf dieses für die christliche und religionsübergreifende Gemeinschaft so bedeutende große Ereignis.

In welcher Weise arbeiten Lutheraner und Katholiken in Ihrer Region zusammen? – Können Sie Beispiele nennen?

Die meisten lutherischen Kirchen in der Region haben vor, bei ihren Feiern zum Reformationsgedenken die Liturgie Ökumenischer Gottesdienst zu verwenden, die Teil des gemeinsamen Gedenkgottesdienstes in Lund sein wird. In Chile setzen sich außerdem viele Gemeinschaften und ökumenische Gruppen mit dem Bericht Vom Konflikt zur Gemeinschaft auseinander. Soweit ich weiß, haben andere Länder in der Region – bislang mit mehr oder weniger Erfolg – dieselbe Initiative ergriffen.

Wie kann die Zusammenarbeit der Konfessionen in Blick auf Flüchtlinge und Migranten in Ihrer Region aussehen?

Die Vereinigung für Interreligiösen Dialog in Chile, der auch die katholische Kirche angehört, arbeitet zurzeit an einem Ethik-Kodex, der dafür sorgen soll, dass Flüchtlingen, Vertriebenen und Migranten mit Respekt, Offenheit und Verbindlichkeit begegnet wird. Die lutherischen Kirchen der Region haben sich mit Nachdruck und dauerhaft dazu verpflichtet, die Menschenrechte zu verteidigen, und das Recht auf Asyl gehört dazu.

Wie wird das Reformationsgedenken in Ihrer Region gefeiert?

Die Mehrheit der Kirchen in der Region wird den Reformationstag mit ökumenischen Gottesdiensten feiern. 2008 hat die Regierung von Chile den 31. Oktober zum Nationalfeiertag erklärt und ihn den evangelischen und protestantischen Kirchen gewidmet. Dieses Jahr finden im Laufe des Monats Oktober eine Reihe von Aktivitäten statt, die darauf aufmerksam machen, dass etwa 20 Prozent der 18,1 Millionen Chilenen den protestantischen Kirchen angehören.

Sie werden den LWB und Ihre Region bei den Feierlichkeiten in Lund und Malmö vertreten. Wie sehen Ihre persönlichen Erwartungen für diesen Tag aus?

Ich freue mich darauf, ein noch nie dagewesenes Ereignis zu feiern, das Ergebnis von fünfzig Jahren ununterbrochener ökumenischer Arbeit als Antwort auf Jesu Gebet im Johannesevangelium: „dass sie alle eins seien (…), auf dass die Welt glaube, dass du mich gesandt hast.“

 

LWF/OCS