TheologInnen untersuchen lutherische Identität in ihrem Kontext
Lutherische Kirchenleitende und WissenschaftlerInnen aus sieben asiatischen Ländern sind zu dem Ergebnis gekommen, dass die dringende Aufgabe, eine lutherische Identität in Asien zu etablieren, in den unterschiedlichen kulturellen Kontexten, in denen die Kirchen tätig sind, ihre Wurzeln finden sollten.
Im Rahmen eines Zusammentreffens, das unter dem Thema „Ein asiatisches Verständnis des Luthertums und der lutherischen Identität in einer postmodernen Ära“ stand und in Kota Kinabalu (Malaysia) stattfand, haben 20 VertreterInnen lutherischer Kirchen und Seminare festgehalten, dass das Luthertum in Asien wichtige Einblicke für die weltweite Gemeinschaft biete, die 2017 den 500. Jahrestag der Reformation feiert.
Die von der Abteilung für Mission und Entwicklung (AME) des Lutherischen Weltbundes (LWB) organisierte Konferenz fand vom 20. bis 24. August im Theologischen Seminar Sabah statt und war Teil der Bestrebungen des LWB, Mitgliedskirchen, theologische Einrichtungen und Netzwerke zu unterstützen, um auf deren jeweiligen Bedürfnisse einzugehen.
„Das Verständnis des Luthertums aus dem asiatischen Kontext kann die LWB-Gemeinschaft bereichern, da es das gegenseitige Verständnis und das Verständnis für die verschiedenen Kulturen fördert“, erklärte Pfr. Dr. William Chang, LWB-Gebietsreferent für Asien.
TheologInnen hielten Vorträge über die vielfältigen asiatischen Perspektiven zur Anwendung lutherischer Prinzipien, die bei der Interpretation der Schrift helfen. Ihre Vorträge konzentrierten sich darauf, wie diese verschiedenen Sichtweisen auf das Luthertum den Kirchen helfen können, dem Evangelium in einer Weise treu zu bleiben, die ihren kulturellen, traditionellen und gesellschaftlichen Realitäten entspricht.
Pfr. Dr. Kenneth Mtata, Studienreferent für Theologie und die Kirche in der LWB-Abteilung für Theologie und öffentliches Zeugnis (ATÖZ), rief dringend dazu auf, sich den kulturellen Kontext anzuschauen, bevor man die Frage stellt: „Welche Handlungen erwartet Gott von uns?“
Pfr. Dr. David Udayakumar von der Evangelisch-Lutherischen Theologischen Hochschule Gurukul und dem Forschungsinstitut in Chennai (Indien), wies darauf hin, wie schwierig es aufgrund der unterschiedlichen lokalen Kulturen und des Mangels an Verständnis für das Gesetz und das Evangelium sei, in seinem Land eine gemeinsame lutherische Identität aufzubauen.
Mit Blick auf die indonesischen Antworten auf das Luthertum erklärte Pfr. Dr. Mangisi Simorangkir von der Protestantisch-Christlichen Kirche, dass die Batak-Kultur den LutheranerInnen eine gemeinsame Identität inmitten des kulturell sehr vielfältigen Landes biete.
Bischof Dr. Lip Tet Thomas Tsen von der Basler Christlichen Kirche Malaysias untersuchte, warum die Kirche das Gesetz aus den Schriften Luthers benötige, während Dr. Thu En Yu vom Theologischen Seminar Sabah berichtete, dass die konfuzianischen Ansichten der liebenden Güte und Gerechtigkeit den Chinesinnen und Chinesen helfen würde, das Gesetz und das Evangelium im Luthertum zu verstehen.
Die Vorträge führten zu einer lebhaften Debatte über die lutherische Identität in Asien und seine Bedeutung für die vielfältigen sozialen und wirtschaftlichen Probleme, die Kulturen und Ethnien der Region sowie darüber, wie biblische Wahrheiten unter den einzelnen Rahmenbedingungen zu verstehen sind.
„Es besteht die dringende Notwendigkeit, unsere lutherische Identität in Asien zu etablieren, um herauszufinden, wer wir sind, unsere Position zu definieren und auch einen Beitrag für die breitere christliche Gemeinschaft zu leisten“, erläuterte Bischof Philip Lok von der Lutherischen Kirchen in Malaysia und Singapur.
Die Teilnehmenden legten dar, wie die Kirchen und theologischen Seminare in der Region durch die Ausbildung von PfarrerInnen, mit Studienprogrammen und Forschung zu Luther eine lutherische Identität schaffen, wobei einige auch die Schwierigkeiten hervorhoben, die sich aus kulturellen Unterschieden ergeben.
Shirley Cheng vom Netzwerk für Frauen in Kirche und Gesellschaft (FKG) der Lutherischen Gemeinschaft Südostasien (SEALUC) erklärte, die Konferenz habe dazu beigetragen, lutherischen Frauen neue Wege innerhalb der Kirche aufzuzeigen.
„Frauen spielen ein sehr wichtige Rolle und wenn wir unser lutherisches Erbe vollständig verstehen, können wir auf unterschiedlichen Ebenen wirksamer tätig sein“, fügte sie hinzu.
„Diese Konferenz hat … einen klaren Prozess und das Ziel unserer Reise aufgezeigt“, sagte Steven Ju vom China Lutheran Seminary in Taiwan. Für Dr. L. B. Siama vom Lorrain Theological College in Myanmar hat das Treffen „einen sehr deutlichen Weg für die Zukunft gewiesen“. (648 Wörter)