Aufmerksamkeit und Freiraum für Gottes Gegenwart

18 Febr. 2019
Image
Eine von der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannover entwickelte App will den hektischen Alltag mit spirituellen Impulsen zu unterbrechen. Foto: LWB/S. Gallay

Eine von der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannover entwickelte App will den hektischen Alltag mit spirituellen Impulsen zu unterbrechen. Foto: LWB/S. Gallay

Sabbatjahr in der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannover

Hannover, Deutschland/Genf (LWI) – Modern-minimalistisch mutet sie an, die neue App XRCS oder „EXERCISE“. Sie will der Spiritualität im Alltag Aufmerksamkeit und Freiraum einräumen. Über das Smartphone werden Routine und Alltagstress mit geistlichen Impulsen unterbrochen.

„Das Icon der App XRCS ist eine moderne Interpretation des jahrtausendalten Christussymbols. Die Buchstabenkombination aus X und R – die ersten beiden Buchstaben des griechischen Wortes ‚Christus‘ – wird umringt von einem offenen Kreis. Es bedeutet, dass Gott mitten unter uns wohnt“, erläutert Diakon Rainer Koch, der die App entwickelt hat.

Pastorin Dr. Karoline Läger-Reinbold  leitet das Projekt „Zeit für Freiräume 2019“, mit dem die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Hannover, eine der 11 deutschen Mitgliedskirchen des Lutherischen Weltbundes (LWB), im Jahr 2019 einen besonderen Schwerpunkt setzt. Die App ist dabei eine Möglichkeit der Unterbrechung - eine andere ist das mittägliche Glockengeläut auf der landeskirchlichen Website.

Alte Sabbattradition in neuem Gewand

Das Projekt „Zeit für Freiräume 2019“ nimmt die alttestamentliche Sabbattradition auf: „Sechs Tage sollst du arbeiten, aber am siebten Tag sollst du ruhen; auch in der Zeit des Pflügens und Erntens sollst du ruhen“ (2. Mose 34,21). Die Bestimmung dieses wöchentlichen Ruhetags ist die Unterbrechung des Lebensrhythmus „um des Menschen willen“ (Markus 2,23-28).

Landesbischof Ralf Meister lädt sowohl Einzelpersonen, als auch die unterschiedlichen kirchlichen Ebenen und Akteure ein, sich an der Initiative zu beteiligen: "Ich glaube, dass mehr Zeit und Raum uns, unseren Gemeinden und unserer Kirche gut tun werden. Lassen Sie uns das Jahr 2019 nutzen, um uns auf Wesentliches zu besinnen. Das ist für mich eine geistliche Herausforderung. In diesem Jahr schauen wir aufmerksam und kritisch auf unser Tun als evangelische Kirche.“

Zahlreiche Anregungen und Hilfen hierzu finden sich auf der „Zeit für Freiräume 2019“-Projekthomepage. Beispielsweise eine 2:1 – Regel für die Kirchengemeinde: für jedes neue Vorhaben oder Projekt werden zwei vorhandene Veranstaltungen oder Gruppen weggelassen. Vielleicht probeweise für 2019, vielleicht auch auf Dauer? Oder ein neues Gottesdienstformat wie die Afterwork-Kirche für Berufstätige, zwischen 17.30 und 19 Uhr: zwischen Arbeit und Hausarbeit, zwischen Schreibtisch und Sofa, zwischen Hektik und Leerlauf. Eine gute Stunde mit guten Gesprächen, einem geistlichen Impuls, einer interessanten Referentin, eine Kleinigkeit zu essen. Auch für Einzelpersonen kann eine „Not to do-Liste“ neue Perspektiven eröffnen: was wollen wir 2019 nicht machen? Was wollen wir anders machen?

„Wir haben die Menschen dazu eingeladen, ihre Ideen und Erfahrungen mit uns zu teilen“, berichtet Läger-Reinbold. „Nach anfänglicher Skepsis gab es sehr viel Neugier und großes Interesse daran, Routinen auf den Prüfstand zu stellen, Neues auszuprobieren oder auch mal etwas wegzulassen, um sich neu auszurichten oder auf den Auftrag zu besinnen.“

LWB ruft zum „Überdenken des Sonntags“ auf

Auf der Zwölften LWB-Vollversammlung 2017 des LWB in Windhuk, Namibia, hatten sich die Delegierten auch mit den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts für die Kirchen in einer säkularen Welt auseinandergesetzt. In der dort verabschiedeten „Resolution zu strategischen Prioritäten und Erneuerung der Kirchen“ bringt die Vollversammlung zum Ausdruck, dem Anliegen „treue Sachwalter des Evangeliums in Zeiten des Wandels zu sein“ Raum schaffen und entsprechende Plattformen für den Austausch zwischen Mitgliedskirchen schaffen zu wollen. Eine weitere Resolution ruft „zu einem Überdenken des Sonntags“ auf. Hierin heißt es: „Der Sonntag bietet die Möglichkeit, sich neu zu stärken und sein Gleichgewicht zu behalten in einer Welt, die immer fordernder wird“.

Möglicherweise ist die XRCS-App ein kleiner Schritt in diese Richtung. Sie bietet Nutzerinnen und Nutzern zwei Modi an, um sich im Alltag neu auszurichten auf Gottes Gegenwart. Der Modus „Exerzitien“ greift eine jahrhundertalte Tradition neu auf und setzt auf regelmäßig über den Tag verteilte Ruhe- und Bedenk-Impulse.

Der Modus „Inspiration“ überrascht per Zufallsprinzip mit „geistreichen Impulsfragen“. Er will für „heilsame Unterbrechungen“, nach Wunsch ein-, zwei- oder dreimal am Tag.

 

 

LWF/OCS