Pfr. Álvarez Cabrera von der Lutherischen Kirche Guatemalas über die Bedeutung der Mitgliedschaft seiner Kirche im LWB
(LWI) – Der Lutherische Weltbund (LWB) hat auf seiner Ratstagung im Juni 2014 in Indonesien die Lutherische Kirche Guatemalas (ILUGUA) als Mitglied aufgenommen. Damit ist die Gesamtzahl der Kirchen in der lutherischen Gemeinschaft weltweit auf 144 gestiegen. Mit den Kirchen und Menschen Mittelamerikas verbindet der LWB eine lange Geschichte einer engen Weggemeinschaft. Die LWB-Abteilung für Weltdienst führt in der Region ein aktives Programm durch.
In einem Gespräch mit der Lutherischen Welt-Information erläutert der ILUGUA-Generalkoordinator Pfr. José Pilar Álvarez Cabrera, welche Bedeutung die Mitgliedschaft im LWB für seine Kirche hat und welche Rolle der Kirche bei der Verteidigung der Menschenrechte und der damit verbundenen Advocacy-Arbeit in dem mittelamerikanischen Land zukommt. Die ILUGUA ist Mitglied des Ökumenischen Christlichen Rates Guatemalas, eines Bündnisses zwischen katholischen, anglikanischen, evangelischen und reformierten Kirchen, das in mehreren Arbeitsbereichen kooperiert. Dazu gehört auch die Advocacy-Arbeit auf regionaler und internationaler Ebene für Menschenrechte.
Welche Bedeutung hat die Vollmitgliedschaft im LWB für die ILUGUA und ihre Gemeinden?
Die ILUGUA ist eine diakonische Kirche, die ihre wichtigste Aufgabe darin sieht, indigene und bäuerliche Gemeinschaften im östlichen Landesteil Guatemalas zu begleiten und dort die Menschenrechte zu verteidigen. Aufgrund dieses Engagements wird die ILUGUA verfolgt, bedroht, diffamiert und kriminalisiert. Wir sind in unserer Kirche sehr froh, dass wir als Mitglied der weltweiten lutherischen Gemeinschaft akzeptiert worden sind. Für unsere Arbeit bedeutet dies mehr Kraft, mehr Vertrauen und mehr Hoffnung, für unser Leben und unsere diakonische Mission bedeutet es mehr Sicherheit und Schutz.
Wir sind in der Region Guatemala ausserdem eine offene und inklusive Gemeinschaft, und die Mitgliedschaft im LWB eröffnet uns zahlreiche Möglichkeiten und Gelegenheiten, sich im Gebet, im Glauben und im Sakrament zu vereinen, Solidarität zu üben und weltweit mit Kirchen zu kommunizieren, die ebenfalls Mitglieder sind. Wir sind eine ökumenische Kirche und die Mitgliedschaft im LWB bekräftigt unsere lutherische Identität in einem lateinamerikanischen Kontext, in dem dringende Aktionen und Initiativen einer prophetischen Kirche erforderlich sind, um Leben zu schützen, den Frieden zu fördern und für Gerechtigkeit zu sorgen. Die Mitgliedschaft im LWB bedeutet, dass wir mit unserer Mission nicht mehr alleine sind, denn die weltweite Gemeinschaft begleitet und unterstützt uns.
Hat die Mitgliedschaft noch weitere Vorteile?
Zuerst einmal wird unsere diakonische Arbeit anerkannt und von der lutherischen Gemeinschaft weltweit unterstützt. Wir werden mit einbezogen in Kommunikation, Kampagnen und Gebete, unsere Stimme wird gehört und wir werden in unserer Spiritualität geschätzt. Wir sind Teil einer solidarischen Gemeinschaft für Leben, Gerechtigkeit und Frieden.
Unsere Mitgliedschaft stärkt uns und legitimiert unsere Aufgabe als Verteidigerin der Menschenrechte in ländlichen und indigenen Gemeinschaften, die friedlich ihr Recht auf Leben, Land und Bodenschätze in den Regionen verteidigen, die sie bewohnen. Ein weiterer Vorteil ist, dass unsere seelsorgerische Arbeit und unsere Advocacy-Arbeit in der Welt viel sichtbarer werden. Dies ist besonders wichtig für die Weiterentwicklung unserer Menschenrechtsarbeit und trägt dazu bei, Bedrohungen und Risiken für unser Leben zu verringern.
Sie waren früher ein assoziiertes Mitglied des LWB. Warum ist die Vollmitgliedschaft so wichtig für Sie?
Unsere Kirche war bisher ein assoziiertes Mitglied des LWB und es hat mehrere Jahre gedauert, bis wir als Vollmitglied anerkannt wurden. Die ILUGUA hat die Geschichte der Menschenrechtsverletzungen in der Region Zacapa aufgearbeitet und systematisch erfasst. Wir haben uns ebenfalls mit vollem Einsatz für den Erhalt und Schutz der Granadillas-Berge im Hochland von Merendón engagiert und prangern seit Jahren die Abholzung der Wälder und die Zerstörung der Wasserreservoirs der dortigen Gemeinschaften an.
Wir setzen uns dafür ein, dass die Granadillas-Berge und andere Berge im Merendón-Gebirgszug zu Wasserschutzgebieten erklärt werden. Die ILUGUA entwickelt unter Berufung auf das Menschenrecht auf Nahrung ebenfalls Verfahren für eine nachhaltige Landwirtschaft, Ernährungssouveränität und das Recht auf Wasser. Wegen dieser Arbeit werden unsere Pfarrerinnen und Pfarrer und Kirchenmitglieder kriminalisiert, eingeschüchtert, verleumdet, bedroht und ins Gefängnis geworfen. Daher hat sich die ILUGUA intensiv um die Vollmitgliedschaft bemüht, denn sie braucht den Schutz und die Hilfe der lutherischen Gemeinschaft weltweit.