Für den Kampf gegen von Angst getriebenen Hass und für mehr Inklusion ruft die LWB-Generalsekretärin auf dem UN-Forum zu gemeinsamem Handeln auf
(LWI) – In Zeiten zunehmender globaler Spannungen sind Religionen aufgerufen, Angst in Hoffnung zu verwandeln. So lautete die Botschaft von LWB-Generalsekretärin Pfarrerin Dr. Anne Burghardt auf einem Forum der Vereinten Nationen Anfang dieser Woche.
Burghardt sprach bei einer hochrangig besetzten Podiumsdiskussion während des 10. Globalen Forums der UN-Allianz der Zivilisationen (UNAOC) in der portugiesischen Stadt Cascais. Sie formulierte eine Vision für eine vom Glauben getragene Führungsrolle bei der Bekämpfung von weltweiter Polarisierung und religiöser Intoleranz. Die 2005 gegründete UNAOC ist die wichtigste globale Plattform für interkulturellen Dialog, Verständigung und Zusammenarbeit unter der Schirmherrschaft der Vereinten Nationen.
Im Mittelpunkt der Podiumsdiskussion, an der führende Persönlichkeiten aus Kirche und Religion, Diplomatie und Menschenrechtsarbeit teilnahmen, standen konkrete Strategien zur Bekämpfung von Antisemitismus, Islamfeindlichkeit und anti-christlicher Intoleranz. Da laut aktuellen demografischen Studien fast 90 Prozent der Weltbevölkerung einer Religionsgemeinschaft angehören, darf deren Potenzial für positive Veränderungen nicht unterschätzt werden.
Liebe vertreibt die Furcht
„Polarisierung und Fake News sind zwei der drängendsten Herausforderungen und globalen Risiken unserer Zeit“, sagte Burghardt. Um diese zu verstehen und anzugehen, sei es wichtig, zunächst ihre Ursachen zu erkennen. Bestimmte politische Bewegungen schürten gezielt Ängste, um die Menschen zu spalten, so Burghardt. „Angst vor Machtverlust, Angst um die eigene Identität, Angst vor dem raschen Wandel in der Welt.”
Mit Bezug auf die Bibel erörterte Burghardt den Zusammenhang zwischen Angst und Hoffnung im Christentum. „Im ersten Johannesbrief lesen wir, dass die vollkommene Liebe die Furcht vertreibt“, sagte sie. Leider gelte aber auch der Umkehrschluss: Furcht vertreibt die Liebe. Als Verantwortliche in Kirchen bzw. als Menschen des Glaubens sind wir dazu aufgerufen, für unsere gemeinsame Menschlichkeit einzustehen und die Würde anderer zu respektieren.“ Religionsgemeinschaften müssten aber auch selbstkritisch bleiben und Verantwortung für diejenigen übernehmen, die heilige Schriften missbrauchen, um zu spalten und andere auszugrenzen, sagte sie.
Burghardt verwies auf die Kraft von Geschichten und persönlichen Zeugnissen, um die Verbindung zwischen Menschen zu stärken. Mit offiziellen Erklärungen erreiche man die Herzen der Menschen nicht, so die Generalsekretärin. Echte Geschichten aus unseren eigenen Gemeinschaften hingegen hätten die Kraft, Herzen und Köpfe zu berühren und zu verändern. Sie nannte Beispiele für erfolgreiche interreligiöse Initiativen aus der weltweiten Arbeit des LWB, bei denen durch den Dialog Brücken über religiöse Gräben hinweg geschlagen wurden.
Ich meine, dass religiöse Akteure stärker eingebunden werden müssen.
Anne BURGHARDT, LWB-Generalsekretärin
Mit Blick auf die Zukunft warb Burghardt auch für eine breitere Zusammenarbeit bei den Bemühungen um Friedenskonsolidierung und betonte dabei insbesondere die wichtige Rolle von Jugendlichen und Frauen. In Regionen wie Afrika machten junge Menschen die Mehrheit der Bevölkerung aus, daher sei es wichtig, sie in den Dialog und die Gestaltung einer Zukunft einzubeziehen, in der die Menschenwürde aller geachtet werde. Die Stimmen und Meinungen junger Menschen seien für die Friedensarbeit von entscheidender Bedeutung, erklärte sie.
Burghardt erwähnte auch den „Summit of the Future“ der kürzlich stattfand und bemerkte, dass Glaubensgemeinschaften und ihre Verantwortlichen im „Pact for the Future“ nur begrenzt Beachtung fänden. „Wenn die UNO und andere globale multilaterale Organisationen etwas bewegen wollen, müssen meiner Meinung nach religiöse Akteure stärker eingebunden werden“, sagte sie.
Die Podiumsdiskussion unter dem Titel „Den Hass überwinden: Gegen den weltweiten Anstieg aller Formen religiöser Intoleranz, wie Antisemitismus, Islamfeindlichkeit und Christenfeindlichkeit" war eine Gelegenheit, die Zusammenarbeit zwischen religiösen und weltlichen Kräften zu stärken. Das 10. Globale Forum fand vom 25. bis 27. November in Cascais (Portugal) statt. Unter dem Motto „In Frieden vereint: Vertrauen wiederherstellen, Zukunft neu gestalten“ kamen weltweit führende Persönlichkeiten aus der Zivilgesellschaft und von Regierungen zusammen.