Einen Tag vor Beginn der Klimakonferenz haben sich Gläubige zu einem Talanoa-Gespräch und zum Gebet versammelt Sie haben sich über Glaubensgrenzen hinweg getroffen und über gemeinsame Initiativen, Sorgen und Hoffnungen für ihr Engagement auf der Klimakonferenz unterhalten.
Informelle Talanoa-Zusammenkunft zu Beginn des Klimagipfels
(LWI) – „Unser Engagement beruht in erster Linie auf unserem Glauben“, sagte Romario Dohmann von der Evangelischen Kirche am La Plata, Argentinien. „Als Sachwalter der Schöpfung sind wir nicht ihre Eigentümer, sondern ihre Hüter.“ Dohmann hat den Lutherischen Weltbund (LWB) auf dem Podium vertreten, das einen Beitrag zur interreligiösen Talanoa-Zusammenkunft am Vorabend der COP27 geleistet hat.
Talanoa-Dialoge stammen aus der Kultur der indigenen Völker der Fidschi-Inseln und bezeichnen dort eine traditionelle Form der Lösung von Konflikten in der Gemeinschaft. Das Talanoa-Format wurde zum ersten Mal als Methode der Zusammenarbeit zur Lösung von Problemen eingeführt, als die Fidschi-Inseln die Präsidentschaft der COP23 innehatten. Ein Talanoa-Dialog führt die Teilnehmenden durch die folgenden Fragen: Wo sind wir? Wo wollen wir hin? Wie kommen wir dorthin? Am Vorabend der COP27 hat dieses Format Menschen unterschiedlicher Glaubensrichtungen die Gelegenheit geboten, sich zu versammeln und sich über Initiativen, Sorgen und Hoffnungen auszutauschen.
„In Krisenzeiten sollte es keine Rolle spielen, was für einen Pass du hast, wie alt du bist oder welcher der Kategorien du zugeschrieben wirst, die wir so gerne benutzen. Wichtig ist, an der Seite der am stärksten gefährdeten Menschen zu stehen – derjenigen, die am stärksten leiden“, sagte Dohmann.
Im Namen der Koptisch-Orthodoxen Kirche, die die Veranstaltung in der Himmlischen Kathedrale in Sharm El-Sheikh ausrichtet, hat Fr. Andrawes Samir die Teilnehmenden zur „Afrikanischen COP“ begrüßt und hinzugefügt, es gebe Hoffnung, dass Lösungen [auf der COP27] für die gesamte Menschheit und den Planeten gefunden werden.
Harjeet Singh vom Climate Action Network hat auf die Bedeutung der Klimagerechtigkeit und in diesem Kontext auch auf den Zusammenhang mit der Finanzierung des Klimaschutzes hingewiesen. Diese Gerechtigkeit, so sagte er, sei bisher noch nicht erreicht worden. „Die eigentliche Ursache für diese Situation ist darin zu sehen, dass die reichen Länder noch nicht ihren gerechten Anteil an der Finanzierung des Klimaschutzes geleistet haben und ihre Treibhausgasemissionen noch nicht ausreichend verringert haben.“
In seiner Ansprache im Namen der Gesamtafrikanischen Kirchenkonferenz und des Africa Faith Actors Network on Climate Action hat Pfarrer Feleke Tibebu darauf hingewiesen, dass aus dem Glauben handelnde Menschen eine wichtige Rolle beim Erreichen von Klimagerechtigkeit spielen. „Wir haben enge Verbindungen zu den Menschen an der Basis“, sagte er. „Die weltweite Verringerung von Treibhausgasemissionen ist für uns eine Sache, bei der es um Leben und Tod geht. Wir können aber Veränderungen bewirken, wenn wir ungeachtet unserer Religionszugehörigkeit mit allen zivilgesellschaftlichen Organisationen zusammenarbeiten.
„Wir werden in dem Masse mit unseren Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen erfolgreich sein, wie wir in der Lage sind, uns selbst zu verändern“, sagte Maureen Goodman von der Universität Brahma Kumaris. „Spirituelle Ressourcen geben uns Kraft und Widerstandsfähigkeit, und wir wissen, dass wir in Zukunft sehr viel davon brauchen werden.“ Sie ging ebenfalls auf die Bedeutung der Gewaltfreiheit ein, die uns den Weg „weg von Gewalt und Dominanz hin zu Haushalterschaft und Respekt weist.“
„Als Menschen im Glauben haben wir eine große Verantwortung, uns mit denjenigen auseinanderzusetzen, die die wirtschaftliche und politische Macht haben“, sagte Karimi Kinoti von Christian Aid. Sie hält besondere viel vom Talanoa-Format, denn „es bringt Stimmen zu Gehör, die in den Mainstream-Debatten nicht immer gehört werden.“
Pfarrer Raymond Minniecon gehört zu einer indigenen australischen Bevölkerungsgruppe. Unter Hinweis auf den Wissensschatz seiner Vorfahren sagte er: „Anpassung, Minderung, Durchführung: Wir haben das gemacht. Und wir können es wieder machen, und wir wollen es wieder machen für unsere Mutter Erde.“
Nach den Beiträgen während des Panels haben sich die Teilnehmenden online und persönlich zu kleinen Diskussionsrunden zusammengefunden. Der Talanoa-Dialog endete mit einem religionsübergreifenden Gebet, das gemeinsam von Vertreterinnen und Vertretern unterschiedlicher Glaubensrichtungen gesprochen wurde, oder mit einem gemeinsam gesungenen Lied oder Reflexionen aus der eigenen Glaubenstradition. Pfarrer Dr. Chad Rimmer zitierte aus den 8. Kapitel des Buchs der Sprichwörter und erinnerte daran, dass „die Weisheit, die das Leben auf der Erde geschaffen hat und erhält, die Weisheit ist, die wir suchen und die die Menschen aller Glaubensrichtungen aufruft, in Hoffnung gemeinsam den Weg in eine gerechte und friedliche Zukunft zu gehen.“
Der LWB nimmt an der 27. UN-Konferenz über Klimaänderungen (COP27) teil, die vom 6. bis 18. November 2022 in Sharm el-Sheikh, Ägypten, stattfindet. Die Teilnahme ist Teil des Engagements der Kirchengemeinschaft für den Ausbau der Klimaschutzmaßnahmen und die Fürsprachearbeit auf allen Ebenen. Junge Erwachsene sind wichtige Botschafterinnen und Botschafter des Wandels und machen einen wesentlichen Teil der Delegation des LWB bei der COP27 aus.