LWB fordert kurz vor dem Ende der COP29 ambitionierte Ziele und gerechte Lösungen 

In der Endphase der COP29-Verhandlungen stehen Entscheidungen zu wichtigen Themen immer noch aus. Die LWB-Delegierten setzen sich für gerechte Lösungen angesichts einer globalen Klimakrise ein.  

22 Nov. 2024
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LWB-Delegierte auf der COP29 unterwegs im Kongresszentrum in Baku, Aserbaidschan. Foto: LWB/Albin Hillert 

LWB-Delegierte auf der COP29 unterwegs im Kongresszentrum in Baku, Aserbaidschan. Foto: LWB/Albin Hillert 

Delegierte ziehen eine Bilanz ihrer Arbeit auf der COP29 und berichten über ihre Erwartungen  

(LWI) – Die COP29 nähert sich ihrem Abschluss. Sowohl vor Ort als auch online fordern die Delegierten des Lutherischen Weltbundes (LWB) sowie junge Menschen von Mitgliedskirchen weltweit, Kirchenleitende, Vertreter und Vertreterinnen der LWB-Arbeitsgruppe Klimagerechtigkeit und Personal der Länderprogramme des LWB-Weltdienstes gerechte Lösungen angesichts einer Krise, die uns letztlich alle betrifft.  

Ein wichtiges Ziel dieser auch als „Finanz-COP“ bezeichneten Klimakonferenz ist die Verabschiedung eines neuen kollektiven quantifizierbaren Ziels für die Klimafinanzierung (New Collective Quantified Goal, NCQG), das die Chance auf ein Finanzziel entsprechend den tatsächlichen Bedürfnissen der am stärksten betroffenen Länder bietet und drei wichtige Säulen der Antwort auf den Klimawandel enthält: Schutz, Anpassung, Verluste und Schäden.  

Es gibt allerdings kontroverse Diskussionen über die Frage, wie die Finanzierung so sichergestellt werden kann, dass einerseits das für die vulnerabelsten Gemeinschaften (meistens in den Entwicklungsländern) erforderliche Geld nicht ins Leere läuft, andererseits diese Länder auch nicht in aussichtslose Schuldenfallen geraten.  

Die vor Ort betroffenen Menschen müssen an den Verhandlungstisch  

Ein wichtiger Aspekt des LWB-Handlungsansatzes für Klimagerechtigkeit ist das Zusammendenken der lokalen und der globalen Ebene – am Verhandlungstisch müssen diejenigen Menschen zu Wort kommen, die vor Ort direkt vom Klimawandel betroffen sind.  

Für Erick Kapira von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Tansania ist die Rolle der Kirche bei der Bewältigung des Klimawandels eindeutig: „Kirchen und andere Glaubensgemeinschaften müssen bei der Suche nach Maßnahmen gegen den Klimawandel vorangehen“, sagte er und führte ein positives Beispiel aus seinem Heimatland an.  

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Carine Wendland aus Brasilien während ihrer Ansprache auf einer Pressekonferenz auf der COP29. Foto: LWB/Albin Hillert 

Carine Wendland aus Brasilien während ihrer Ansprache auf einer Pressekonferenz auf der COP29. Foto: LWB/Albin Hillert 

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LWB-Delegierte neben dem anglikanischen Erzbischof Julio Murray aus Panama (rechts) und Vertretern der ACT Alliance (links) bilden eine Menschenkette als Teil des weltweiten Aktionstages vor den großen Plenarsälen der COP29. Foto: LWB/Albin Hillert 

LWB-Delegierte neben dem anglikanischen Erzbischof Julio Murray aus Panama (rechts) und Vertretern der ACT Alliance (links) bilden eine Menschenkette als Teil des weltweiten Aktionstages vor den großen Plenarsälen der COP29. Foto: LWB/Albin Hillert 

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Romario Dohmann redet auf einer interreligiösen Nebenveranstaltung während des Klimagipfels in Baku. Foto: LWB/Albin Hillert 

Romario Dohmann redet auf einer interreligiösen Nebenveranstaltung während des Klimagipfels in Baku. Foto: LWB/Albin Hillert 

„In Tansania wird in den Kirchen über Klimagerechtigkeit gepredigt, und die jungen Menschen setzen dies jeden Tag in die Praxis um, indem sie zum Beispiel Mangrovenbäume pflanzen und den Gemeinschaften die Vorteile des Einsatzes erneuerbarer Energien erklären, um unseren Planeten zu schützen. So wird die Kirche durch ihr Handeln zum Vorbild“, erklärte er.  

Für die LWB-Delegierte Carine Wendland war es eine ereignisreiche Verhandlungswoche mit Reden auf einer interreligiösen COP29-Pressekonferenz und mit generations- und konfessionsübergreifenden Dialogen. „Für mich besteht die Klimaproblematik aus zahlreichen Herausforderungen, aber das größte Problem ist vielleicht, bei den Menschen ein Bewusstsein für die Bewahrung der Schöpfung zu wecken und zu fördern“, sagte die Jugendbeauftragte der Synode der Evangelischen Kirche Lutherischen Bekenntnisses in Brasilien und Mitglied des LWB-Forums für Klimagerechtigkeit in Lateinamerika und der Karibik.  

„Wir haben erlebt, dass der Klimanotstand bei jungen Menschen zu Klima-Angst und Öko-Angst führt, und wir wissen, dass das nicht nur uns als junge Menschen betrifft, sondern alle Generationen“, stellte Wendland fest.  

Unter dem Hinweis, dass 2024 voraussichtlich das erste Jahr seit Beginn der Klimaaufzeichnungen mit einer Durchschnittstemperatur höher als 1,5 °C im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter ist, sagte sie abschließend: „Ich hoffe gemeinsam mit allen anderen Menschen, dass diese COP mehr als nur ein Forum für leere Worte und Versprechungen ist und zu einer fairen und nachhaltigen Finanzierungsstruktur mit kohärenten Maßnahmen und sozial-ökologischer Gerechtigkeit für alle Formen des Lebens führt.“  

Interreligiöse Elemente wichtig für Erfolg unserer Agenda  

Interreligiöses Engagement ist jedes Jahr ein fester Bestandteil der Arbeit der LWB-Delegation auf der COP. Dazu gehört eine interreligiöse Erklärung an die UNFCC, an der mehrere Glaubenstraditionen mitgewirkt haben. Die Vertreter und Vertreterinnen unterschiedlicher Glaubensrichtungen mögen zwar mit ihren eigenen Themenschwerpunkten zur COP gekommen sein, aber letztlich vereint sie alle dasselbe Ziel: die Bewahrung der Schöpfung.  

Einer derjenigen, die jeden Tag im Einsatz sind, um in ihren lokalen Gemeinschaften die Folgen des Klimawandels abzumildern und sich daran anzupassen, ist Romario Dohmann von der Evangelischen Kirche am La Plata, unserer LWB-Mitgliedskirche in Argentinien.  

„Wir wissen, dass der Klimawandel in zweifacher Bedeutung keine Grenzen kennt, aber die vulnerabelsten Gemeinschaften am härtesten trifft“, sagte er und führte auf einer interreligiösen COP-Nebenveranstaltung als Beispiel kleinbäuerliche Betriebe an.  

„Sie stehen infolge verringerter Ernteerträge oder im schlimmsten Fall totaler Ernteausfälle vor großen Problemen. Deshalb sind konkrete Aktionen wie Baumpflanzungen und Wiederherstellung von Ökosystemen für ihr Überleben und den Aufbau einer nachhaltigen Zukunft immens wichtig“, erklärte er und fügte hinzu: „Heute einen Baum zu pflanzen, ist nicht nur ein Akt der Hoffnung, sondern eine dringend notwendige Aktion für den Klimaschutz, die etwas für zukünftige Generationen bewirken kann.“  

„Bei unserer Arbeit geht es nicht nur um die direkte Umsetzung ambitionierter und erreichbarer Ziele, sondern auch um eine langfristige Perspektive und die Wegbegleitung junger Menschen auf ihrem Weg als Anwälte und Anwältinnen der Klimagerechtigkeit“, sagte LWB-Programmreferentin für Klimagerechtigkeit, Elena Cedillo Vargas. „Wenn wir uns nicht darauf einigen können, wie ambitioniert unsere Zielvorgaben auf dieser COP sein müssen, dann besteht für viele Länder das Risiko, dass sie ihren Verpflichtungen zur Begrenzung der globalen Erwärmung auf unter 1,5 °C nicht nachkommen werden. Ein ambitioniertes Ergebnis ist deshalb nicht nur angezeigt, sondern dringend erforderlich. Wir müssen hier und jetzt handeln“, fügte sie hinzu.  

„Es gibt Länder, die sich nicht zu den für die Bekämpfung des Klimanotstandes erforderlichen Maßnahmen verpflichten wollen. COP29 muss deshalb eine eindeutige Rechenschaftspflicht sicherstellen und so ambitionierte Ziele setzen, dass daraus konkrete Aktionen zur Sicherung der Zukunft unseres gemeinsamen Hauses und all seiner Bewohner und Bewohnerinnen entstehen“, sagte Cedillo abschließend.  

Die LWB-Delegation bei der COP29 besteht aus Kirchenleitenden - Männern, Frauen und Jugendlichen - aus allen Kontinenten, die sich aus der Perspektive des Glaubens für die am meisten gefährdeten Menschen einsetzen. Sie arbeiten mit ökumenischen und interreligiösen Partnern in Online- und persönlichen Treffen zusammen.

LWB/Albin Hillert
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Land:
Aserbaidschan
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