COVID-19: Eine Ökonomie des Lebens gefordert

28 Mai 2020
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Christliche Gemeinschaften weltweit sollten in ihrem jeweiligen Kontext Vorreiterrollen bei der Umsetzung einer Ökonomie des Lebens einnehmen, fordern die weltweiten christlichen Organisationen. Das Foto zeigt vom LWB unterstützte Projekte zur Existenzsicherung in Nepal. LWB/Albin Hillert

Christliche Gemeinschaften weltweit sollten in ihrem jeweiligen Kontext Vorreiterrollen bei der Umsetzung einer Ökonomie des Lebens einnehmen, fordern die weltweiten christlichen Organisationen. Das Foto zeigt vom LWB unterstützte Projekte zur Existenzsicherung in Nepal. LWB/Albin Hillert

Corona-Pandemie ist „prophetischer Moment“

GENF (LWI) – Die COVID-19-Pandemie habe der Umsetzung einer „Ökonomie des Lebens“ neue Dringlichkeit verliehen. Weltweite christliche Organisationen, die zusammen Millionen von Menschen in aller Welt repräsentieren, rufen in diesem „prophetischen Moment“ zum Handeln auf.

In einer gemeinsamen Botschaft rufen der Lutherische Weltbund (LWB), der Ökumenische Rat der Kirchen, die Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen und der Rat für Weltmission die Regierungen weltweit dringend auf, ihre Unterstützung für die Gesundheitsfürsorge und die soziale Absicherung der Menschen aufzustocken. Weiterhin fordern sie einen Schuldenerlass und die Einführung einer progressiven Vermögenssteuer auf nationaler und globaler Ebene, um die wichtigen Maßnahmen zur Bewältigung der Pandemie zu finanzieren.

„Wir brauchen eine Ökonomie des Lebens, in der die Schöpfung und die Menschen für Geld nicht zu haben sind, und eine Theologie, in der Erlösung für Geld nicht zu haben ist“, sagte LWB-Generalsekretär Pfarrer Dr. h.c. Dr. h.c. Martin Junge. „Deshalb formulieren wir jetzt diesen Aufruf zur Umsetzung eines Wirtschaftssystems, in dem die Menschen und der Planet einen höheren Stellenwert haben als der Profit, und in dem die Lebensgrundlage und die Menschenrechte aller Menschen geschützt werden.“

„Die Gesundheitskrise ist Symptom einer viel tiefgreifenderen Wirtschaftskrise, die dieser zugrunde liegt“, heißt es in der Botschaft. „Darüber hinaus haben ineffektiv arbeitende und korrupte Regierungen auf nationaler Ebene die Unfähigkeit der Staaten, sich um diejenigen Menschen zu kümmern, die die Pandemie am stärksten gefährdet, noch verschärft.“

Die ökologische Krise, mit der die Welt heute konfrontiert sei, stünde in engem Zusammenhang mit der Coronavirus-Pandemie, heißt es in der Botschaft. „Kein Land ist eine Insel. Der Scheideweg, an dem wir derzeit stehen, und die voranschreitende Klimakatastrophe verlangen Geschlossenheit, Zusammenarbeit, Innovation und Veränderungen auf globaler Ebene.“

Die vier Organisationen

  • fordern die Umsetzung von Vorschlägen zu einer gerechten Besteuerung, einschließlich der Einführung einer progressiven Vermögenssteuer, einer Finanztransaktionssteuer und einer Kohlendioxidsteuer auf nationaler und globaler Ebene, die Wiedereinführung von Steuern auf Kapitalerträge und Erbschaften, Maßnahmen zur Verhinderung von Steuerhinterziehung und Steuerflucht sowie Entschädigungen für Sklaverei und andere soziale und ökologische Schulden, auch durch Schuldenerlasse,
  • rufen Regierungen auf, Kollektivgüter und ökologische Gemeingüter wieder zu beanspruchen und vor neoliberalen Privatisierungsprozessen und einer Kommodifizierung zu schützen, existenzsichernde Löhne für alle zu garantieren und lebensbejahenden Bereichen wie Gesundheit, Bildung, Wasserversorgung und Abwasserentsorgung, Agrarökologie und erneuerbare Energien sowohl im Wiederaufbau nach der Coronavirus-Pandemie als auch in den längerfristigen Plänen oberste Priorität zu geben,
  • rufen die Vereinten Nationen (UN) auf, einen Rat der Vereinten Nationen für wirtschaftliche, soziale und ökologische Sicherheit (UN Economic, Social and Ecological Security Council) einzurichten (aufbauend auf dem Vorschlag der Stiglitz-Kommission von 2009 für die Schaffung eines Rats zur weltweiten wirtschaftspolitischen Koordinierung), der beim Umgang mit den eng miteinander verflochtenen wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Krisen, die konzertiertes internationales Handeln erfordern, eine Führungsrolle übernehmen soll.

Darüber hinaus rufen sie die christlichen Gemeinschaften weltweit auf, in ihrem jeweiligen Kontext Vorreiterrollen in der Umsetzung einer Ökonomie des Lebens einzunehmen und sich mit anderen Bewegungen zusammenzutun, um mit noch kräftigerer Stimme auf die dringende Notwendigkeit umfassender Veränderungen in den aktuellen wirtschaftlichen und politischen Systemen hinzuweisen.

 

LWF/OCS