COVID-19: Schutz für Schulkinder und ihre Familien

16 Okt. 2020
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Sandrine Mumba Ilunga ist Schülerin und Mitglied der Evangelisch-Lutherischen Kirche im Kongo (ELKKo). Foto: ELKKo

Sandrine Mumba Ilunga ist Schülerin und Mitglied der Evangelisch-Lutherischen Kirche im Kongo (ELKKo). Foto: ELKKo

LWB Soforthilfe-Fonds: Bereitstellung von Alltagsmasken und Hygieneartikeln

LUBUMBASHI, Demokratische Republik Kongo/GENF (LWI) – Mitte September erhielt Sandrine Mumba Ilunga die gute Nachricht, dass sie ihre Abschlussprüfung der Sekundarstufe mit Auszeichnung bestanden habe und damit an der Universität Medizin studieren könne. Sie ist nicht die einzige erfolgreiche Schülerin: Die gesamte Abschlussklasse des Maadini Institute in Lubumbashi, (Demokratische Republik Kongo – DRK), bestehend aus 47 Mädchen und Jungen, hat die Abschlussprüfungen der Sekundarstufe bestanden. Sie hatten als Schwerpunkt Chemie und Biologie, und haben damit den Schulabschluss Diplôme d’état geschafft.

Wenn man die 18-Jährige vor einem halben Jahr gefragt hätte, was die Zukunft für sie bringen würde, „hätte ich gesagt: ‚Gar nichts‘, denn über uns hing bedrohlich die dunkle COVID-19-Wolke und hatte meinen Traum, Ärztin zu werden, in weite Ferne gerückt“, sagt sie.

Ilunga, ein aktives Mitglied der Evangelisch-Lutherischen Kirche im Kongo (ELKKo), ist eine von Millionen Schülerinnen und Schülern in der DRK, die seit Mitte August endlich wieder in die Schule gehen können. Die Regierung hatte den kompletten Lockdown im Land gelockert, der vom 24. März bis 21. Juli verhängt worden war, um die Ausbreitung der COVID-19-Pandemie zu verlangsamen.

Ilunga ist aber nicht nur froh und dankbar, dass sie ihre Prüfungen bestanden hat. „Als wir endlich wieder zur Schule gehen durften, habe ich mich sehr gefreut, dass ein Team aus meiner Kirche an die gesamte Schülerschaft und alle Lehrkräfte Alltagsmasken aus Stoff verteilt.“ Außerdem wurden in den von allen genutzten Räumen und Bereichen Waschbecken und Seife zum Händewaschen bereitgestellt.“

 ELCCo/ Banza Lupanga

Etwa 5.200 waschbare Alltagsmasken haben freiwillige Helferinnen und Helfer der ELKKo in der Schule von Ilunga und in anderen Schulen in Lubumbashi verteilt. Zudem hat die ELKKo, eine Mitgliedskirche des Lutherischen Weltbundes (LWB), Sensibilisierungsmaßnahmen durchgeführt, um die von den Gesundheitsbehörden verbindlich angeordneten Schutzmaßnahmen – das Tragen einer Alltagsmaske, das regelmäßige Händewaschen mit Seife und die Einhaltung eines Abstandes von mindestens einem Meter zu anderen Personen – zu unterstützen.

Die Initiative der ELKKo als Antwort auf die COVID-19-Pandemie wird durch den Soforthilfe-Fonds des LWB unterstützt. Aus diesem Fonds können Kirchen finanzielle Hilfen in Höhe von bis zu EUR 5.000 beantragen, um ihre Bemühungen um eine Abmilderung der Auswirkungen des neuen Coronavirus zu finanzieren.

Alltagsmasken sind zu neuer Gewohnheit geworden

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation hat es Stand 12. Oktober in der DRK bisher 10.840 bestätigte COVID-19-Fälle und 276 Todesopfer gegeben. Auch wenn die Behörden die Einschränkungen der Bewegungsfreiheit langsam lockern, ist das Tragen einer Alltagsmaske im öffentlichen Raum weiterhin Pflicht. „Es gehört inzwischen zum gewohnten Bild – in Schulen, auf der Straße und auf den Märkten – überall tragen die Menschen Mund-Nasen-Schutz. Und das zeigt, wie wichtig es uns ist, uns selbst und andere zu schützen“, sagt Ilunga.

Die lutherische Kirche in der DRK hat ihre Hilfsmaßnahmen schon während des Lockdowns begonnen – natürlich unter Einhaltung der behördlichen Sicherheitsvorschriften. „Die Mitarbeitenden in unseren Außenstellen sind in die verschiedenen Stadtviertel und von Tür zu Tür gegangen, um Mund-Nasen-Schutzmasken, hydroalkoholische Waschlotionen und Waschschüsseln an die Schülerinnen und Schüler und ihre Familien zu verteilen und den Menschen zu zeigen, wie sie das alles korrekt verwenden“, berichtet ELKKo-Generalsekretär Gilbert Ilunga-Nkasa Talwa. „Und auch als die Regierung dann beschlossen hat, die Schulen ab dem 15. August für eine begrenzte Anzahl Schülerinnen und Schüler wieder zu öffnen, ist unser Projekt-Team wieder rausgegangen“, führt er weiter aus.

Wirtschaftliche Ungleichheit bekämpfen

Die lange geltenden Beschränkungen waren für viele Menschen sehr schwierig. „Es fanden keine Gottesdienste statt und kein Schulunterricht, man durfte seine Freunde und Verwandten nicht treffen“, erinnert sich Ilunga. In den vier Monaten, die sie alle zu Hause bleiben mussten, haben Ilungas Eltern Nachhilfeunterricht für sie organisiert und sie selbst hat sich auf verschiedenen Plattformen, die über das Handy laufen, mit anderen Schülerinnen und Schülern zu Diskussions- und Lerngruppen verabredet, um sich auf die Prüfungen vorzubereiten. Gleichzeitig, so erzählt sie weiter, habe sie sich aber auch viele Gedanken über Familien gemacht, „die es vorher schon schwer hatten, über die Runden zu kommen“, und über „die Straßenkinder, die wir mit unserer Jungendgruppe der Kirche immer besucht haben“. Oft habe sie sich gefragt, ob sie sich wohl mit dem Virus angesteckt hätten, wer sich um sie kümmern würde, ob sie in Sicherheit seien, woher sie in einer Stadt, in der alle Geschäfte geschlossen haben, etwas zu essen bekommen würden, wenn keine Passantinnen und Passanten ihnen eine Kleinigkeit abgeben würden.

 ELCCo/ Banza Lupanga

Tatsächlich hat die ELKKo festgestellt, dass COVID-19 die bereits herrschende wirtschaftliche Ungleichheit in dem afrikanischen Land mit seinen 89,5 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern, von denen die allermeisten ihren Lebensunterhalt im informellen Sektor verdienen, deutlich verschlimmert hat. „Bei der Umsetzung unserer Projekte waren unsere Mitarbeitenden mit zwei großen Herausforderungen konfrontiert: Zum einen war die Nachfrage nach persönlicher Schutzausrüstung für alle Familienmitglieder sehr groß und zum anderen war das Armutsniveau der meisten Familien sehr hoch“, berichtet Generalsekretär Talwa.

Eigentlich war das Projekt auf Schülerinnen und Schüler ausgerichtet, die zur Schule gehen sollten, aber die Mitarbeitenden stellten fest, dass es in den meisten Haushalten einfach nicht ausreichend finanzielle Kapazitäten gab, um für alle Familienmitglieder einen Mund-Nasen-Schutz zu besorgen. Weil die Kirche aber einfach nicht in der Lage ist, dieser großen Nachfrage insgesamt Herr zu werden, wirbt die lutherische Kirche weiterhin dafür, dass Eltern aus den vor Ort verfügbaren Materialien selbst waschbare Mund-Nasen-Schutze nähen, damit sie die hilfsbedürftigsten Menschen versorgen könne.

„Die Krankheit ist noch nicht besiegt“

Der Generalsekretär des ELKKo sagt, er sei sehr dankbar, dass das Engagement seiner Kirche dabei helfen konnte, die Menschen während dieser Pandemie zu schützen. „Wir freuen uns sehr, dass alle Schülerinnen und Schüler in Lubumbashi auf der Straße Alltagsmasken tragen. Allerdings ist die unerwartet hohe Anzahl von Menschen in den ärmsten Bevölkerungsschichten, die immer noch keine solche Alltagsmaske besitzen, ein großes Problem, dem wir uns weiterhin stellen müssen“, sagt Talwa abschließend.

Während in Lubumbashi der Lockdown also langsam gelockert wird und Sandrine Ilunga auf die Antworten auf ihre Bewerbungen um einen Studienplatz wartet, hofft sie auch, dass sich ihre Jugendgruppe der Kirche bald wieder treffen und sie nach den Straßenkindern sehen kann. Ihre Botschaft an die anderen Jugendlichen, die versuchen, sich an das Leben mit COVID-19 zu gewöhnen, lautet: „Tragt immer eine Maske! Haltet euch an die Verordnungen und Beschränkungen. Die Krankheit ist noch nicht besiegt.“

 

 

LWF/OCS