Deutschland: Gedenken an 500 Jahre Täuferbewegung

Im Jahr 2025 finden in Deutschland ökumenische Gedenkfeiern zum 500-jährigen Bestehen der Täuferbewegung als Teil des reformatorischen Erbes statt. 

23 Jan. 2025
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Taufbecken in Wittenberg, Deutschland. Foto: Unsplash, Tobias Schulz

Taufbecken in Wittenberg, Deutschland. Foto: Unsplash, Tobias Schulz

Leben in bedingungsloser Nachfolge Christi 

(LWI) – „Wir können von den Täuferkirchen viel lernen,“ sagte Bischof Friedrich Kramer von der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland bei einem ökumenischen Gottesdienst in der Stadtkirche Waltershausen am 19. Januar. In diesem Jahr gedenken mennonitische Kirchen und deutsche Landeskirchen gemeinsam der Ursprünge der Reformation – einschließlich des 500-jährigen Jubiläums der Täuferbewegung. 

Die Jahre nach Martin Luthers Reformation im Jahr 1517 waren von sozialen, religiösen und politischen Unruhen geprägt, die im Bauernkrieg von 1524/1525 gipfelten und Bewegungen wie die der Täufer hervorbrachten. Fünfhundert Jahre später setzen sich die Kirchen in Deutschland mit der Frage auseinander, welche Bedeutung dieser Umbruch und die damit verbundenen Reformen für die damalige und die heutige Zeit haben. 

Bischof Kramer hob die pazifistischen Überzeugungen der Täuferinnen und Täufer hervor und verwies auf ihren entschlossenen Willen, in der unbedingten Nachfolge Jesu Christi zu leben, „der keine Waffe in die Hand genommen hat, der den Menschen die Waffen aus der Hand genommen hat.“ In diesem Zusammenhang betonte er die Wichtigkeit eines fortgesetzten Dialogs zwischen lutherischen und mennonitischen Gläubigen. 

Die Täuferbewegung als „linker Flügel“ der Reformation 

Die Täuferbewegung entstand in der Folge der Reformation und wird auch als der „linke Flügel“ der Reformation oder die „radikale“ Reformation bezeichnet. Die von den Täuferinnen und Täufern geforderten sozialen Reformen waren radikaler als die, für die sich Martin Luther in Wittenberg oder Huldrych Zwingli in Zürich einsetzten. Unter anderem umfassten sie auch die konsequente Trennung von Staat und Kirche. Die Bewegung stand für eine Kirche von Männern und Frauen ohne Hierarchie und Klerus. 

Sie lehnten die Säuglingstaufe ab, da sie der Überzeugung waren, dass die Entscheidung für den Glauben bewussten getroffen werden solle. Deshalb wurden die Anhängerinnen und Anhänger der Bewegung „wiedergetauft“. Zudem stellten sie infrage, ob es Christen erlaubt sei, Kriegsdienst zu leisten. 

Doris Hege, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden in Deutschland, erklärte, dass der 21. Februar 1525 – das Datum der ersten Erwachsenentaufe, die damals als Wiedertaufe bezeichnet wurde – als Geburtsstunde der Täuferbewegung gelte. Die mennonitischen Kirchen stellen sich in die Nachfolge der Täuferbewegung und bilden heute eine der größten Weltgemeinschaften in täuferischer Tradition. 

Hege betonte die große Bedeutung der Tauffrage: „Die Täufer haben ihre Kinder nicht getauft, was strafbar war“. Bald wurden die Täuferinnen und Täufer sowohl von katholischen als auch von protestantischen Herrschern grausam verfolgt – so auch in Thüringen um 1530. 

Am 18. Januar dieses Jahres wurde im Rahmen der 500-Jahr-Feier eine Gedenktafel mit der Inschrift „Gefangen, gelitten, gestorben“ eingeweiht, die an die vier Täuferinnen und zwei Täufer erinnert, die am 18. Januar 1530 in Reinhardsbrunn (Thüringen) hingerichtet wurden. 

Versöhnung nach Jahrhunderten 

Ein wichtiger Impuls für dieses Gedenken ging von der Elften Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes (LWB) in Stuttgart im Jahr 2010 aus. Während der Vollversammlung baten die lutherischen Gläubigen ihre mennonitischen Geschwister um Vergebung für das Handeln ihrer Vorfahrinnen und Vorfahren. Die „Mennonitische Aktion“ auf dieser Vollversammlung umfasste die Selbstverpflichtung zu weiterer Versöhnungsarbeit und war ein entscheidender Moment in den Beziehungen zwischen den zwei Kirchengemeinschaften. 

Die Liturgie der Versöhnung auf der Stuttgarter Vollversammlung wurde durch einen intensiven Dialog zwischen dem LWB und der Mennonitischen Weltkonferenz ermöglicht, aus dem das Dokument Heilung der Erinnerungen: Die Bedeutung der lutherisch-mennonitischen Versöhnung (2016) hervorging. 

In der Folge fanden trilaterale Gespräche zwischen dem LWB, der Mennonitischen Weltkonferenz und der römisch-katholischen Kirche statt, deren Abschlussbericht Die Taufe und die Eingliederung in den Leib Christi, die Kirche (2020) sich insbesondere mit der Frage der Taufe befasste.

Die Mennonitische Weltkonferenz wird am 29. Mai 2025 in Zürich den 500. Jahrestag der Täuferbewegung unter dem Motto Mut zur Liebe: Anabaptism@500 feiern. 

LWB/A. Weyermüller