"Ein sichtbares Zeichen der Einheit"

24 Okt. 2016
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Landesbischof Frank Otfried July, LWB-Vizepräsident für die Region Mittel-Westeuropa, hofft auf neue Ideen und Aufbrüche, die vom gemeinsamen Reformationsgedenken ausgehen. Foto: LWB/S. Gallay

Landesbischof Frank Otfried July, LWB-Vizepräsident für die Region Mittel-Westeuropa, hofft auf neue Ideen und Aufbrüche, die vom gemeinsamen Reformationsgedenken ausgehen. Foto: LWB/S. Gallay

LWB-Vizepräsident July zum Reformationsgedenken

STUTTGART, Deutschland/GENF (LWI) – Dr. h. c. Frank Otfried July ist seit 2005 Landesbischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Diese ist eine von elf deutschen Mitgliedskirchen im Lutherischen Weltbund (LWB), der 2,1 Millionen evangelische Christinnen und Christen angehören. 2010 wurde July von der Vollversammlung zum Vizepräsidenten des LWB für die Region Mittel-Westeuropa gewählt.

Lutherische Weltinformation sprach mit ihm über das anstehende Reformationsgedenken und die Erwartungen und Hoffnungen, die sich für ihn damit verbinden.

Lutherische Weltinformation: Welche Bedeutung hat das Gemeinsame katholisch-lutherische Reformationsgedenken im schwedischen Lund und Malmö aus Ihrer Perspektive?

Frank Otfried July: Der gemeinsame Gottesdienst in Lund ist selbst ein reformatorischer Akt der Ökumene. Dass wir uns in der Verschiedenheit begegnen und zugleich ein weithin sichtbares Zeichen der Einheit setzen. Ein solches Zeichen ist in unserer zerrissenen Welt unübersehbar und bitter notwendig. Ich freue mich auf den Gottesdienst und bin sehr gespannt darauf.

In welcher Weise arbeiten Lutheraner und Katholiken in Ihrer Region zusammen? – Können Sie Beispiele nennen?

In unserem Bundesland Baden-Württemberg und in Deutschland insgesamt ist die Zahl der Katholiken und der Protestanten nahezu gleich. Etwa 60 Prozent der 80,6 Millionen Einwohner der Bundesrepublik Deutschland sind Christen. Davon sind rund 30 Prozent katholisch und 28 Prozent protestantisch. Das heißt, dass wir gegenüber dem Staat meist mit einer Stimme sprechen können. Im Reformationsjubiläumsjahr gibt es viele gemeinsame Gottesdienste und Feiern durch das ganze Jahr hindurch. Und auch bei unserem diakonischen Engagement, zum Beispiel in der Flüchtlingshilfe, sind wir häufig gemeinsam tätig.

Wie kann die Zusammenarbeit der Konfessionen in Blick auf Flüchtlinge und Migranten in Ihrer Region aussehen?

Die Flüchtlingsarbeit machen wir vielerorts gemeinsam. Unsere katholischen Schwestern und Brüder nehmen genauso viele Flüchtlinge in ihren Einrichtungen auf wie wir. Wir tauschen Ideen aus und wir helfen uns gegenseitig bei unseren Bemühungen, Flüchtlingen zu helfen und sie zu integrieren.

Wie wird das Reformationsgedenken in Ihrer Region gefeiert?

Es wird eine Vielzahl von Veranstaltungen geben: große auf Landeskirchenebene und dezentrale in unseren Gemeinden.
Mit der Aktion „Baden-Württemberg liest Luther“ laden wir alle Menschen in unserem Bundesland ein, Martin Luthers Freiheitsschrift von 1520 zu lesen und zu diskutieren, was sie uns heute zu sagen hat, was Reformation heute bedeutet. Dafür haben wir sie auch in sogenannte „leichte Sprache“ übersetzt.
An verschiedenen Wegmarken des Reformationsjubiläumsjahres feiern und bedenken wir gemeinsam mit unseren katholischen Geschwistern die Reformation, ihre Folgen – und was uns verbindet: Christus!

Sie werden den LWB und Ihre Region bei den Feierlichkeiten in Lund und Malmö vertreten. Wie sehen Ihre persönlichen Erwartungen für diesen Tag aus?

Ich freue mich auf die vielen persönlichen Begegnungen. Ich hoffe auf neue Ideen und Aufbrüche. Und möchte von diesem neuen Geist der Ökumene möglichst viel in meine eigene Kirche zurückbringen, damit auch bei uns der ökumenische Aufbruch spürbar und sichtbar wird.

LWF/OCS