Simbabwische Kirche unterstützt Bemühungen, AIDS-Stigma zu bekämpfen
(Anlässlich des Welt-AIDS-Tages, der weltweit am 1. Dezember begangen wird, berichtet die Evangelisch-Lutherische Kirche in Simbabwe über einige ihrer Bemühungen in der Bekämpfung der mit HIV verbundenen Stigmatisierung und Diskriminierung. Die LWB-Mitgliedskirche ermutigt die Initiativen von Gemeindegruppen, Menschen, die mit HIV leben, alternative Existenzgrundlagen zu bieten.)
„Mawuya, Mawuya, Mawuya ku Tariro“ (Willkommen in Tariro) lautet der beliebte Gesang, mit dem BesucherInnen von der Tariro HIV- und AIDS-Selbsthilfegruppe der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Simbabwe (ELKS) begrüsst werden.
An einem Donnerstagnachmittag sind acht Personen in der ELKS-Kirchengemeinde Mufakose zusammengekommen, um sich über die jüngsten Aktivitäten der Selbsthilfegruppe für Menschen, die mit HIV leben, zu informieren. Ein Blick auf die Konten der Selbsthilfegruppe zeigt, dass jedes Mitglied im laufenden Monat dank Investitionen auf dem lokalen Geldmarkt 500 US-Dollar erhalten wird.
Die Gemeinde Mufakose liegt in einem einkommensschwachen Vorort der simbabwischen Hauptstadt Harare und ist Teil der Östlichen Diözese der ELKS, die für ihre AIDS-Initiativen Unterstützung vom Lutherischen Weltbund (LWB) erhält.
Als die Selbsthilfegruppe 2009 gegründet wurde, war sie zunächst sehr populär, denn viele dachten, sie würden hier Almosen erhalten. Die meisten aber blieben wieder weg als sie verstanden, dass es der Zweck der Gruppe war, finanzielle Mittel zur Unterstützung von dem zu erwirtschaften, was die Mitglieder selbst geben konnten.
Dass der Selbsthilfegruppe derzeit nur zehn Mitglieder angehören beunruhigt hier keinen. „Die geringe Mitgliederzahl finden wir überhaupt nicht beunruhigend, denn wir wachsen als Gruppe im Geist und haben immer mehr Ideen“, sagt Fananai Mtengwa, die Koordinatorin der Gruppe, die hauptsächlich aus verwitweten oder alleinstehenden Müttern besteht.
Kleine Summen investieren
Tariros langfristige Nachhaltigkeit ist derzeit von den Investitionen abhängig, die mit den monatlichen Beiträgen aller Mitglieder aus dem gemeinsamen Topf getätigt werden. Je nach Bedürftigkeit werden dann unterschiedliche Beträge an Einzelpersonen verliehen.
„Einen Teil des Geldes bringen wir auf den Geldmarkt und erzielen einen Gewinn, den wir dann an die Mitglieder verteilen“, sagt Mtengwa.
„Im Oktober bekam jedes Mitglied rund 1.000 USD und es blieb zusätzlich eine Summe von 6.855 USD in der Gemeinschaftskasse“, ergänzt Future Mandondo, die Vorsitzende der Gruppe. Das Ziel ist, ein Einkommen schaffendes Projekt einzurichten, das „uns hilft, uns selbst zu versorgen und für unserer Familien Essen kaufen zu können, denn viele von uns sind nicht erwerbstätig“, fügt sie hinzu.
„Wir alle wohnen zur Miete. Manchmal werden wir aus unseren gemieteten Unterkünften hinausgeworfen und die Kinder werden von der Schule gejagt, weil sie nicht imstande sind, die Schulgebühren zu bezahlen, aber wir alle bekommen Unterstützung von der Gruppe“, sagt Kossam Mathe, der Vizevorsitzende von Tariro.
Er hofft, dass die Gruppe als neue Einkommensquelle ein Hühnerzuchtprojekt beginnen könne. „Wir brauchen Hilfe, aber wir wollen keine Almosen“, fügt Mathe hinzu.
Das Stigma bekämpfen
Obwohl das Bewusstsein für HIV und AIDS in der simbabwischen Gesellschaft gestärkt wurde und wird, ist die Stigmatisierung von Menschen, die mit HIV leben, weiterhin ein Problem. „Wir haben kein AIDS, wir haben nur HIV. Aber leider gibt es immer noch Menschen, die nicht getestet sind und die uns weiterhin stigmatisieren“, sagt Mathe.
Celine Mangena erklärt, die Gruppe habe im Kampf gegen das Stigma viel gute Arbeit geleistet. „Früher war es für viele sehr schwierig, neben einer HIV-positiven Person eine Cola zu trinken, aber jetzt ist das Dank der umfassenden Aufklärung möglich“, sagt sie.
Die Mitglieder der Gruppe sind sich einig, dass die Kirche eine wichtige Rolle dabei spielen muss, das mit HIV und AIDS assoziierte Stigma zu bekämpfen.
Mergie Nyoni erinnert sich an die Unterstützung, die sie von der Kirche erhalten hat, als sie von ihrer HIV-Infizierung erfuhr. „Als ich herausfand, dass ich HIV-positiv bin, sagten viele Leute in meiner Nachbarschaft, man solle mich nach Mberengwa bringen, eine trockene und arme ländliche Gegend rund 500 km südlich von der Hauptstadt Harare, damit ich dort auf meinen Tod warte. Aber die Menschen in der Kirche halfen mir so lange, bis ich mich selbst versorgen konnte. Heute habe ich ein Unternehmen, das monatlich rund 10.000 Ziegel herstellt. Ich kann mich selbst um mich kümmern“, sagt sie.
Die Rolle der Kirche in Sensibilisierungsmassnahmen
Mit Blick auf die Selbsthilfegruppen in der ELKS wie die Tariro-Gruppe sagt der Gemeindepastor Pfr. Lazarus Maposa, dass die biblische Lehre genutzt werden müsse, die Rolle der Kirche bei der Unterstützung der Menschen, die mit HIV leben, zu stärken. Das schliesse Seminare für Pfarrerinnen und Pfarrer mit ein, die dann das Bewusstsein der Menschen in ihren jeweiligen Gemeinden stärken.
„Das Konzept ist, das Wort Gottes passend anzuwenden. Wir dürfen das Stigma keinesfalls aufrechterhalten. Wenn wir auf der Kanzel stehen, müssen wir uns bemühen, alle einzubeziehen. Wir müssen das Stereotypisieren innerhalb der Kirche stoppen und ein Bewusstsein aufbauen, das die Menschen lehrt, alle Menschen so anzunehmen, wie sie sind“, fügt er hinzu.
Trotz der guten Arbeit hat Tariro finanzielle und personelle Probleme. Mtengwa hofft, dass ein Fonds geschaffen werden könne, mit dem stigmatisierten Kindern durch Erholungsangebote geholfen werden könne. Die ELKS unterhält in einigen Landesteilen bereits erfolgreiche HIV- und AIDS-Programme, aber in anderen Regionen ist die Finanzierung problematisch. Im Dezember wird eine landesweite Versammlung nach Möglichkeiten suchen, wie Programme für Menschen, die mit HIV leben, unterstützt werden können.
Weniger Menschen betroffen
In den letzten zehn Jahren haben in Simbabwe intensive Aufklärungskampagnen, bei denen der Schwerpunkt auf den Schutz vor der Übertragung von HIV gelegt wurde, sowie ein verbesserter Zugang zu antiretroviralen Medikamenten zu einem Rückgang der Prävalenzrate von 26 Prozent im Jahr 1997 auf 14 Prozent im Jahr 2010 geführt. Von den insgesamt 12,6 Millionen EinwohnerInnen des Landes leben schätzungsweise 1,4 Millionen Menschen mit HIV.
Ein auf fünf Jahre angelegter nationaler Strategieplan zu AIDS, der im vergangenen Jahr von der Regierung erlassen wurde, legt den Schwerpunkt auf die Prävention der Übertragung von der Mutter aufs Kind und hat zum Ziel, die Prävalenzrate von 14 Prozent auf sieben Prozent im Jahr 2013 und auf unter fünf Prozent im Jahr 2015 zu senken.
Nach Angaben von UNAIDS, dem Gemeinsamen Programm der Vereinten Nationen zu HIV/AIDS, führte die Verbreitung der HIV-Behandlung weltweit zu einem Rückgang der mit AIDS zusammenhängenden Todesfälle. Dieser Rückgang der Sterberate bedeutete jedoch auch, dass 2011 mehr Menschen mit HIV lebten als jemals zuvor: 34,2 Millionen. (1.026 Wörter)
(Für LWI von Stanley Kwenda)