Fürsprache für Gendergerechtigkeit fördern

17 Nov. 2020
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Yagya Gautam, Projektmanager des Lutherischen Weltbundes (LWB) in Nepal. Foto: LWB Nepal

Yagya Gautam, Projektmanager des Lutherischen Weltbundes (LWB) in Nepal. Foto: LWB Nepal

Schulung: Engagement an der Basis für Menschenrechte von Frauen

GENF, Schweiz (LWI) – Die Reisfelder und Wälder von Morang im Osten Nepals sind eine halbe Weltreise entfernt vom Palais des Nations in Genf. Dennoch hat Yagya Gautam, Projektmanager des Lutherischen Weltbundes (LWB) in Nepal, in diesem Herbst an einem Trainingsprogramm zum Thema Menschenrechte in Genf teilgenommen, um zu lernen, wie er auf der Ebene der Vereinten Nationen effektiver Fürsprachearbeit für die Menschenrechte von Frauen und Mädchen leisten kann.

Gautam war einer von mehr als 70 Männern und Frauen, die vom 26. Oktober bis 13. November 2020 an der alljährlich stattfindenden Schulung zum Engagement für die Menschenrechte von Frauen teilnahmen. Der LWB richtet diese Schulung zusammen mit fünf ökumenischen Partnern aus – dem Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK), dem ACT-Bündnis (ACT), ACT Church of Sweden, Finn Church Aid (FCA) und Mission 21, dem Missionswerk der evangelisch-reformierten Kirchen in der Schweiz.

Normalerweise kommen die Teilnehmenden für die Schulung nach Genf und sind im Palais des Nations zu Gast, um aus erster Hand zu erleben und zu sehen, wie internationale Menschenrechtsbestimmungen gemacht und wie Entscheidungen getroffen werden, mit denen von Regierungen aus aller Welt Rechenschaft gefordert wird. In diesem Jahr aber musste der Kurs aufgrund der Beschränkungen infolge der COVID-19-Pandemie teilweise online stattfinden, und nur ein Teil der 70 Teilnehmenden konnte persönlich nach Genf kommen. Trotzdem sind sich alle Teilnehmenden einig, dass es für sie eine einmalige Gelegenheit war, etwas über effektiveres Engagement für Gendergerechtigkeit zu lernen.

Frauenrechte sind bereichsübergreifend

Der LWB engagiere sich stark „für Frauen und Mädchen, für Menschen mit Behinderungen, für die Dalit, für bedrohte Menschen, die Opfer von Umweltkatastrophen, ehemalige Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter und indigene Bevölkerungsgruppen“, sagte Gautam. „Die Schulung hat mir in ganz praktischer Hinsicht geholfen“, erzählt er weiter. So habe er insbesondere verstanden, dass Frauenrecht bereichsübergreifend seien und dass „viele Faktoren dazu beitragen, dass Frauen unterdrückt und ihrer Würde beraubt werden“.

Die Veranstaltungen der Schulung legten einen Schwerpunkt auf die verschiedenen Herausforderungen, mit denen all jene konfrontiert sein können, die sich für Gendergerechtigkeit einsetzen – zum Beispiel die Zunahmen der Gewalt gegen Frauen, über die aus vielen Ländern weltweit infolge der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Quarantäne- und Isolationsmaßnahmen berichtet wurde. „Mir ist bewusst geworden, wie wichtig es ist, dass Religionsgemeinschaften und religiöse Institutionen Botschafterinnen und Botschafter des Wandels für eine Stärkung der Frau und für ein besseres Verständnis der Bedeutung von Gendergerechtigkeit sind“, sagte Gautam.

Teil der Schulung waren auch ganz praktische Übungen dazu, wie man einen Advocacy-Plan erstellt, einen Bericht für das Allgemeine Periodische Überprüfungsverfahren (Englisch: Universal Periodic Review, UPR) des Menschenrechtsrats formuliert und wie der Berichterstattungsmechanismus des Übereinkommens zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau (CEDAW) funktioniert.

Von Trauer und Schmerz hin zu Hoffnung und Leben

Auch Colleen Cunningham von der Brüder-Unität in Südafrika hat an der dreiwöchigen Schulung teilgenommen: „Nach all den Traumata im Zusammenhang mit COVID-19 hat mich diese Schulung dazu gebracht, über andere Dinge nachzudenken und anders zu handeln, Trauer und Schmerz hinter mir zu lassen und mich der Hoffnung und dem Leben zuzuwenden.“ Cunningham, die Mitglied im Planungsausschuss für die 13. LWB-Vollversammlung in Krakau, Polen, ist, sagte: „Ich danke Ihnen wirklich von Herzen, dass Sie an diesem wichtigen Punkt mein Leben verändert und meinem Denken eine neue Ausrichtung gegeben haben.“

Die LWB-Referentin für Gendergerechtigkeit, Sikhonzile Ndlovu, erklärte: „Als klar wurde, dass aufgrund der COVID-19-Pandemie ein Großteil des Jahres Reisebeschränkungen in irgendeiner Form gelten würden, haben wir uns entschlossen, die Form der Schulung anzupassen und eine ‚Mischform‘ mit virtuellen Elementen für all diejenigen zu organisieren, die nicht würden nach Genf reisen können. Angesichts der vielen Rückschläge beim Thema Geschlechtergleichstellung konnten wir die Schulung aber einfach nicht aufschieben, sondern mussten am Ball bleiben.“

Und weiter sagte sie: „Ziel der Schulung war es, die Teilnehmenden mit den notwendigen Kompetenzen und Hilfsmitteln auszustatten, damit sie von ihrem lokalen Kontext ausgehend bis hin zur globalen Ebene und zurück zu ihrem lokalen Kontext Fürsprachearbeit für Gendergerechtigkeit leisten können.“ Und trotz der Einschränkungen in Bezug auf die physische Anwesenheit in Genf in diesem Jahr habe die Schulung den Teilnehmenden die wichtige Möglichkeit geboten, etwas über bewährte Praktiken im Engagement für Gendergerechtigkeit zu lernen, die in verschiedenen Teilen der weltweiten lutherischen Gemeinschaft schon erfolgreich umgesetzt wurden und werden.

Yagya Gautam kündigte im Hinblick auf sein Engagement für Gerechtigkeit für die marginalisiertesten Frauen in Nepal an: „Die Schaffung von ‚mobilen Gerichten‘, um Frauen den Zugang zur Justiz zu erleichtern, war eine neue und reproduzierbare Maßnahme, die auch ich in meinem Einflussbereich umsetzen will.“ Und abschließend sagt er mit Dankbarkeit: „Die Schulung hat mich ermutigt, mich für diejenigen einzusetzen, die in der nepalesischen Gesellschaft diskriminiert oder unterdrückt werden oder denen ihr Wert abgesprochen wird.“

 

LWF/OCS