Genfer Büro der LWB-Kirchengemeinschaft sensibilisiert Mitarbeitende
Genf (LWI) – Wieviel wissen Männer und Frauen in ihrem Arbeitsumfeld über ihre Rechte und Pflichten im Zusammenhang mit Gendergerechtigkeit und der Verhinderung sämtlicher Formen von Belästigung und Missbrauch?
Aus Anlass des Weltfrauentags 2019 haben die Mitarbeitenden des Lutherischen Weltbunds (LWB) im Genfer Büro der Kirchengemeinschaft in einer Andacht, mit spielerischen Ansätzen, Raterunden, einer Buchvorstellung sowie einer Reflexion von Generalsekretär Pfarrer Dr. h.c. Dr. h.c. Martin Junge ihr Bewusstsein für das Thema Gendergerechtigkeit vertieft. Junge rief LWB-Personal, Mitgliedskirchen und Länderprogramme auf, überall mutig auf die Schaffung und Wahrung gerechter Beziehungen hinzuarbeiten. „Wir werden auf unserem Weg nicht stehenbleiben, sondern weiter vorangehen. Gendergerechtigkeit ist für uns eine Frage der Stimmigkeit unseres Glaubens.“
Die gemeinsamen Aktivitäten am 8. März hatte ein Mitarbeitenden-Team unter Leitung der Gender-Arbeitsgruppe des LWB organisiert. Sein Ziel war es, geschützte Räume zu schaffen. In ihnen sollte sich der LWB-Stab auf unterhaltsame und interaktive Weise mit der je eigenen Verantwortung auseinandersetzen im Blick auf den Schutz der Menschenrechte von Frauen, das Hinterfragen von Männlichkeitsbildern, die Überwindung von Rollenklischees und die Vorbeugung gegen geschlechtsspezifische Gewalt im Alltag und am Arbeitsplatz.
Ökumenische Andacht
Der Vormittag begann mit einer gemeinsamen Andacht in der Kapelle des Ökumenischen Zentrums in Genf, an der auch die Mitarbeitenden des Ökumenischen Rates der Kirchen teilnahmen. Im Rahmen der Gebetszeit wurde gesungen und getanzt, aber ebenso in sehr ernsten Momenten an die Frauen erinnert, die unter Diskriminierung, Ausbeutung, Unrecht und Missbrauch leiden, und für sie gebetet.
Ein neuer Leitfaden zum Thema Menschenrechte von Frauen wurde vorgestellt, der im Lauf des Jahres veröffentlicht werden soll. Er enthält eine Sammlung von Aufsätzen auf der Grundlage der Referate des jüngsten Workshops für im religiösen Bereich beheimatete Organisationen (sog. Faith-Based Organizations, FBOs) zum Thema „Advocacy für die Menschenrechte von Frauen“.
Abgerundet wurde das Programm von Rate- und Mannschaftsspielen sowie weiteren Aktivitäten zum Themenspektrum Frauenrechte, etwa zum „Grundsatzpapier: Gendergerechtigkeit im LWB“ und dem LWB-Verhaltenskodex. Die Mitarbeitenden diskutierten über Männlichkeitsbilder, mögliche Perspektivwechsel und Vorgehensweisen gegen sexuelle und geschlechtsspezifische Gewalt am Arbeitsplatz und anderswo.
Grundsatzpapier Gendergerechtigkeit
Seit der LWB-Rat im Jahr 2013 das Grundsatzpapier Gendergerechtigkeit genehmigt hat, engagiert sich der LWB für dessen Umsetzung in der gesamten Kirchengemeinschaft, deren Mitglieder über 99 Länder weltweit verteilt sind. Zwei Jahre später wurde der LWB-Verhaltenskodex vorgelegt, den alle Mitarbeitenden unterzeichnen müssen. Er schreibt Regeln zur Vorbeugung gegen sämtliche Formen sexueller Ausbeutung und Belästigung, sexuellen Missbrauchs sowie gegen unethisches Geschäftsgebaren fest.
LWB-Frauenreferentin Pfarrerin Judith VanOsdol erklärte: „Wir freuen uns sehr über diese Aktivitäten, die wir in echter Teamarbeit konzipiert haben und die uns mit der Frage konfrontieren: Welche Art Umfeld sind wir berufen, gemeinsam am Arbeitsplatz und in unseren sonstigen Kontexten zu schaffen? In verschiedenen Aspekten unserer heutigen Veranstaltungen, unter anderem der Vorstellung des Leitfadens zum Thema Menschenrechte von Frauen, dem Dialog über Männlichkeitsbilder und dem Thema Kampf gegen sexuelle und geschlechtsspezifische Gewalt wird deutlich, dass Gendergerechtigkeit uns alle angeht und ihre Verwirklichung abhängt von Entschlossenheit, Kreativität, Leidenschaft und Engagement jeder und jedes Einzelnen, damit gerechte, sichere und Wandel bewirkende Kirchen und Umfelder entstehen können. Echter Wandel beginnt mit der Entschlossenheit der einzelnen Person.“
Die Genderbeauftragte in der Abteilung des LWB für Weltdienst, Anne Caroline Tveoy, rief die Mitarbeitenden in den Kirchen und Länderprogrammen vor Ort auf, den Verhaltenskodex bekannt zu machen und im jeweiligen Team sowie mit anderen Amtsträgerinnen und -trägern zu diskutieren, „so dass wir sicherstellen, dass bei uns allen Reden und Tun zusammenpassen und wir unseren Teil zur Bekämpfung sexueller und geschlechtsspezifischer Gewalt im beruflichen wie privaten Alltag beitragen.“