Ansprache des LWB-Generalsekretärs bereitet europäische Delegierte auf LWB-Vollversammlung vor
Höör, Schweden/Genf (LWI) – „Leidenschaftlich engagiert für die Kirche und die Welt – so verstehen wir uns als weltweite Kirchengemeinschaft“, mit diesen Worten umriss Pfarrer Dr. h.c. Martin Junge, der Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes (LWB), in seiner Ansprache an die Teilnehmenden der Vorbereitenden Konsultation zur LWB-Vollversammlung für die Region Europa, die vergangene Woche in Höör (Schweden) stattfand, das Selbstverständnis der Organisation. Junge stellte den LWB vor als „eine Gemeinschaft in Christus, die gemeinsam lebt und arbeitet für Gerechtigkeit, Frieden und Versöhnung in der Welt.“
Gründungszweck: Leidenden zur Seite stehen
Der Generalsekretär betonte, bei seiner Gründung 1947 habe eine zentrale Berufung des LWB darin bestanden, die Aktivitäten von Kirchen zu bündeln, den Leidenden zur Seite stehen sowie Flüchtlingen und Vertriebenen zu helfen. „Der LWB wurde gegründet als Antwort auf einen Ruf an die Kirchen, zusammenzufinden und eine von Gewalt geprägte Vergangenheit zu überwinden indem sie Versöhnung wirkten und dem Leid der Menschen entgegentraten im Engagement für Flüchtlinge und die ganze Menschheitsfamilie.“
In der Nachkriegszeit sei es ein Anliegen der lutherischen Kirchen gewesen, mehr zu sein als „Kirchen in ihren je unterschiedlichen Ländern, sie wollten zusammenfinden und gemeinsam Zeugnis geben von der Wandel wirkenden Liebe Gottes. Die erste Berufung des LWB war der Dienst an den Menschen“, so Junge.
Unter Verweis auf eine von LWB, ACT Alliance und Ökumenischem Rat der Kirchen (ÖRK) gemeinsam veröffentlichten Erklärung stellte Junge fest, dass Kriegsflüchtlinge zweifelsohne geschützt werden müssten. Ein solcher Schutz der Schwächsten sei eine moralische Pflicht, die heute im Völkerrecht verbindlich festgeschrieben sei. Ein Flüchtling sei ein Flüchtling und habe als solcher einen Anspruch auf Schutz, ohne Ansehen der religiösen Überzeugung.
Von Frauen und jungen Menschen lernen
Im Rückblick auf den Weg, den die lutherische Kirchengemeinschaft im Lauf ihrer Geschichte zurückgelegt hat, unterstrich der Generalsekretär den Beitrag der jungen Generation und der Frauen. „Die jungen Menschen und die Frauen, und ihre aktive Mitwirkung auf unserem Weg, waren und sind ein Segen“, erklärte er. Der LWB hat für seine Entscheidungsgremien eine Beteiligung von mindestens 40 Prozent Männern, 40 Prozent Frauen und 20 Prozent jungen Menschen festgeschrieben.
Dies habe den Blick der Kirchengemeinschaft geweitet. Die aktive Partizipation der jungen Generation habe zu einer Reihe von Themen ein vertieftes Verständnis erschlossen. „Der Beitrag der Jugend ist der Grund dafür, dass wir die Klimagerechtigkeit als Frage generationenübergreifender Gerechtigkeit so klar im Blick haben“, betonte Junge und dankte dem Globalen Netzwerk junger Reformatorinnen und Reformatoren für dessen wegweisende Beiträge zur Arbeit des LWB.
Die LWB-Mitgliedskirchen hätten sich, so Junge, in mehreren Vollversammlungsbeschlüssen verpflichtet, auf den vollumfänglichen Zugang von Frauen zum ordinierten Amt hinzuarbeiten. Dies sei ein kontinuierlicher Prozess. Die Kirchengemeinschaft sei sich der unterschiedlichen Kontexte und konkreten Herausforderungen bewusst, die sich ergeben könnten, verliere dieses Ziel jedoch nicht aus den Augen. Vor diesem Hintergrund erklärte der Generalsekretär, der Austausch über die Geschichte von Frauen in Leitungsverantwortung sei integraler Bestandteil des Reformationsgedenkens. „Dieses Jubiläum bietet eine hervorragende Gelegenheit, nicht nur die Geschichte der lutherischen Kirchen und der Reformation darzustellen, sondern auch die Frauengeschichte(n) (Her-Stories), also die Geschichte der Frauen und ihres Beitrags zum Zeugnis der LWB-Mitgliedskirchen und der lutherischen Kirchengemeinschaft insgesamt.