Diskussionen über ethische Themen in der Popkultur wagen
Kopenhagen (Dänemark)/Genf (LWI) – Eine neue Fernsehserie über die Kirche hat in Dänemark eine breitere Diskussion über Glauben und das Christentum angestoßen.
Zum Ende des letzten Jahres war die Evangelisch-Lutherische Volkskirche in Dänemark (ELVD) ein wichtiges Gesprächsthema im Land. Immer wieder stand sie bei der Dänischen Rundfunk- und Fernsehanstalt (DR) im Zentrum der Aufmerksamkeit, denn die neue Fernsehserie „Herrens Veje“ (Die Wege des Herrn; Englisch: Ride upon the Storm) war angelaufen.
Die erste Staffel der Serie war von September bis November letzten Jahres ausgestrahlt worden – und die Dänische Rundfunk- und Fernsehanstalt hat bereits angekündigt, dass die zweite Staffel noch im Laufe dieses Jahres anlaufen würde. Jeden Sonntagabend zur besten Sendezeit konnten die Zuschauer im ganzen Land das dramatische Leben des Dekans Johannes Krogh und seiner Familie verfolgen – und die Serie so Eindrücke aus dem Alltag in der ELVD vermitteln.
Seit 250 Jahren ist die Familie Krogh, die im Mittelpunkt der Serie steht, Pfarrfamilie. Johannes ist das derzeitige Oberhaupt der Familie und hatte sich um das Amt des Bischofs von Kopenhagen beworben, aber in der entscheidenden letzten Abstimmung knapp verloren. Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich das Familiendrama mit existenziellen Themen wie Trauer, Vergebung, dem Bösen, Liebe, Hoffnung, Nächstenliebe und Barmherzigkeit, und dem Glauben ganz allgemein.
Das Umfeld der ELVD ist für die Erzählung natürlich von zentraler Bedeutung, wenn auch in stark überzogener Form. So gab es auch Diskussionen darüber, ob die Serie eigentlich ein realistisches Bild der ELVD vermittele. Konnten Gottesdienstbesucherinnen und -besucher und Angestellte der Kirche sich selbst in der Serie wiedererkennen? Außer Frage steht jedoch, dass Herrens Veje eine breitere Diskussion über Glauben, die Kirchen und das Christentum in der Gesellschaft ermöglicht hat.
Lars Mikkelsen, der bereits in internationalen Fernsehserien wie The Team, Sherlock und House of Cards zu sehen war, erklärte, dass sich die Rolle und Verkörperung des Protagonisten, Dekan Johannes Krogh, auch sehr stark auf seinen eigenen Glauben ausgewirkt hat und ihm Mut gemacht hat, offener mit seinem Glauben umzugehen.
„Jetzt habe ich den Mut zu sagen, dass ich gläubig bin. Mein ganzes Leben mochte ich das bisher so nicht zugeben, denn es erfordert ein gewisses Maß an Schlichtheit und Einfachheit damit der moderne Mensch sagt, ‚ich bin gläubig‘. Wenn du das sagst, gibst du deine Chancen auf, als Teil dieses hochintellektualisierten sozialen Umfelds gesehen zu werden, dem du als Schauspieler oder Künstler eigentlich angehörst“, erläuterte Mikkelsen gegenüber DR.
Ethische Fragen auf der Agenda
Der Bischof von Kopenhagen, Peter Skov-Jakobsen, erklärte, Herrens Veje richte seinen Fokus auf unterschiedliche Denkansätze und Denkmuster zu den Themen Ethik, Religion und Glauben und weniger auf die Kirche an sich. „In Anbetracht der Tatsache, dass 75 Prozent der Bevölkerung unseres Landes Mitglieder unserer Kirche sind, bewegen wir uns immer im öffentlichen Raum. Die Kirche ist nur der Schauplatz dieser Fernsehserie.“
Seiner Meinung nach hat Herrens Veje viele ethische und menschliche Fragen ganz oben auf die Tagesordnung gesetzt. Im Wesentlichen sei auf gute Art und Weise auf das Thema Religion eingegangen worden, aber es ginge in der Serie im Grunde genommen viel grundlegender um das menschliche Leben, um Glauben, Religionen, Überzeugungen, um Ethik und die moderne Gesellschaft und ein breites Spektrum an Themen von Sexualität bis hin zu dem Recht, im Krieg zu töten.
Trotzdem stelle die Serie die Kirche als sehr menschliche Institution dar. „In erster Linie ist die Frage doch, warum die Macher Orte des Glaubens ausgewählt haben, um darzustellen, was in der dänischen Gesellschaft von heute vor sich geht. Denn das kann man ja auf sehr unterschiedliche Art und Weise tun. Es gibt in der Tat ein allgemeines Interesse an Religion, daran was Religion bedeutet und welche Rolle sie in deinem Leben spielen soll. An anderer Stelle wiederum versuchen die Macher der Serie darzustellen, dass religiös sein nicht bedeutet, dass du nicht ein ganz normales menschliches Leben führst.“
Viele Däninnen und Dänen waren begeistert von der Serie, die alles natürlich viel dramatischer darstellt und die tatsächlichen Gegebenheiten in der Kirche nicht realistisch wiedergibt. Dank der Serie diskutiere die dänische Bevölkerung die aufgeworfenen ethischen Fragen aber „mit Sicherheit“, so der Bischof.
Quelle: Englischer Artikel der ELVD