LWB und ökumenische Partner veranstalten Webinar zum Welttag gegen Menschenhandel
(LWI) – „Im Kampf gegen Menschenhandel kein Kind zurücklassen“ – das ist das Thema des diesjährigen Welttages gegen Menschenhandel, der jedes Jahr am 30. Juli von den Vereinten Nationen ausgerufen wird. Um darüber zu informieren, wie Glaubensgemeinschaften gegen die weltweite Geißel des Menschenhandels in seinen zahlreichen unterschiedlichen Ausprägungen vorgehen, haben der Lutherische Weltbund (LWB), der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) und andere ökumenische Partner ein Webinar veranstaltet, um exemplarisch einige ihrer effektivsten Maßnahmen zu beschreiben.
„Beim Menschenhandel geht es auch um die Nahrung, die wir zu uns nehmen, und die Kleidung, die wir tragen“, stellte Pastorin Nicole Ashwood, ÖRK-Referentin für das Programm gerechte Gemeinschaft von Frauen und Männern fest, „deshalb müssen wir uns fragen, wie wir die Anzeichen erkennen.“ Die Organisatoren des Webinars, zu denen auch die Heilsarmee, United Women in Faith und die World Federation of Methodists gehörten, wiesen auf die vielen unterschiedlichen möglichen Wege des Menschenhandels mit Kindern und Erwachsenen hin, wobei es nicht nur um Zwangsarbeit und sexuelle Ausbeutung geht, sondern auch um Zwangsheiraten, Adoptionen, Organtransplantationen, Betteln und kriminelle Handlungen wie Sozialbetrug oder Drogenanbau.
Ashwood wies ebenfalls darauf hin, dass mehr als 180 Staaten ein Zusatzprotokoll der Vereinten Nationen zur Verhütung, Bekämpfung und Bestrafung des Menschenhandels ratifiziert haben, das Staaten praktische Unterstützung bei der Gesetzgebung und der Ausarbeitung nationaler Strategien gegen den Menschenhandel anbietet. „Als gläubige Menschen“, sagte Pastorin Dionne Boissiere, Kaplanin des UN Church Centers in New York „versammeln wir uns und sagen, dass es an der Zeit ist, dieser Geißel der modernen Sklaverei ein Ende zu setzen."
Initiative Symbols of Hope unterstützt Überlebende und Heimkehrende
Pfr. Emmanuel Gabriel, in Nigeria nationaler Direktor des LWB-Programms Symbols of Hope für heimkehrende Migrierte und Überlebende des Menschenhandels, berichtete, wie dieses Projekt besonders gefährdete Personen unterstützt und ihnen Kraft gibt. In Nigeria, so Gabriel, gebe es die höchste Zahl Überlebender in Afrika. Oft leiden sie unter der Stigmatisierung durch ihre Familien und Gemeinschaften.
Im Laufe der vergangenen fünf Jahre, so hat Gabriel festgestellt, haben mehr als 1.000 Heimkehrende unterschiedliche Formen von Unterstützung erfahren, darunter psychosoziale Hilfen, berufliche Bildungsprogramme und Unterstützung beim Aufbau von Kleinunternehmen zur Existenzsicherung. Symbols of Hope arbeitet mit ökumenischen Partnern und Regierungsstellen im Land zusammen, um Frauen und Mädchen darüber zu informieren, wie Menschenhändlerringe ihre Opfer und deren Familien in dieses lukrative 150-Milliarden-Dollar-Geschäft locken.
Zwei Überlebende des Menschenhandels, die von Symbols of Hope in Nigeria unterstützt wurden, haben über ihr persönliches Schicksal berichtet und erzählt, wie es ihnen gelungen ist, ihre traumatischen Erfahrungen zu verarbeiten. Sara Sande erzählte, wie sie von einem Freund der Familie zur Prostitution gezwungen wurde und mehr als zehn Monate in einem libyschen Gefängnis eingesperrt war, bis ihr die Rückkehr in ihre Heimat gelang. Solomon Ugumba wurde Arbeit in Italien angeboten, aber das Boot, in dem er die Fahrt über das Mittelmeer antrat, kenterte, und zahlreiche der Passagiere kamen ums Leben. Heute haben beide kleine Geschäfte gegründet und erfahren psychosoziale Unterstützung.
Überlebende und Traumata im Mittelpunkt
Eine andere Überlebende des Menschenhandels, Malaika Oringo aus Uganda, ist Gründerin und Leiterin der Organisation Footprint to Freedom, die Menschen mit ähnlichen Erfahrungen eine Stimme gibt und ihnen neue Perspektiven aufzeigt. Oringo, die von der Heilsarmee unterstützt wurde und jetzt für die Vereinten Nationen arbeitet, wies auf die Zusammenhänge zwischen Kindesmissbrauch und Menschenhandel hin. Es gebe viele Kulturen, so Oringo, die Kinder dazu zwängen, über ihren Missbrauch zu schweigen, aber das schütze die Täter und erhöhe die Gefahr, Menschenhändlern zum Opfer zu fallen. „Wir brauchen einen vielschichtigen Handlungsansatz“, sagte sie, um „sichere Räume“ einzurichten, in denen die Stimmen der Überlebenden Gehör finden.
Rechtsanwältin R. Evon Idahosa war Partner in einer US-amerikanischen Anwaltskanzlei, bevor sie dort kündigte und die Pathfinders of Justice Initiative gründete. Diese Organisation unterstützt die Überlebenden von sexualisierter Gewalt und Menschenhandel. Idahosa stammt aus dem Bundesstaat Edo, der nach ihrer Aussage „die Drehscheibe des Menschenhandels in Nigeria ist“. Sie ist davon überzeugt, dass alle Gegenmaßnahmen „die Überlebenden und die erlittenen Traumata in den Mittelpunkt stehen müssen.“ Sie berichtete darüber, dass Pathfinder mit 5.000 Überlebenden und 25.000 mittelbar Betroffenen gearbeitet habe, darunter Familien und Kinder.
Baptistenpfarrerin Dr. Angelita Clifton, Präsidentin von Women in Service Everywhere, will die Kirchen mobilisieren und dazu anhalten, den Menschenhandel in den USA und im Ausland zu verhindern. Einen großen Teil ihrer Arbeit verwendet sie darauf, Kirchen darüber aufzuklären, wie Kinder im Sextourismus und durch andere Ausbeutungspraktiken missbraucht werden. Sie hilft bei der Organisation von Andachten und anderen Veranstaltungen, auf denen Überlebende in einem sicheren und familienfreundlichen Umfeld zu Wort kommen.
Information und Aufklärung
Robina Malik aus Pakistan, Gründerin der Organisation Silent No More, sprach über die zahlreichen unterschiedlichen Formen des Menschenhandels und der modernen Sklaverei sowie über die Strategien, mit denen die Opfer dieser Verbrechen identifiziert und unterstützt werden können. Sie berichtete darüber, dass ihre Organisation eng mit Kirchen und Moscheen zusammenarbeite, um Menschen aufzuklären und ihnen bei der Ausarbeitung von Präventionsstrategien auf Ebene der Gemeinschaften zu helfen.
Pfarrer Dr. Peter Spiro, Priester der Griechisch-Orthodoxen Erzdiözese von Amerika und leitender Kaplan des Tennessee Bureau of Investigation, wurde vor kurzem zum Leiter des neuen National Ministry for Human Trafficking Awareness seiner Kirche ernannt. Er ist ebenfalls Vorsitzender einer Stiftung, die Überlebenden Bildungsprogramme und berufliche Orientierung anbietet. Spiro wies auf den Unterschied zwischen dem Schleusen von Migrationswilligen und dem Menschenhandel hin und erklärte, dass Aufklärung besonders wichtig sei, damit Kirchenleitende und Gemeinden diese Vorgänge verstehen.
Als letzter Referent berichtete Dr. Charles Curtis, Pfarrer der Mount Olive Baptist Church in Harlem, New York, dass er als Kind erlebt habe, wie minderjährige Jungen in den Nahen Osten verkauft worden seien, um dort als Kameljockeys zu arbeiten. Er hat eng mit der Association for the Recovery of Children zusammengearbeitet und Präsident Biden darum gebeten, einen nationalen Gebetstag auszurufen, damit die Menschen für dieses weit verbreitete Problem sensibilisiert werden. Wie alle anderen Teilnehmenden des Webinars wies auch er auf die wichtige Rolle hin, die die Kirchen und aus dem Glauben handelnde Organisationen bei der Aufklärung über die Geißel des Menschenhandels und seiner Verhinderung übernehmen können.