Hoffnung auf neue ökumenische Impulse

30 Okt. 2016
Image
Bischof Johan Tyrberg (Foto: Camilla Lindskog), Pfarrerin Lena Sjöstrand, Pater Johan Lindén. Fotos: Maria Lundström

Bischof Johan Tyrberg (Foto: Camilla Lindskog), Pfarrerin Lena Sjöstrand, Pater Johan Lindén. Fotos: Maria Lundström

Katholische und lutherische Geistliche in Lund erwarten historisches Reformationsgedenken

LUND, Schweden/GENF (LWI) – Die historische Veranstaltung der katholischen und lutherischen Kirche zum Reformationsgedenken in Lund rückt diese geschichtsträchtige Stadt mit ihrem prachtvollen Dom und tausenden Studierenden am 31. Oktober ins internationale Medieninteresse.

Globale Geschichte schreibt auch lokale Geschichte. Erstmalig wird ein Gottesdienst auf dieser internationalen Ebene gemeinsam von katholischen und lutherischen Gläubigen im Dom zu Lund organisiert. Die unzähligen praktischen Details zur Vorbereitung dieses Ereignisses tun  dem persönlichen Hochgefühl der leitenden Geistlichen und dem potenziellen Bedeutungsgewinn für die lutherischen und katholischen Kirchen keinen Abbruch.

„Es war immer mein Traum, dass sich die unterschiedlichen kirchlichen Traditionen gegenseitig mit mehr Respekt begegnen. Mit diesem Ereignis ist mein Traum Wirklichkeit geworden", sagt Johan Tyrberg, seit 2014 lutherischer Bischof der Diözese Lund. 

„Es geht um die Beendigung eines Konfliktes, mit dem wir seit 500 Jahren leben", fährt Tyrberg fort. „In den letzten 50 Jahren haben wir darüber gesprochen, wie wir Frieden schließen können. In diesem Geist treffen sich die Leitungspersonen der katholischen und lutherischen Kirche in Lund. Das ist ein wichtiger Schritt und Teil des Versöhnungsprozesses mit der Vergangenheit und des gemeinsamen weiteren Weges."

Ein gemeinsames Vermächtnis und eine gemeinsame Geschichte

Pater Johan Lindén von der Hl. Thomas-von-Aquin-Kirche und der Gemeinde Lund sagte, er habe mit Freude vernommen, dass Papst Franziskus kommen werde.

 „Die gemeinsame Gedenkfeier wird die Gelegenheit bieten, ein tieferes Verständnis für die Reformation zu entwickeln und  zu begreifen, was damals passierte und welche Folgen sich daraus für die heutige Zeit ergeben. Wir schauen auf ein gemeinsames Vermächtnis und ein gemeinsames Erbe", sagt er.

Als einer der beiden katholischen Koordinatoren vor Ort stellt Lindén fest: „Wir haben hier auch eine Gelegenheit zur gemeinsamen Buße und Umkehr, und wir können um Vergebung bitten. Um diese gegenseitige und eindeutige Vergebung geht es implizit bei dieser ganzen Veranstaltung, das ist das eigentliche Signal. In den vergangenen Jahren haben wir erlebt, dass Papst Franziskus viel für den ökumenischen Dialog mit anderen christlichen Kirchen und Konfessionen getan hat. Die Suche nach Einheit ist kennzeichnend und offensichtlich für sein Pontifikat. Sie liegt ihm am Herzen."

Liturgie und Gesellschaft verbinden

Pfarrerin Lena Sjöstrand, die Kaplanin des Doms, ist ebenfalls an den praktischen Vorbereitungen beteiligt. Das beginnt bei den Reinigungsarbeiten im Dom an und reicht bis zu den Proben mit den Chören und den jungen Gläubigen, die den Gottesdienst mitgestalten. Als jemand, dem es darum geht, „Möglichkeiten zu finden, die Liturgie und die Gesellschaft zu verbinden", bestätigt sie, dass es „fantastisch ist, zu diesem Zeitpunkt der Geschichte so in das Geschehen im Dom eingebunden zu werden."

„Natürlich ist das harte Arbeit, aber ebenfalls eine großartige Gelegenheit, Themen wie Frieden, Klimawandel und die Flüchtlingssituation aus der Perspektive der Kirchen in dieser Zeit anzusprechen", stellt Lena Sjöstrand fest. „Es ist wertvoll, dass wir die Gelegenheit haben und unseren Willen zur Versöhnungsarbeit bekunden können. Es ist ein gutes Zeichen, dass uns das gemeinsam gelingt."

Auf der lokalen Ebene hofft Lena Sjöstrand, dass „wir unsere Beziehungen bei der Vorbereitung dieses Ereignisses vertiefen können und dass wir auch in Zukunft mit der Hl. Thomas-von-Aquin-Gemeinde in Lund zusammenarbeiten werden. Wir haben bereits darüber gesprochen, regelmäßiger zusammen zu beten."

Hoffnung auf neue Initiativen

Lindén erklärt ebenfalls, dass geplant sei, „zweimal im Monat gemeinsam den Abendgottesdienst abwechselnd im Dom und in unserer Gemeindekirche zu feiern.“

Aber, so gibt er zu, „Einheit und Ökumene sind harte Arbeit. Als katholische Gläubige denken und handeln wir in langen zeitlichen Perspektiven. Die Hoffnung liegt darin, dass zukünftige Generationen das ernten können, was wir gesät haben und dass wir weitere Impulse, ein vertieftes Verständnis und mehr Respekt für unsere unterschiedlichen Traditionen erleben werden."

Für Tyrberg kann die geschichtliche Bedeutung dieses Ereignisses langfristige Auswirkungen haben: „Das ist das erste Mal, dass so etwas in Lund oder überhaupt in der Geschichte geschieht. Darüber werden die Studierenden in den kommenden Jahren in ihren Geschichtsbüchern lesen."

Mit Blick auf diesen historischen Moment sagt Tyberg: „Ich hoffe, dass sich die Beziehungen verbessern und dass dies zu einem weiteren Verständnis der Ökumene in unserer Region beiträgt.“
 

Alle Zitate aus Interviews, die in Lund von Maria Lundström (Kirche von Schweden) geführt wurden.

 

LWF/OCS