LWB und Partner helfen beim Überwinden von Konflikten
MEKELLE, Äthiopien/GENF (LWI) – Vor dem Hintergrund des Bürgerkrieges in Äthiopien versuchen der Lutherische Weltbund (LWB) und seine Partner, besonders gefährdeten Gruppen beizustehen und für sie sichere Orte einzurichten. Die Zivilbevölkerung gehört oft zu den am stärksten bedrohten Gruppen in Konfliktsituationen. Mit ihrer lokalen Präsenz, die in Notsituationen Beistand und Hilfe leistet, können Organisationen Hoffnung und Würde geben, wenn der soziale Zusammenhalt erodiert.
Sichere Räume für Kinder in Krisenzeiten
Seit Ausbruch des Bürgerkrieges in Äthiopien im November 2020 haben die gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen der Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) und den äthiopischen Streitkräften und ihren Verbündeten zu zahlreichen Todesopfern in der Zivilbevölkerung geführt. Wie bei vielen internen Konflikten sind es die Frauen und die Kinder, die den höchsten Preis für die zunehmend unsichere Lage und den beginnenden Zusammenbruch der zivilen Infrastruktur zum Schutz des sozialen Zusammenhalts bezahlen.
Ein in der Schule von Mai Weyni in Mekelle eingerichtetes Lager nimmt Binnenvertriebene aus dem Westen des Bundesstaates Tigray auf, einem von Gewalt heimgesuchten Landstrich zwischen den Regionalstaaten Amhara und Tigray.
Der LWB Äthiopien hat einen kinderfreundlichen Ort (CFS = child-friendly space) in Mai Weyni eingerichtet, an dem 61 Jungen und Mädchen jeden Tag den Vor- und Nachmittag verbringen, um zu lernen und miteinander zu spielen. Sie haben Zugang zu Spielzeug wie Puppen, Legosteinen und Lernmaterial. Es fehlt jedoch an Stiften, Malfarben und Papier. Alle dort eingesetzten vier LWB-Mitarbeitende sind Mitglieder der Vertriebenengemeinschaft. Die Lehrerin, Tsega Fitsum, wird von den beiden Gemeinde- und Sozialarbeitern (Community Development Facilitators – CFD) Kiros Abadi und Awot Asgedom unterstützt. Sie arbeiten unter der Aufsicht von Siye Yonas, die seit mehr als neun Monaten Hand in Hand mit dem LWB im Einsatz ist.
„Die Kinder haben hier einen sicheren und glücklichen Ort gefunden, es fehlt aber noch an wichtigen Einrichtungen. Es gibt zum Beispiel keinen Spielplatz, um diesen Ort wirklich zu einem gelungenen Beispiel zu machen“, berichtete Sophia Gebreyes, die LWB-Länderrepräsentantin in Äthiopien.
Gebreyes fügte hinzu, dass „Kinder die unschuldigsten Opfer des Konfliktes in Nordäthiopien sind, unter den Brutalitäten des Krieges leiden, vom Hungertod bedroht sind und während ihrer mehrfachen Vertreibung oft fast verdurstet wären. Und doch sind sie oft erstaunlich belastbar und erfreuen die Menschen, mit denen sie zu tun haben, mit ihrer guten Laune, ihrem Lachen und ihrer Freude.“
Von der Nothilfe zur Krisenfestigkeit durch zielgerichtete Begleitung
Im Dezember hat der LWB-Äthiopien Haushalts-Grundausstattungen an 1.500 Familien verteilt, finanziert von der Internationalen Organisation für Migration (IOM). Diese Sets wurden bevorzugt an schwangere und stillende Frauen, Ältere und Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen ausgehändigt, die dem LWB von der Regierung aus vier Vertriebenenlagern zugewiesen wurden: Debre Berhan, Basso, Tebasse und Haile Mariam.
Die Ausgabe erfolgte auf dem Gelände des ehemaligen Boden- und Wasserschutzprojekts des LWB Äthiopien, jetzt im Besitz der Äthiopischen Evangelischen Kirche Mekane Yesus (ÄEKMY), einer LWB-Mitgliedskirche. Diese Ausgabestelle war ein leicht zu erreichender und sicherer Ort selbst für die Kinder, die viel Spaß hatten, während ihre Mütter Schlange standen, um die Haushalts-Kits entgegenzunehmen.
Zahara Murad, eine junge Mutter aus Mersa, die mit ihren drei Kindern nach Debre Berhan geflohen war, berichtete, dass sie direkt nach ihrer Ankunft fünf Kilogramm Weizen und etwas Reis bekommen habe. Sie war allerdings in Sorge, dass die Lebensmittelausgabe eingestellt wird, da die Binnenvertriebenen dazu angehalten würden, wieder in ihre Heimatorte zurückzukehren. „Ja, wir können geographisch gesehen dorthin zurückgehen, wo wir hergekommen sind, aber wir haben dort keine Lebensgrundlage mehr. Wir können nicht zu den Zuständen zurückkehren, die uns vertrieben haben, jedenfalls nicht in absehbarer Zeit“, sagte sie.
Angesichts der lauter werden Diskussionen über einen Rücktransfer der Binnenvertriebenen hat sich der LWB Äthiopien weiterhin dazu verpflichtet, sich für eine Rückkehr in Würde einzusetzen Der LWB Äthiopien bereitet zurzeit Programme für Lebensmittelhilfen in den Rückkehrgebieten in Nord-Shoa vor und arbeitet an Zugang zu Trinkwasser, Sanitärversorgung und Hygiene (WASH) in weitflächig zerstörten Bezirken in Ansokia, Ataye, Shoa Robit und TarmaBer. Da völlig ungewiss bleibt, welche der bewaffneten Gruppierungen jeweils die Oberhand hat, dürfte der Unterstützungsbedarf enorm sein.