Karfreitag als Feiertag in Österreich gestrichen

15 Apr. 2019
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Michael Bünker, Bischof der Evangelischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses in Österreich, erläutert die Position der Kirche nach dem Karfreitagsbeschluss des Nationalrates. Foto: EKABÖ/Uschmann

Michael Bünker, Bischof der Evangelischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses in Österreich, erläutert die Position der Kirche nach dem Karfreitagsbeschluss des Nationalrates. Foto: EKABÖ/Uschmann

Lutherische Kirche kritisiert Vorrang für wirtschaftliche Interessen und ein gebrochenes öffentliches Versprechen

Wien, Österreich/Genf (LWI) – Unter den protestantischen Kirchenmitgliedern im überwiegend katholischen Österreich schlagen die Wellen der Kritik hoch nachdem ein Urteil des Europäischen Gerichtshofes (EuGH) eine Karfreitags-Feiertagsregelung nur für Angehörige der evangelischen Kirchen des Augsburger und Helvetischen Bekenntnisses, der Altkatholischen Kirche und der Evangelisch-methodistischen Kirche als diskriminierend einstufte und kippte. Daraufhin beschloss der österreichische Nationalrat die Streichung des seit 1955 geltenden Feiertages. Mit der Ende Februar getroffenen Entscheidung der Regierungsparteien hätten diese „stark in die Freiheit der Religionsausübung für Evangelische eingegriffen“, so der Bischof der Evangelischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses in Österreich, Hon.-Prof. Dr. Dr. h.c. Michael Bünker.

„Ein öffentliches Versprechen gebrochen“

In einem Brief wandte er sich an alle evangelischen Kirchengemeinden des Landes. Bei der neuen Regelung des Karfreitags werde „einseitig den Interessen der Wirtschaft gefolgt – und ein öffentliches Versprechen gebrochen“, hält er darin fest.

Wirtschaftsverbände in Österreich hingegen zeigen sich zufrieden. Sie hatten sich gegen einen weiteren Feiertag für alle gesträubt, da der Karfreitag ein besonders verkaufsstarker Tag ist. Gegen einen Tausch mit dem bestehenden Feiertag an Pfingstmontag protestierte wiederum die Tourismusindustrie.

In die Entscheidung der Bundesregierung sei die Kirche nicht eingebunden gewesen, werde sich aber „weiterhin für eine bessere Regelung einsetzen, die keine Religionsgemeinschaft diskriminiert“ und rechtliche Schritte gegen diese Regelung prüfen, so Büncker.

Eingriff in die Religionsfreiheit

Die Synode der Evangelischen Kirche A. B. in Österreich hatte bereits auf ihrer Tagung am 9. März die neue Regelung kritisiert und abgelehnt. „Für die Evangelischen Kirchen als Kirchen der Reformation ist der Karfreitag ein zentraler Feiertag. Für die Evangelischen in Österreich wurde im Zusammenhang mit den Verfolgungen, Unterdrückungen und Benachteiligungen bis hinein in die Erste Republik der Karfreitag der wichtigste und identitätsstiftende Feiertag“, heißt es in der entsprechenden Resolution. Und weiter: „Der Karfreitag ist nicht nur für die Evangelischen, sondern für alle Christinnen und Christen von zentraler Bedeutung. Christen glauben an den Mensch gewordenen Gott, der aus unendlicher Liebe ins Leiden und ans Kreuz gegangen ist, um die Menschen und die Welt mit sich zu versöhnen. Jesu Tod am Kreuz ist die Mitte der Heilsgeschichte. Allerdings wäre das Kreuz ohne die Auferstehung Jesu für uns ohne Bedeutung. Der Auferstandene ist der auferweckte Gekreuzigte, der an seinen Wundmalen erkannt wird.“

Unterstützung aus dem benachbarten Deutschland

Solidarität kommt unterdessen aus dem benachbarten Deutschland. Der Vorsitzende des Deutschen Nationalkomitees des Lutherischen Weltbundes (DNK/LWB) und Landesbischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Dr. h.c. Frank Otfried July, drückte seine Verbundenheit mit der Evangelischen Kirche A. B. in Österreich aus. Außerdem forderte er ökumenische Unterstützung: „Ich fordere die römisch-katholische Kirche auf, die ja den Karfreitag eindrucksvoll liturgisch begeht, sich den Forderungen der Evangelischen Kirche Österreichs A. B. anzuschließen und für den Karfreitag als Feiertag für alle einzutreten.“

Auch die Auslandsbischöfin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) äußerte ihre Solidarität mit der österreichischen Kirche in einem Brief im Blick auf „allem Bemühen um den Schutz des Karfreitages als gesetzlichen Feiertag für alle.“

 

LWF/OCS