Kenia: Auf dem Weg zur Gleichstellung der Geschlechter in Kirche und Gesellschaft

19 Juli 2019
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Workshop und Kampagne für die Gleichstellung der Geschlechter in Kenia. Foto: LWB/ALCINET

Workshop und Kampagne für die Gleichstellung der Geschlechter in Kenia. Foto: LWB/ALCINET

KELK fördert theologische Grundlagen für Geschlechtergerechtigkeit

Nairobi, Kenia/Genf (LWI) – Laut Pfarrerin Catherine Ngina Musau, Leiterin des Gender Justice Program in der Kenianischen Evangelisch-Lutherischen Kirche (KELK), verbessert sich der Status von Frauen in ihrem Land allmählich. Dennoch stehen weitere Herausforderungen bevor, da Kenias Nationalversammlung das Zweidrittel-Prinzip bei der Geschlechterrepräsentation noch nicht gesetzlich verankert hat. Die kenianische Verfassung von 2010 sieht vor, dass "nicht mehr als zwei Drittel der Mitglieder von Wahl- oder Ernennungsgremien das gleiche Geschlecht haben".

"Kenia ist bestrebt, Frauen entsprechend seiner aktuellen Verfassung zu fördern", berichtet Musau. Das Zweidrittel-Prinzip bei der Geschlechterrepräsentation wurde von der Nationalversammlung gesetzlich nicht umgesetzt, aber wir kämpfen darum, dies Ziel zu erreichen." Musau sieht die Kirche als Vorreiterin bei der Förderung der Geschlechtergerechtigkeit in der Gesellschaft. "In der KELK versuchen wir, für Geschlechtergerechtigkeit zu kämpfen, und wir hoffen, dass sie bis 2020 von der Politik anerkannt ist."

Laut Musau hat die KELK Frauen darin unterstützt, im ordinierten Amt tätig zu sein. "Kulturell und sozial sind Frauen anerkannt, und sie wurden darin unterstützt, das Pfarramt zu ergreifen." Dennoch ist es nicht für alle Pfarrerinnen leicht, denn ihre pastorale Rolle kann als Bedrohung für ihre männlichen Kollegen wahrgenommen werden. Dennoch ist Musau zuversichtlich, dass sich die Situation weiter verbessern wird.

Als Koordinatorin des Programms zur Geschlechtergerechtigkeit in der KELK ist Musau dafür verantwortlich, dass allen kirchlichen Gruppen die nötige Aufmerksamkeit geschenkt wird. "Meine Hauptaufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass jede Gruppe innerhalb der Kirche gehört wird und Raum für den Austausch von Ideen zum Thema Gender erhält. Wir fördern integrative Diskussionen und Foren und erläutern, was wir bezüglich einer gerechten Leitungs- und Amtsstruktur in der KELK erwarten." Musau unterstreicht, dass das Programm zu einer Offenheit bei Genderfragen beigeträgt. "Die Denkweisen ändern sich und es gibt Unterstützung für unsere Richtlinien."

Niemanden zurücklassen

Die Mitgliedskirche des Lutherischen Weltbundes (LWB) bekräftigt ihr Engagement für die Teilhabe von Frauen am ordinierten Amt, so KELK-Generalsekretär Pfarrer Luke Mwololo. Das Programm zur Geschlechtergerechtigkeit sei ausgerichtet auf "Bildung und Sensibilisierung für die Vorteile der Geschlechtergerechtigkeit".

Mwololo erläuterte, dass alle Schulungen auf Kisuaheli stattfinden und sich an Menschen auf allen Ebenen richten, um sicherzustellen, dass niemand zurückgelassen wird. Der Schwerpunkt des Advocacy-Programms liege auf der "biblischen und theologischen Grundlage der Geschlechtergerechtigkeit". Das Programm sei ausgerichtet auf breite zivilgesellschaftliche Beteiligung mit dem Ziel, bis 2020 das Bewusstsein für die Thematik zu schärfen. "Die Grundlagen gehen auf das Grundsatzpapier: Gendergerechtigkeit im LWB von 2013 zurück, wurden aber für unseren Kontext angepasst", so Mwololo.

Er bestätigte, dass die Zahl der Frauen im Pfarrberuf steige. Am 30. Juni ordinierte die KELK Pfarrerin Catherine Prisca Hedy als fünfte Pfarrerin der Kirche, in der insgesamt 21 ordinierte Personen Dienst tun. "Die Kirche begann Ende der 90er Jahre, Frauen zu ermutigen, sich für diesen Dienst zu bewerben“, erklärte Mwololo. „Es dauerte noch eine ganze Zeit, bis sie die theologische Ausbildung aufnahmen und erfolgreich abschlossen. Die erste war Pfarrerin Catherine Ngina Musau, die im Februar 2002 ordiniert wurde." Die KELK werde auch durch Jugendbeteiligung gestärkt, so Mwolo, gerade bezügliche ihres Interesses am Pfarrberuf.

Die ist KELK in vier Kirchenkreise gegliedert, hat 20 Gemeinden, 16 Missionsgebieten mit insgesamt 36 Einheiten und rund 180 Gemeindebezirke. Zusätzlich zu den ordinierten Pfarrerinnen und Pfarrern tun 5 Diakone und 1 Diakonin Dienst in der Kirche. Außerdem gibt es 37 ausgebildete Evangelisten, von denen 7 weiblich sind, 5 freiwillige Geistliche im Ruhestand und rund 230 männliche und weibliche Laienprediger. Die Anfänge der kenianischen Kirche gehen auf die Missionsarbeit der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Tansania zurück. 1992 wurde die KELK Mitglied im LWB.

Von Felix Samari/ALCINET, übersetzt und redigiert vom Kommunikationsbüro des LWB.

LWF/OCS