Das Teilen von Gaben und Ressourcen im Kontext Lateinamerikas und der Karibik
Wie können Kirchen im Kontext sozialer, wirtschaftlicher und politischer Krisen, inmitten von massiver Verarmung, Gewalt und Ungleichheit eine prophetische Stimme der Hoffnung sein? Um diese Frage ging es bei einem regionalen Treffen des Lutherischen Weltbundes (LWB) in Santa Cruz im Osten Boliviens.
Die Konferenz vom 18. Bis 22. September, für die VertreterInnen von 16 LWB-Mitgliedskirchen der Region Lateinamerika und die Karibik sowie von Partnerorganisationen zusammenkamen, stand unter dem Thema „Deshalb sind wir heute voller Hoffnung, deshalb kämpfen wir weiterhin hartnäckig“.
Gastgeberin war die Bolivianische Evangelisch-Lutherische Kirche (IELB). Zu den 54 Teilnehmenden gehörten KirchenleiterInnen, Mitglieder von Frauen- und Jugendnetzwerken, Menschen mit Behinderung, TheologiedozentInnen und MitarbeiterInnen in Diakonie und Sozialdienst. Diskutiert wurde über ein Fünf-Jahres-Programm (2007-2011), dessen Ziel es war, lokale Kapazitäten zu fördern und Kirchenleitungen – und somit die institutionellen und Personalressouren der Kirchen – zu stärken, damit sie in ihrem Kontext Zeugnis ablegen können. Die Teilnehmenden sprachen darüber, welche Lehren sie aus dem Programm gezogen haben, nannten Herausforderungen und sprachen Empfehlungen aus.
Hauptziel des Treffens, das von der LWB-Abteilung für Mission und Entwicklung (AME) durch das dort angesiedelte Gebietsreferat für Lateinamerika und die Karibik sowie das Programm für Personalentwicklung organisiert wurde, war es „konkret zu definieren, wie die Kirchen in der Region Personal- und institutionelle Kapazitäten entwickeln können, die ihren Beitrag zu Gottes Mission unterstützen und dabei die lutherische Gemeinschaft aufbauen“, sagte die LWB-Gebietsreferentin für Lateinamerika und die Karibik, Pfarrerin Dr. Patricia Cuyatti.
Sie betonte, dass Kirchen im Rahmen des Fünf-Jahres-Programms verschiedene lokale Initiativen ins Leben gerufen und sich damit auseinandergesetzt hätten, welche Art von Kirche sie in ihren jeweiligen Kontexten sein wollen, wie sie ihren Glauben am besten leben und wie sie am besten Zeugnis ablegen können. Die Stärkung der Kirchenleitungen und das Miteinanderteilen von Gaben und Ressourcen zwischen den verschiedenen Kirchen waren ein wesentlicher Bestandteil des Programms.
„Die IELB freut sich sehr, Gastgeberin bei diesem regionalen Treffen zu sein und als Kirche, zu der hauptsächlich indigene Menschen gehören, neue Perspektiven aufzuzeigen“, sagte der Leiter der IELB, Pfr. Emilio Aslla.
„Unsere Kirche kann ihre Gaben in Lehre, Predigt, Agrarwissenschaft, Psychologie und Medizin mit anderen teilen. Oder auch im Bereich der Musik oder beim Fussballspiel. 40 Prozent der Mitglieder unserer Ortsgemeinden sind Jugendliche und sie finden über die Musik und den Fussball ihren Weg zu uns“, erklärte er.
Aslla betonte, dass partizipatorische und integrative Prozesse für die Förderung der Nachhaltigkeit in den Kirchen, insbesondere in Minderheitskirchen, von entscheidender Bedeutung sind. „Wir brauchen einen frischen Blick auf die verschiedenen Methoden, die unser Engagement und unsere Solidarität mit den Menschen, denen wir dienen, festigen und die auch uns als Kirchengemeinschaft stärken.“
Er unterstrich die Notwendigkeit, dass die Kirchen der Region zusammenarbeiten und so ihr „soziales Engagement im Dienst an den Menschen und zur Verbesserung ihrer Lebensbedingungen“ bekräftigen.
Die IELB zählt 22.000 Mitglieder in 105 Gemeinden, die von 26 ordinierten PfarrerInnen betreut werden. Die Kirche unterstützt ihre Mitglieder – u.a. auch Frauengruppen – durch Projekte in den Bereichen Bildung, Wasserversorgung und Nahrungssicherheit.
Die Kirchen in der LWB-Region Lateinamerika und die Karibik kommen zusammen auf mehr als 8,460,000 Mitglieder.