Austauschbesuch beim Symbol of Hope-Programm
ADDIS ABEBA, Äthiopien/GENF (LWI) – Die Vertreterinnen und Vertreter der Kirchen, die an der Symbols of Hope-Initiative teilnehmen, haben auf die wichtige Rolle der Glaubensgemeinschaften bei den Maßnahmen gegen unregulierte Migration hingewiesen und lokale Strategien für mehr wirtschaftliche Selbstbestimmung und die Überwindung von Armut vorgeschlagen.
Der Lutherische Weltbund (LWB) hat Symbols of Hope im Jahre 2017 ins Leben gerufen und zunächst zwei seiner Mitgliedskirchen daran beteiligt: die Äthiopische Evangelische Kirche Mekane Yesus (ÄEKMY) und die Lutherische Kirche Christi in Nigeria (LKCN). Im Jahre 2020 hat sich die Evangelisch-Lutherische Kirche in Simbabwe (ELKS) dieser globalen Initiative angeschlossen, um Kirchen die Möglichkeit zu geben, eine wirkungsvolle Antwort auf die Herausforderungen der unregulierten Migration und des Menschenhandels zu finden.
Äthiopien richtete die erste gemeinsame Veranstaltung für Wissensvermittlung und Erfahrungsaustausch vom 21. August bis zum 3. September aus, wobei die Teilnehmenden der ELKS, der LKCN, des LWB-Gemeinschaftsbüros und der Entwicklungs- und Sozialdienstekommission (DASSC) Projekte der Symbols of Hope-Initiative im Land besuchten. Einige der Teammitglieder berichteten über ihre Eindrücke, die sie während der Besuche von Projekten in Hosaena in der südlichen Hadiya Zone gewonnen hatten. Hier hat die Kirche besonders schutzbedürftige Frauen unterstützt (potenzielle Migrantinnen, aber auch Rückkehrerinnen), ihnen bei der Existenzsicherung geholfen, Sachleistungen in Naturalien wie Saatgut und Ziegen zur Verfügung gestellt und Sparpläne in Selbsthilfegruppen organisiert. Die Besuchsgruppe führte ebenfalls Gespräche mit den Pfarrerinnen und Pfarrern der Gemeinde und den nationalen Mitarbeitenden der Internationalen Organisation für Migration (IOM).
„Die Durchführung von Aktivitäten der Symbols of Hope-Initiative hat das Narrativ der Kirche in Äthiopien verändert“, berichtete Pfr. Emmanuel Subewope Gabriel, der nationale Koordinator für Symbols of Hope in Nigeria. „Ich wusste, dass die Mitglieder der lutherischen Kirche und sogar Pfarrerinnen und Pfarrer vor Beginn des Projektes unregulierte Migration als Folge von Armut und fehlenden Informationen über die damit verbundenen Risiken begleitet hatten. Die Gemeindemitglieder leisteten finanzielle Unterstützung für Menschen, die das Land auf der Suche nach besseren Arbeitsmöglichkeiten verlassen wollten“, sagte er.
„Inzwischen haben die Pfarrerinnen und Pfarrer das Problem der unregulierten Migration zu einem Thema ihrer Predigten gemacht“, stellte Bongiwe Maviuwa fest, thematische Beraterin für Gerechtigkeit und Frieden beim Lutherischen Entwicklungsdienst (LDS) der ELKS, der für Symbols of Hope in Simbabwe zuständig ist. „Sie weisen auf die Gefahren der unregulierten Migration hin. Es gibt viele gut ausgebildete Pfarrerinnen und Pfarrer, die Menschen unterstützen und beraten können, die während ihrer Odyssee Opfer von Menschenhändlern geworden sind.“
Die Zusammenarbeit mit gleichgesinnten Organisationen wird ebenfalls als wichtige Stärke angesehen. So äußerte sich Gabriel zum Beispiel positiv zu Symbols of Hope Äthiopien aufgrund seiner Partnerschaft mit der IOM und mit Regierungsinstitutionen. „Diese Zusammenarbeit hat viel Eindruck gemacht, und die IOM unterstützt inzwischen aus dem Glauben handelnde Organisationen bei der Erhöhung der Personalkapazitäten und bei der Mittelbeschaffung“, sagte er.
In Nigeria beinhaltet das Symbols of Hope-Projekt die Unterstützung von Rückkehrenden und potenziellen Migrierenden bei der Existenzsicherung, führt Aufklärungskampagnen an Schulen und bei Transportunternehmen durch und arbeitet partnerschaftlich mit wichtigen Regierungsstellen und Nichtregierungsorganisationen zusammen. Darüber hinaus hat Gabriel am Bronnum Lutheran Seminary in Yola eine Lehrtätigkeit aufgenommen und führt einen neuen Kurs über unregulierte Migration und Menschenhandel durch. Dies ist eine Initiative der LKCN, die ihren Geistlichen und anderen Kirchen einen theologischen Rahmen für diese Problematik an die Hand geben will.
Unterschiedliche Strategien für konkrete Erfolge
Das Symbols of Hope-Projekt in Simbabwe befindet sich zwar noch im Anfangsstadium, hat seinen Schwerpunkt aber bereits in den südöstlichen Bezirken Chiredzi und Insiza, die von dem Problem der unregulierten Abwanderung zumeist junger Erwachsener und Frauen in das benachbarte Südafrika betroffen sind. Unter Bezugnahme auf Erfahrungen, die in Äthiopien gemacht wurden und die auch auf ihren eigenen Kontext zutreffen könnten, berichtete Mavuwa über die Idee einer revolvierenden Darlehensvergabe an eine Frauengruppe, die mit dem Geld eine kleine Ziegenzucht aufbaut. „Uns hat gefallen, dass diese Frauen zunächst fünf Ziegen bekommen und dann, nachdem die ersten Zicklein geboren wurden, zwei Ziegen an das Projekt zurückgeben müssen, damit die nächsten Frauen zum Zuge kommen. Die Anzahl der Ziegen festzulegen ist wichtig, damit jede Person einen guten Start hat. Wenn den Menschen die Zahl der abzugebenden Ziegen nach eigenem Ermessen überlassen wird, läuft das Projekt nicht gut.“
Ein weiterer Vorteil sei, so stellte Mavuwa fest, dass jedes Mitglied der Gruppe direkte Unterstützung in Form von Saatgut für Feldfrüchte und Gemüse bekomme, die dann später auf dem Markt verkauft werden. „Die Menschen können hier für sich und nicht unbedingt innerhalb einer Gruppe arbeiten, in der sich einige nicht wirklich anstrengen und auf diese Weise die gesamte Gruppe zurückwerfen.“ Der Dorfmarkt, der von 16:00 Uhr bis 18:00 Uhr stattfindet, bietet eine weitere Motivation. „Damit haben die Frauen die Möglichkeit, ihre Produkte jeden Tag dort zu verkaufen, nachdem sie ihre Arbeit im Haushalt erledigt haben.“
Kirchen bringen Mehrwert
„Der Austauschbesuch war eine wunderbare Erfahrung für uns, um uns über gute Praktiken in drei Ländern zu informieren“, sagte Ashenafi Haile, Projektkoordinator für Symbols of Hope Äthiopien und Livelihoods-Programmbeauftragter für ÄEKMY-DASSC. Ashenafi wies darauf hin, dass es die große Reichweite und die lokale Verbundenheit der Kirchen zu ihren Mitgliedern aufgrund der Gemeindestrukturen ermöglichten, Risiken im Kontext der unregulierten Migration in Gebieten anzusprechen, die von internationalen Organisationen oder Regierungsbehörden nur schwer zu erreichen sind.
Im August 2021 hatten die Aufklärungskampagnen von Symbols of Hope in Äthiopien bereits mehr als 36.200 potenzielle Mirgrationswillige (22.000 Frauen, 14.200 Männer) erreicht. Unter den 400 Rückkehrenden (330 Frauen, 70 Männer) und 100 potenziellen Migrierenden (55 Frauen, 45 Männer), die an Schulungen zur Gründung nachhaltiger Kleinunternehmen teilgenommen haben, gehören auch Mitglieder der Frauenselbsthilfegruppen. Darüber hinaus haben mehr als 400 religiöse Führungskräfte, Pfarrerinnen und Pfarrer und Beschäftigte in der Diakonie (100 Frauen, 300 Männer) an Schulungen teilgenommen, um selbst psychosoziale Unterstützung leisten zu können.
Marina Dölker, LWB-Programmreferentin für Diakonie und Entwicklung, hat das Gemeinschaftsbüro repräsentiert und erinnert sich an die Abschlussgespräche mit einer der Frauenselbsthilfegruppen. „Am Ende unseres Gesprächs stand eine der Frauen auf und begann, in ihrem lokalen Dialekt zu sprechen. Wir haben sie nicht verstanden, aber aus ihrer Körpersprache und ihrer Stimme wurde ersichtlich, dass sie voller Leidenschaft war, und sie zeigte immer wieder auf das Personal des örtlichen Kirchenprojektes und legte dann ihre Hände auf ihr Herz. Später wurde mir übersetzt, dass sie sich bei der Kirche für die Unterstützung und Loyalität bedankt habe und dass die Frauen durch Symbols of Hope ihre Würde und auch das Vertrauen in sich selbst und zu den Projektmitarbeiterinnen und -mitarbeitern wiedergefunden hätten, die selbst Mitglied der örtlichen Gemeinschaft sind.“
Die Selbsthilfegruppen sind zu einem sicheren Raum für die Frauen geworden, in denen sie über ihre traumatischen Erlebnisse berichten und sich gegenseitig über die Probleme austauschen können, die sie in ihrem Alltagsleben bewältigen müssen. „Auch nach Beendigung der Projektperiode bleiben die Frauen als Gruppe vereint, sparen weiter und unterstützen sich gegenseitig – ein Nachhaltigkeitsprojekt, das diesen Namen verdient.“
Von LWB/P. Mumia. Deutsche Übersetzung: Detlef Höffken, Redaktion: LWB/A. Weyermüller
Die Symbols of Hope-Initiative des LWB begann im Jahre 2017 in Zusammenarbeit mit den Mitgliedskirchen der Gemeinschaft in Äthiopien und Nigeria als Antwort auf die große Zahl von Menschen aus Afrika, die außerhalb der Legalität nach Europa und den Nahen Osten auswandern. 2020 hat sich die Kirche in Simbabwe dieser Initiative angeschlossen, mit der die Kirchen potenziell Migrationswillige aufklären wollen und umfassend über unregulierte Migration und die damit verbundenen Risiken informieren. Sie leisten ebenfalls psychosoziale Unterstützung für Rückkehrende und für die Opfer von Menschenhandel, bieten berufliche Weiterbildungsmaßnahmen und zeigen Menschen nachhaltige Wege auf, wie sie ihren Lebensunterhalt im eigenen Land verdienen können.