Höherer Ertrag mit weniger Arbeitskraft und weniger Wasser
KAYIN-STAAT, Myanmar/GENF (LWI) – Der Lutherische Weltbund (LWB) fördert in Myanmar die langfristige Widerstandsfähigkeit gegen Krisen, indem er den Reisbauern und -bäuerinnen in der Verwaltungseinheit Kayin-Staat neue Techniken für den Reisanbau beibringt. Damit lässt sich mehr Reis mit weniger Arbeitskraft und weniger Wasser produzieren.
Die als System of Rice Intensification (SRI) bezeichnete innovative Methode hat dazu geführt, dass die Produktion gesteigert, die Qualität der Reissetzlinge verbessert und nachhaltigere Methoden eingeführt werden konnten.
Trotz des anhaltenden Konflikts in Myanmar versuchen die Reisbauern- und bäuerinnen in weniger betroffenen Gebieten weiterhin, Möglichkeiten für eine nachhaltige Sicherung ihrer Lebensgrundlage zu erschließen. Nach dem vom UN-Büro zur Koordinierung humanitärer Angelegenheiten veröffentlichten Humanitarian Response Plan 2022 für Myanmar brauchen mehr als 14,4 Millionen Menschen humanitäre Hilfe, davon 6,2 Millionen dringende lebensrettende Unterstützung.
Der LWB ist seit vielen Jahren in diesen Gemeinschaften tätig, begleitet langfristige und gemeinschaftsnahe Projekte für mehr Autarkie und leistet humanitäre Hilfe durch den Bau von Notunterkünften und die Lieferung von alltäglichen Bedarfsgütern.
„Der LWB wird auch in Zukunft mit resilienten örtlichen Gemeinschaften zusammenarbeiten und setzt dort Projekte um, die trotz unsicherer Zeiten Hoffnung auf eine bessere Zukunft machen“, sagt Susan Muis, LWB-Programmkoordinatorin für Asien. „Zwar besteht die durch den Konflikt bedingte schwierige Lage nach wie vor, aber in Regionen, in denen die Situation weniger angespannt ist wie in Kayin, versuchen die Menschen in der Landwirtschaft weiterhin, ihre Lebensgrundlagen zu verbessern und die Auswirkungen des Klimawandels zu mindern.“
Doppelt so viel Reis mit weniger Wasser
Seit 2019 bildet der LWB die lokalen Reisbauern und -bäuerinnen in der SRI-Technik aus. Mehr als 50 Familien haben bereits an diesen Schulungen teilgenommen. Bei dieser Technik handelt es sich um eine klimaresistente Landwirtschaftspraxis. Durch den Einsatz biologischer Anbaumethoden unter Verwendung salzwasserresistenter Reissorten und Kuhmist als Dünger können höhere Erträge erzielt werden. Hierzu sind geringere Investitionen erforderlich, als dies bei traditionellen Methoden der Reisproduktion der Fall ist. Bei der SRI-Technik wird weniger Wasser verwendet als beim traditionellem Reisanbau. Reissetzlinge können bereits gepflanzt werden, wenn sie noch jung und klein sind und weniger Nährstoffe brauchen. Jeder Setzling kann doppelt so viel Reis hervorbringen, wie dies bei den bisher üblichen Techniken zu erzielen ist.
Die örtlichen Nutzpflanzen sind nicht gegen den Klimawandel gefeit und anfällig gegen Schädlingsbefall. Die Lebensbedingungen von Familien, die vollständig abhängig vom Reisanbau sind, können somit prekär werden. Darüber hinaus kommt es durch schwere Regenfälle in den Bergen zu Überflutungen der Reisfelder, die sich oft in niedrigeren Lagen befinden, so dass die jungen Reisschösslinge zerstört werden. Nach dem Ende der Regenzeit trocknen die Reisfelder oft aus, da die Bodenfeuchte zu gering ist. Dies hat einen geringeren Ertrag zur Folge.
„Ich war sehr an der neuen Methode interessiert, da ich gerne mit Technologie experimentiere“, sagt U Saw Htein Linn, einer der ersten Reisbauern, die in der Anwendung dieser Technik unterwiesen wurden. „Ich habe mich auch einer Facebook-Gruppe angeschlossen, die sich als Netzwerk der SRI-Freunde bezeichnet und dort Erfahrungen und Wissen weitergibt.“ Er fügt hinzu, dass „Reispflanzen mit der SRI-Methode kräftiger, widerstandsfähiger gegen Überflutungen, Dürren, starken Wind, Schädlinge und Krankheiten werden. Auch die Erträge steigen. Zehn Körbe Rohreis, die traditionell angebaut werden, ergeben 3,5 Körbe geschliffenen Reis. Bei der SRI-Methode sind es 4 Körbe.“
SRI hat den Reisbauern und -bäuerinnen mehr Entscheidungsfreiheit bei der Auswahl der Reissetzlinge gegeben. Linn erzählt, „dass wir bisher Rohreis von der Ernte im folgenden Jahr wieder angepflanzt haben. Das ging höchstens fünf bis sechs Jahre, da sich die Qualität der Setzlinge in jeder Saison verschlechterte. Danach gingen wir zum Landwirtschaftsministerium, um neues Saatgut zu kaufen. Bei der SRI-Methode ist die Qualität des Saatgutes konstant hoch. So kann ich meinen hochwertigen Rohreis nicht nur zur Nahrungsmittelproduktion, sondern auch als Saatgut weiterverkaufen. Für die Menschen hat das den Vorteil, dass sie ihren Rohreis bei mir kaufen können und nicht extra in die Stadt fahren müssen.“
Daw San San Chit, Linns Frau, berichtet, dass die höheren Erträge und die besseren Lebensbedingungen ihnen die Möglichkeit geben, der Gemeinschaft und denjenigen, die Not leiden, etwas zurückzugeben. „Unsere Familie hat für hilfsbedürftige ältere Menschen, Waisenkinder und das Kloster gespendet. Unser Gewinn war so gut, dass wir es uns leisten konnten, Nahrungsmittel zu kaufen und an unsere Gemeinschaft zu spenden. Wir können besser für unsere Kinder sorgen und werden weiterhin mit SRI arbeiten.“