LWB-Präsident Musa: Kirche braucht Hirtinnen und Hirten des 21. Jahrhunderts

29 Aug. 2019
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Tansania: Einheit als zentrales Thema der Vollversammlung, Leitender Bischof Fredrick Shoo wiedergewählt

Arusha, Tansania/Genf (LWI) – Aufstieg und Untergang von Kirchen hänge von den Führungskompetenz ab und somit davon, ob die „Hirtinnen und Hirten“ eine klare theologische Ausrichtung vorgäben, über die Gemeinde wachten und sie hüteten und die frohe Botschaft des Evangeliums verkündeten. So lautete die Botschaft von Erzbischof Dr. Panti Filibus Musa, dem Präsidenten des Lutherischen Weltbundes (LWB), an die 20. Vollversammlung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Tansania (ELKT).

„Wir müssen in die Aus- und Weiterbildung der Kirchenvorstände und Führungspersonen unserer Zeit investieren, die sich für die ‚richtige Verkündigung des Evangeliums‘ einsetzen können, welche wiederum das Aushängeschild der Kirche ist“, sagte Musa an das oberste Entscheidungsgremium der ELKT gerichtet, das nahe der im Nordosten des Landes gelegenen Stadt Arusha getagt hat.

Ausgangspunkt seiner Ausführungen war das Thema der Vollversammlung: „Weidet die Herde Gottes (1. Petrus 5,2)“. An der Tagung vom 19. bis 23. August an der Tumaini-Universität der ELKT nahmen mehr als 240 Delegierte teil. Die Vollversammlung tritt alle vier Jahre zusammen und es nehmen ordinierte sowie nicht-ordinierte Mitglieder aus den 26 Diözesen der Kirche, Mitarbeitende aus den Gesundheits-, Bildungs- und anderen Einrichtungen der Kirche sowie geladene Gäste aus Partnerkirchen und anderen Organisationen daran teil.

Musa, der Erzbischof der Lutherischen Kirche Christi in Nigeria ist, erinnerte die Versammelten daran, dass das Wort Pastor/Pastorin „Hirte“/„Hirtin“ bedeute, die zur „Dienerschaft“ berufen wurden. Die Hauptaufgabe von Pastoren/Pastorinnen oder Pfarrern/Pfarrerinnen sei es, so betonte Musa, sicherzustellen, dass „die Herde Gottes, die unter ihrer Fürsorge steht, durch das wahre Wort Gottes genährt, umsorgt und erhalten wird, damit sie in ihrem Glauben gestärkt und für ihren Dienst vollumfänglich zugerüstet wird.“

Kirchenleitende, so Musa, müssen ihren Dienst – ob als Laien oder Ordinierte – bereitwillig und gerne verrichten, nicht zähneknirschend oder aus Pflichtgefühl, sondern mit Begeisterung und Freude als Antwort auf Gottes Ruf. Gleichzeitig sollte aber niemand aus den falschen Gründen, beispielsweise finanzielle Vorteile, Eigennutz oder Macht, zu eifrig eine Führungsrolle übernehmen. „Es ist bedauerlich, dass der Dienst in der Kirche heute vielerorts ein Weg ist, einfach und schnell zu Reichtum zu gelangen; es ist wie der Ausverkauf der Botschaft des Evangeliums“, führte er aus.

Der LWB-Präsident erklärte, er sei besorgt über eine Machtkonzentration, die zu einer so genannten „Klerikalisierung der Kirche“ führe. „Während wir zwar theoretisch vom Priestertum aller Gläubigen sprechen, scheinen wir uns in der Praxis immer mehr auf einen Zustand zuzubewegen, in dem es bei allem, was mit dem Dienst zu tun hat, um die Pfarrerinnen und Pfarrer und Bischöfinnen und Bischöfe geht.“ Er wies darauf hin, dass dieser Trend insbesondere in Afrika besorgniserregend sei, wo die Kluft zwischen den Führungspersonen und den Mitgliedern der Kirche „größer als jede Vorstellungskraft“ sei.

„Gott will Führungspersonen, die darum bemüht sind, zu verstehen, was Gott will, Führungspersonen, die die Wahrheit kennen und nach Gerechtigkeit lechzen. Führungspersonen müssen die Kirche einen und die Ungerechtigkeiten in der Gesellschaft angehen“, sagte Musa.

Abschließend erklärte der LWB-Präsident: „Der Hirte oder die Hirtin muss auch eine Stimme für die Schwachen, die Machtlosen und all jene Menschen sein, die aufgrund von kulturellen, religiösen oder anderen Überzeugungen an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden. Hirte oder Hirtin zu sein bedeutete, prophetisch zu handeln und auch gegenüber den Machthabenden und Autoritäten für die Wahrheit einzutreten.“

Die Kirche zusammenhalten

Zu den zentralen Themen der Vollversammlung zählten die Einheit der Kirche, partizipative Führungsverantwortung von Frauen und Männern, die Finanzsituation der Kirche, der Aufbau von stabilen und gesunden Familien und die Wahl von Amtsträgerinnen und Amtsträgern. Die Delegierten bestätigten den Leitenden Bischof Dr. Fredrick Onael Shoo für weitere vier Jahre in seinem Amt. Er ist seit 2015 Oberhaupt der Kirche.

In seiner Ansprache an die Delegierten konzentrierte Shoo sich auf das Thema Einheit und erinnerte die anwesenden Führungspersonen der Kirche an die Notwendigkeit, die Kirche trotz der vielen verschiedenen Kontexte und Sichtweisen, die die Mitglieder vertreten, zusammenzuhalten. „Wenn wir eine stabile Gemeinschaft aufbauen, werden wir einander respektieren, unterstützen und wertschätzen und wir werden die bestmöglichen Bedingungen schaffen, die Herde Gottes zu hüten und zu leiten“, drängte er die Versammelten.

Der Leitende Bischof beschrieb die Vollversammlung als „eine Gelegenheit, den Geist der Liebe und der Solidarität bei uns zu stärken, damit unser Engagement als Kirche auch weiterhin ein einmaliges und aufschlussreiches Zeugnis für die Allgemeinheit sein kann.“

Shoo und Musa haben im Rahmen der Vollversammlung auch die Publikation „Nafasi ya Kanisa kwa Umma“, eine jüngst veröffentlichte Kiswahili-Übersetzung des LWB-Dokuments „Die Kirche im öffentlichen Raum“, vorgestellt.

 

Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Tansania hat mehr als 7,5 Mitglieder und umfasst 26 Diözesen in allen Regionen des Landes. Sie ist dem LWB 1964 beigetreten

 

LWF/OCS