Weltweite Solidarität der Kirchen mit Ägypten ist entscheidend
Für den Präsidenten des Lutherischen Weltbundes (LWB), Bischof Dr. Munib A. Younan, stellt die Inthronisierung des neuen Oberhaupts der Koptischen Kirche, Papst Tawadros II. „ein notwendiges Zeichen der Einheit“ für Ägypten und für die arabische Christenheit dar.
Younan, der Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und im Heiligen Land (ELKJHL) ist, nahm als Vertreter des LWB und der ELKJHL an der feierlichen Zeremonie am 18. November teil, bei der Tawadros II. in sein Amt als 118. Papst der Koptischen Orthodoxen Kirche von Alexandrien und Patriarch von ganz Afrika eingeführt wurde. Die Zeremonie fand in der St. Markus Kathedrale in der ägyptischen Hauptstadt Kairo statt.
„Wir müssen uns bewusst machen, dass dies die größte christliche Kirche in der arabischen Welt ist. Nach der ägyptischen Revolution und nach dem Ende der Ära des ehemaligen Präsidenten Mubarak ist dies das Ereignis, das Gläubige aus Christentum und Islam, hohe Regierungsvertreter und -vertreterinnen, sowie ein breites Spektrum der zivilen Gesellschaft zusammengebracht hat, nicht nur aus Ägypten, sondern auch aus anderen Teilen der Welt“, sagte Younan der Lutherischen Welt-Information (LWI).
Ägypten hat mehr als 80 Millionen Einwohner; 10 bis 12 Millionen von ihnen sind Kopten. Sie repräsentieren die Mehrheit der koptischen Christen in der Welt.
„Die Inthronisierung des neuen Papstes war ein historischer Augenblick für die Ägypterinnen und Ägypter – sie haben damit ausgedrückt, dass sie als Christen und Muslime zusammen leben wollen. Es ist ein notwendiges Zeichen der Einheit im Land zu dieser Zeit“, sagte Younan mit Bezug auf die sozio-politischen Veränderungen nach der Absetzung des ehemaligen Präsidenten Hosni Mubarak und der Konsolidierung der neuen Regierung unter Präsident Mohammed Mursi.
Bischof Younan betonte die Bedeutung der Anwesenheit der ökumenischen Partner bei der Inthronisierung von Tawadros II. Unter den Anwesenden waren Repräsentanten des Ökumenischen Rats der Kirchen sowie globaler christlicher Gemeinschaften wie dem LWB, der Anglikanischen Gemeinschaft und dem Vatikan, ausserdem die Patriarchen von Östlich-Orthodoxen, Orientalisch-Orthodoxen und katholischen Kirchen, sowie LeiterInnen verschiedener evangelischer Kirchen. Younan sagte, er sehe dies als Zeichen der Solidarität der weltweiten Kirche mit den Kirchen in der arabischen Welt, die zurzeit mit religiösem und politischem Extremismus zu kämpfen haben.
„Diese Solidarität ist äußerst wichtig, da orientalische Christen nicht nur im Nahen Osten leben, sondern in aller Welt, wohin auch immer unser Glaube uns führt“, sagte der LWB-Präsident. „Die Kirchen sind aufeinander angewiesen, und zusammen wollen wir in der Welt Zeugnis ablegen für die zentralen Werte Liebe, Frieden, Gerechtigkeit und Versöhnung“, fügte er hinzu.
In einer Botschaft, die von einem der koptischen Kirchenführer verlesen wurde, bekräftigte Tawadros II. sein Engagement, sich für das Wohl von allen ÄgypterInnen, Christen und Muslimen gleichermaßen, einzusetzen.
Younan sagte, die gute Zusammenarbeit der verschiedenen Religionen habe sich auch in dem Applaus gezeigt, der immer aufbrandete, wenn der Vorgänger von Tawadros II., der verstorbene Papst Shenouda III., erwähnt wurde.
Der LWB-Präsident überbrachte Grüße des Generalsekretärs, Pfr. Martin Junge, sowie von Mitgliedskirchen der gesamten lutherischen Gemeinschaft. Papst Tawadros II. wiederum drückte seinen Dank für die Gratulation der LWB-Führung nach seiner Wahl Anfang November aus. Er sagte, er freue sich auf die Gespräche über Möglichkeiten einer künftigen Zusammenarbeit. (531 Wörter)