LWB-Programm in Jerusalem stärkt Berufsausbildung und wirtschaftliche Emanzipation
JERUSALEM/WINNIPEG, Kanada/GENF (LWI) – Durch die Förderung der Berufstätigkeit von Frauen und die Verbesserung ihres Zugangs zu technischer und beruflicher Ausbildung will ein Projekt des Jerusalem-Programms des Lutherischen Weltbundes (LWB) Frauen in Palästina in ihrer wirtschaftlichen Unabhängigkeit fördern.
„In den Palästinensergebieten ist Arbeitslosigkeit einer der Hauptgründe für Armut“, erklärt Suhad Kasbari, Projektmanager beim LWB. „Frauen haben es deutlich schwerer als Männer, eine bezahlte Arbeit zu finden, und die Stellen, die es gibt, sind nur schwer zugänglich. Das verschärft die sowieso schon bestehenden wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Hürden und bedeutet eine zusätzliche Herausforderung für sie. Für Frauen mit Behinderungen ist es dann noch einmal schwieriger.“
In Zusammenarbeit mit der kanadischen lutherischen Hilfsorganisation Canadian Lutheran World Relief (CLWR) hat das Jerusalem-Programm des LWB nun ein Projekt gestartet, um die allgemeine und berufliche Bildung und die Beschäftigungschancen von palästinensischen Frauen in Bereichen zu fördern, die traditionell weniger in Frauenhänden liegen. Das Projekt, das vom kanadischen Außenministerium finanziert wird, ist auf insgesamt 10 Jahre angelegt.
„Normalisierung“ der Beschäftigungsquote von Frauen
Das neue Projekt trägt den Namen GRIT (Gender-Responsive and Inclusive Technical and Vocational Education and Training – deutsch etwa: gendergerechte und inklusive technische und berufliche Bildung und Ausbildung) und soll den Zugang von Frauen zu einer technischen und beruflichen Ausbildung verbessern, die auf ihre Bedürfnisse, Interessen und die Marktanforderungen zugeschnitten sind. Es soll sie darin unterstützen, entsprechende Arbeitsstellen zu finden und finanzielle Unabhängigkeit zu erlangen.
„GRIT wird diesen Frauen neue Perspektiven eröffnen, ihnen größere wirtschaftliche Freiheit verschaffen und mehr Selbstvertrauen in ihren Familien und Gemeinwesen geben“, so Kasbari.
In den Palästinensergebieten Ramallah und Beit Hanina führt der LWB bereits seit 1949 sehr erfolgreich Berufsausbildungsprogramme durch. In den vergangenen zehn Jahren hat der LWB dort konzertierte Anstrengungen unternommen, auch mehr weibliche Auszubildende zu gewinnen. Dank einer ganzen Reihe von Maßnahmen konnte das ursprüngliche Ziel von 25 Prozent Absolventinnen bereits erreicht werden.
GRIT ermöglicht nun eine Ausweitung der bereits bestehenden Programme und die Einführung zweier neuer Programme für Frauen in ganz unterschiedlichen Fachgebieten, darunter auch solche, die traditionell eher von Männern dominiert sind. Das Projekt will damit dazu beitragen, dass es normaler wird, dass auch Frauen in ihren Gemeinwesen ganz unterschiedliche Rollen übernehmen.
Die wirtschaftliche Emanzipation von Frauen ist für die Umsetzung der Rechte von Frauen und die Gleichstellung der Geschlechter von zentraler Bedeutung. Sie umfasst unter anderem, dass Frauen gleichberechtigt am Arbeitsmarkt teilhaben, Zugang zu menschenwürdiger Arbeit haben und bei wirtschaftlichen Entscheidungen ein Mitspracherecht haben und wirklich eingebunden werden – nicht nur im eigenen Haushalt. Die wirtschaftliche Ermächtigung von Frauen ist entscheidend für die Umsetzung der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung.
Frauenfreundliches Umfeld schaffen
„Diese neue Initiative baut auf die Erfahrung auf, die der LWB bereits mit der Durchführung von Berufsbildungsprogrammen im Westjordanland gesammelt hat, bei denen CLWR ebenfalls seit vielen Jahren stolzer Partner ist“, erklärt Karin Achtelstetter, Exekutivdirektorin von CLWR. „Jedes Jahr sind wir aufs Neue begeistert von der großen Zahl talentierter junger Menschen, die das Programm erfolgreich abschließen und Jobs in ihrem jeweiligen Tätigkeitsfeld finden. Weil das neue Programm einen größeren Schwerpunkt auf die Bildung und Ausbildung von Frauen legt, werden hunderte von Frauen, die in Bezug auf ihre Ausbildung, Arbeitsplatzsuche und die Gleichberechtigung vor großen Hürden stehen, die positive Wirkung dieses Programms erleben.“
„Wir wissen, dass das Geschlechtergefälle unter den palästinensischen Erwerbstätigen auf verschiedene Faktoren zurückzuführen ist. Dazu zählen wirtschaftliche, gesellschaftliche und kulturelle Faktoren, aber auch die allgemeinen Rahmenbedingungen sind nicht besonders förderlich für eine unternehmerische Tätigkeit von Frauen“, erklärt die Koordinatorin des Regionalprogramms des LWB im Nahen Osten und Beauftragte des LWB-Weltdienstes für Gendergerechtigkeit, Caroline Tveoy.
„Mit diesem Projekt bietet der LWB Frauen eine berufliche und technische Ausbildung in Bereichen, in denen Frauen traditionell nicht und nicht sehr stark vertreten sind. Durch das Angebot einer solchen Ausbildung und durch die Zusammenarbeit mit einem Netzwerk von Berufsbildungszentren und Unternehmen im ganzen Westjordanland fördert der LWB eine gendersensible Politik und Praxis in Palästina“, ergänzt Tveoy.
Von Megan Redmond/CLWR, Redaktion: LWB/C. Kästner. Deutsche Übersetzung: Andrea Hellfritz, Redaktion LWB/A.Weyermüller
Das LWB-Programm in Jerusalem führt seit mehr als 70 Jahren Berufsbildungsprogramme durch. Seine Ausbildungszentren richten sich insbesondere an junge Palästinenserinnen und Palästinenser, die aufgrund der prekären wirtschaftlichen Verhältnisse, aus denen sie stammen, oder aufgrund von Behinderungen geringe Chancen auf einen Ausbildungsplatz haben. In der vergangenen zehn Jahren wuchs die Zahl weiblicher Auszubildender und Absolventinnen der Ausbildungsprogramme kontinuierlich. Dies ging Hand in Hand mit verschiedenen Bemühungen, die Zahl der für Frauen zugänglichen Berufe auf dem lokalen Markt zu erhöhen.
Canadian Lutheran World Relief ist eine international tätige Nothilfe- und Entwicklungshilfeorganisation, die Antworten auf und einen Umgang mit der Ungerechtigkeit sucht, die menschliches Leid und Armut verursacht, und danach trachtet, diese zu überwinden. Als eine Vertretung der lutherischen Gemeinden in Kanada bietet Canadian Lutheran World Relief Kanadierinnen und Kanadiern die Möglichkeit, auf nationale und internationale Bedürfnisse zu reagieren.