Schwerpunkte auf humanitärer Hilfe und Unterstützung von Mitgliedskirchen bei Aufnahme von Geflüchteten
GENF, Schweiz (LWI) – Der Lutherische Weltbund (LWB) verstärkt seine Hilfe für die Opfer des Krieges in der Ukraine und stellt ein Team zusammen, das die humanitäre Hilfe und die Unterstützung für die Mitgliedskirchen in der Region koordinieren soll. Nach einem Abstimmungsprozess mit fünf Kirchen aus Nachbarländern der Ukraine hat der LWB angekündigt, in der polnischen Hauptstadt Warschau ein Büro zu eröffnen und auch eine weitere Einsatzbasis in der Ukraine selbst einrichten zu wollen.
Die Leitung des Koordinationsteams wird Josef Pfattner obliegen, der langjährige Erfahrung in der humanitären Hilfe hat. Pfattner hat bereits Nothilfemaßnahmen des LWB in Jordanien, im Südsudan, im Tschad und in der Zentralafrikanischen Republik geleitet. Nun wird er eng mit Rebekka Meissner zusammenarbeiten, der Programmreferentin des LWB für die Projekte von Mitgliedskirchen. Meissner ist erst kürzlich von einer Erkundungsmission in Rumänien, der Slowakei, Ungarn und Polen zurückgekehrt. Auch Pfattner war nach Budapest gereist, um sich selbst über den Umgang mit der Flüchtlingskrise in dem Land zu informieren.
„Es ist beeindruckend zu sehen, was die Kirche [in Ungarn] mit ihren begrenzten Mitteln auf die Beine stellt“, sagte Pfattner. „Die Menschen helfen mit so viel Leidenschaft, Engagement und positiver Energie, wo immer sie können; sie versorgen die geflüchteten Menschen mit Unterkünften und Essen und stellen Transport, Übersetzungshilfen, medizinische Versorgung und vieles mehr bereit. Natürlich kommt die Kirche an ihre Grenzen, aber es ist unglaublich, zu sehen, was der Heilige Geist durch diese Menschen tut, die sich so engagiert für die Bedürftigsten unter uns einsetzen.“
Seelsorge und theologische Reflexion
Die Kapazitäten der Kirchen vor Ort, den Geflüchteten weiterhin zu helfen, variiere stark je nach Land, erklärte Pfattner, daher sei es eine der wichtigsten Aufgaben, die Ortsgemeinden und diakonischen Organisationen zu unterstützen, die bereits an vorderster Front aktiv sind. Nach Angaben des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen (UNHCR) sind bereits mehr als 4,9 Millionen Menschen aus der Ukraine geflohen und weitere 7 Millionen nach wie vor innerhalb des Landes vertrieben worden.
Meissner betonte, wie wichtig es sei, auch den Menschen in den Ortsgemeinden, die die Geflüchteten bei sich aufnehmen, und den Mitarbeitenden der Kirchen Seelsorge und Unterstützung anzubieten, da diese schon seit dem 24. Februar an vorderster Front bei den Hilfsmaßnahmen mitwirkten, als nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine die ersten Geflüchteten kamen. „Die Kirchen werden ihrer Berufung gerecht, offene und einladende Orte und Orte der Solidarität für die notleidenden Nächsten zu sein“, berichtet sie. „Aber die Situation ist komplex und verändert sich ständig; und auch die Bedürfnisse der Menschen verändern sich, was von uns große Flexibilität verlangt.“
Weiterhin unterstreicht Meissner, dass sich die humanitären Helferinnen und Helfer „mit schwierigen Fragen in Bezug auf Neutralität und der Herausforderung auseinandersetzen müssen, humanitäre Hilfe zu leisten, ohne für eine Seite Partei zu ergreifen“. Insbesondere für die Kirchen sei auch eine gemeinsame theologische Reflexion notwendig. „Denn wir leben in einem Europa, das sich radikal verändert, ein Europa, in dem bisherige Gewissheiten in Bezug auf Frieden und gerechte Antworten auf Krieg wieder infrage gestellt werden.“
Neben der praktischen humanitären Hilfe und Unterstützung für die Mitgliedskirchen wird der LWB auch seine Advocacy-Bemühungen fortsetzen, um die Stimmen der Kirchen vor Ort auf die globale Bühne zu bringen. Selbst wenn der Krieg eines Tages vorbei sein werde, werde es noch sehr viel Arbeit geben, denn die Wohnhäuser und die Infrastruktur müssten wieder aufgebaut und die Beziehungen auf lokaler und internationaler Ebene wiederhergestellt werden.