LWB setzt sich für friedliches Zusammenleben der Religionen ein
Addis Abeba, Äthiopien/Genf (LWI) – Der Lutherische Weltbund (LWB) wird als praktischen Ausdruck seines Auftrags, Frieden zu fördern, eine neue Friedensinitiative in Äthiopien starten, um den sich zuspitzenden religiösen Spannungen im Land entgegenzuwirken. Ein friedliches Zusammenleben von muslimischen und christlichen Gläubigen gestaltete sich in den vergangenen Jahren immer schwieriger und in einigen Landesteilen kam es zu Gewalt.
Das auf zwei Jahre angelegte Projekt, das die norwegische Entwicklungshilfeorganisation Norad finanziert, wird vor Ort von der LWB-Mitgliedskirche in Äthiopien, der Äthiopischen Evangelischen Kirche Mekane Yesus (ÄEKMY), in Zusammenarbeit mit dem Interreligiösen Rat von Äthiopien umgesetzt und soll im kommenden Monat anlaufen. Die ÄEKMY hat mehr als 15 Jahre Erfahrung in der Arbeit an Themen wie ethnische und religiöse Konflikte.
Im Rahmen des Projektes werden Foren und Treffen organisiert werden, um interreligiöse Themen zu diskutieren. In zwei Bezirken in der Verwaltungsregion Oromia sollen interreligiöse Räte eingerichtet und Frühwarnsysteme angelegt werden, damit auftretende Probleme frühzeitig erkannt und gelöst werden können.
Dr. Ojot Ojulu, Assistierender Generalsekretär des LWB für Internationale Angelegenheiten und Menschenrechte, erklärte, die Situation in Äthiopien sei komplex.
„In einigen Regionen, wo die muslimischen Gläubigen in der Minderheit sind, werden diese teilweise von den örtlichen Behörden diskriminiert, und das gleiche gilt für christliche Gläubige in anderen Regionen, wo diese in der Minderheit sind. Die fundamentalistischen Tendenzen, die jeweils anderen nicht zu tolerieren, nehmen zu.“
„Bisweilen stiftet auch die Politik – im Kampf um Macht und Posten – zu Gewalt an. Religiöse Identitäten werden manipuliert.“
Zusammenkommen
Dr. Ojulu sagt, sowohl der christliche als auch der muslimische Glaube predige Frieden und beide stünden für ähnliche Werte.
Es bestehe die Hoffnung, dass die verschiedenen Religionsgruppen voneinander lernen würden, wenn man sie zusammenbringe. „Wenn es keinerlei Interaktion gibt, können sogar Kleinigkeiten außer Kontrolle geraten. Wir wollen helfen, friedfertige Kanäle für den Umgang mit Probleme zu schaffen oder wieder zu öffnen, damit die Menschen eine einfache Möglichkeit haben, zusammenzukommen und Missverständnisse auszuräumen.“
Das Projekt wird auch mit den örtlichen Behörden zusammenarbeiten, um das Verständnis vom Prinzip der Trennung von Staat und Religion sowie das Bewusstsein für Religions- und Glaubensfreiheit zu verbessern, die in der äthiopischen Verfassung und in verschiedenen von Äthiopien ratifizierten internationalen Normen verankerte ist.
Frauen und Kinder werden ebenfalls einbezogen. „Es wird sie ermächtigen, ihren rechtmäßigen Platz in der Schaffung von Frieden zwischen ihren jeweiligen ethnischen oder religiösen Gruppen einzunehmen.“
Erfolgsindikatoren
Neben dem Abbau von Spannungen werden auch ein größeres Bewusstsein bei den Pfarrerinnen und Pfarrern für den Islam und bei muslimischen Führungspersonen für den christlichen Glauben sowie positive interreligiöse Narrationen Indikatoren für den Erfolg des Projektes sein. Die örtlichen Behörden würden die in der Verfassung verankerte Trennung von Staat und Religion besser verstehen und besser mit religiösen Konflikten umzugehen wissen.
Dr. Ojulu sagte, das politische Umfeld habe sich in den letzten fünf Monaten dramatisch verändert. Der neue Premierminister Dr. Abiy Ahmed hat versprochen, Gesetze zu ändern, die zivilgesellschaftliche Organisationen, die Medien und politische Freiheiten einschränkten. „Friedenskonsolidierung und die Möglichkeit für Menschenrechte einzutreten waren stark eingeschränkt gewesen bevor die neue Regierung die Macht übernommen hat. Aber jetzt besteht Hoffnung, dass sich das ändert“, erklärt Dr. Ojulu.
Im vergangenen Monat haben die äthiopische und die eritreische Regierung eine Friedenserklärung unterzeichnet, die einen seit 20 Jahren andauernden Krieg offiziell beendet. Der LWB hatte dies in einem Brief von LWB-Generalsekretär Pfr. Dr. Martin Junge gewürdigt.
Auch in Indonesien hat der LWB ein ähnliches Programm zur Friedenskonsolidierung durchgeführt und in dessen Rahmen junge Menschen unterschiedlicher Religionszugehörigkeit ermutigt, zusammenzukommen und Kommunikationsmittel wie die sozialen Medien zu verwenden, um interreligiöse Beziehungen zu fördern und Spannungen abzubauen.