Neue Partnerschaft zwischen dem LWB und der Internationalen Arbeitsorganisation

02 Mai 2022
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Eine Gruppe von Studierenden, die die SYB-Ausbildung in Zusammenarbeit mit der Thiqa-Bank in Duhok, Irak, abgeschlossen haben. Foto: LWB/Irak

Eine Gruppe von Studierenden, die die SYB-Ausbildung in Zusammenarbeit mit der Thiqa-Bank in Duhok, Irak, abgeschlossen haben. Foto: LWB/Irak

PROSPECTS unterstützt Kompetenz- und Business-Training für Geflüchtete und Aufnahmegemeinschaften im Irak und Äthiopien

GENF, Schweiz (LWI) – Der Lutherische Weltbund (LWB) arbeitet partnerschaftlich mit der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO) zusammen, um jungen Geflüchteten, Aufnahmegemeinschaften, Heimkehrenden und Binnenvertriebenen im Irak und Äthiopien einen besseren Zugang zum Arbeitsmarkt und zu Möglichkeiten für eine eigene Existenzgründung zu eröffnen.

Der LWB hat sich aus diesem Grund der PROSPECTS-Initiative angeschlossen, an der außerdem noch die IAO, das Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR), das Kinderhilfswerk (UNICEF), die Weltbank und die Internationale Finanz-Corporation beteiligt sind. Das Programm zielt darauf ab, menschenwürdige, inklusive und nachhaltige Arbeitsmöglichkeiten für Frauen und Männer bereitzustellen. Viele dieser Menschen haben bereits Jahre ihres Lebens in Flüchtlingscamps oder Vertriebenenlagern verbracht. Gleichzeitig will das Programm Aufnahmegemeinschaften unterstützen, die oft ihre eigenen wirtschaftlichen Probleme haben, und versuchen, ihre Entwicklungsagenden in Gebieten umzusetzen, die durch die Migration zahlreicher Menschen verändert worden sind.

In den irakischen Regionen Dohuk und Ninewa werden rund tausend Männern und Frauen mit unterschiedlichen ethnischen und religiösen Hintergründen Kenntnisse in Wirtschaft und Finanzen vermittelt, damit sie ihre eigenen kleinen und mittleren Betriebe gründen und entwickeln können. Zweihundert von ihnen nehmen dann an der zweiten Stufe des Programms teil und erhalten Zugang zu Finanzdienstleistungen und Krediten.

 LWF/Iraq

Einer der Teilnehmenden in der Stadt Dohuk, der bereits von dem Programm profitiert, ist der 35 Jahre alte Omer Abdullaziz Tater. Er hat einen Bachelor-Abschluss als Bauingenieur und war einige Jahre lang berufstätig, wurde dann aber aufgrund fehlender beruflicher Möglichkeiten in der Region arbeitslos. Nachdem er im Rahmen des Programms an Fortbildungsmaßnahmen teilgenommen hatte, beantragte er einen Gründerkredit, um ein eigenes Büro für Architekturberatung zu eröffnen.  Er nimmt ebenfalls an einem staatlichen Compliance-Programm als Voraussetzung für die Erteilung einer Lizenz teil, die alle Ingenieure als Bedingung für die eigene Firmengründung vorlegen müssen.

„Die Finanzausbildung hat mir das Wissen vermittelt, vorsichtiger mit meinen Ausgaben umzugehen“, sagt Omer, „und ich konnte mit dem, was ich gelernt habe, auch meiner Familie unter die Arme greifen. Ich will noch weitermachen und die Ausbildung abschließen, damit ich meine Projekte besser nach ökologischen Gesichtspunkten ausrichten kann und mehr über die Entwicklung von Businessplänen, Marktnachfrage, potenzielle Risiken und Marketing lerne.“ Seit Oktober 2021 haben mehr als 600 Frauen und Männer im Irak dieses Programm erfolgreich absolviert, darunter 119 Geflüchtete, 140 Binnenvertriebene und 346 Mitglieder von Aufnahmegemeinschaften.

Verbesserung des sozialen Zusammenhalts im Irak

Mindestens 40 Prozent der Teilnehmenden an dem Programm sind Frauen. Ein weiteres Ziel besteht darin, auch Menschen mit Behinderungen einzuschließen. Das Programm will nicht nur die beruflichen Chancen für die Teilnehmenden, sondern auch den sozialen Zusammenhalt zwischen den Menschen der Aufnahmegemeinschaften (wie Omer), bei denen es sich um Binnenvertriebene unterschiedlicher Ethnien aus dem Irak handelt, und der vorwiegend syrischen Flüchtlingsbevölkerung verbessern. Das Training motiviert Minderheiten und marginalisierte Gruppen, vertrauensvolle Beziehungen aufzubauen, an eigenen Einstellungen zu arbeiten und Fähigkeiten zur Transformation von Konflikten zu entwickeln.

Rebecca Duerst, LWB Länderrepräsentantin für den Irak, ist sehr angetan von der Partnerschaft mit der IAO, denn „sie hilft uns, unser Ziel der Verbesserung der Existenzgrundlagen innerhalb dieser Bevölkerungsgruppen zu erreichen.“ Das PROSPECTS-Projekt, so fügte sie hinzu, „passt zu unserer Strategie, einen gleichberechtigteren Zugang zu Möglichkeiten der Existenzsicherung besonders für Binnenvertriebene, Geflüchtete und Mitglieder der Aufnahmegemeinschaften zu fördern, die in prekären Situationen leben.  Diese Gruppen haben oft weniger Möglichkeiten für finanzielle Bildung und sind vom Zugang zu Fördermöglichkeiten ausgeschlossen, um eigene Geschäftsideen auf den Weg zu bringen oder weiterzuentwickeln.“

Auch in Äthiopien arbeiten die IAO und der LWB seit Juli 2021 zusammen, um ein ganzheitliches und über mehrere Jahre laufendes Arbeitsbeschaffungsprogramm in Kebribeyah im Regionalstaat Somali durchzuführen. Dazu gehören die Renovierung und der Ausbau eines hochmodernen Berufsbildungszentrums, die Unterstützung eines Tropfbewässerungsprojekts für die Landwirtschaft und Finanzausbildung zur Unterstützung von Unternehmensgründungen.

Landwirtschaft, Bauindustrie und Finanzausbildung in Äthiopien

Im ersten Jahr besteht das Ziel darin, die Klassenräume und die Werkstatt zu renovieren und neu auszustatten. Das Lehrpersonal wird in den sechs Berufsbereichen, die im ersten Lehrplan angeboten werden, weitergebildet: Innenausbau in der Bauindustrie, Aluminiumarbeiten, Sanitärinstallation, Gebäudeelektroinstallation, Bewässerungstechnik (Tropfbewässerung) und Verlegen von Pflastersteinen. Darüber hinaus wurde eine erste Kohorte von einhundert jungen Männern und Frauen ausgesucht, die dort ihre Ausbildung beginnen. Dazu gehören sowohl Geflüchtete als auch Mitglieder der örtlichen Bevölkerung, damit harmonische Beziehungen zwischen den beiden Gemeinschaften gefördert werden und eine langfristige Entwicklung in der Region möglich wird.

„Das ist ein spannendes Projekt, das sich in dieser aufstrebenden Region in Äthiopien sehr positiv auswirken wird“, sagte Sophie Gebreyes, LWB-Länderrepräsentantin für Äthiopien. „Das Programm hat das Potenzial, Tausenden von jungen Menschen Fachkompetenzen in zahlreichen Berufen zu vermitteln.  Darüber hinaus sichert es Existenzen und weist Wege in die Selbständigkeit, so dass die Regierung entlastet wird und nicht allein dafür sorgen muss, dass menschenwürdige Existenzmöglichkeiten sowohl für die Geflüchteten als auch für die Aufnahmegemeinschaften entstehen“, sagte sie. „Eine intensive Zusammenarbeit des öffentlichen und privaten Sektors, zwischen Kommunalbehörden, Begünstigten, Architekten und der Wirtschaft war unverzichtbar, damit es mit diesem Projekt weitergeht“, fügte sie hinzu.

Nicholas Grisewood, Globaler Programmmanager für PROSPECT, begrüßte die Partnerschaft mit dem LWB und sagte: „Wir sind hocherfreut zu sehen, wie unsere beiden Organisationen die Programmziele, durch Entwicklungsprojekte der Binnenvertreibung etwas entgegenzusetzen, verwirklichen und effizient und effektiv in Äthiopien und im Irak zusammenarbeiten. Wir freuen uns darauf, diese Partnerschaft mit dem LWB fortzusetzen und eine nachhaltige Verbesserung zum Positiven im Leben der Geflüchteten und der Aufnahmegemeinschaften zu unterstützen.“

 

Von LWB/P. Hitchen. Deutsche Übersetzung: Detlef Höffken, Redaktion: LWB/A. Weyermüller