Ökumenischer Gottesdienst in Amman und Bethlehem

21 Febr. 2017
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Der ökumenische Gottesdienst der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und im Heiligen Land und des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem fand am 12. Februar in der Evangelisch-Lutherischen Kirche des Guten Hirten im Amman in Jordanien statt. Foto: Ben Gray/ELKJHL

Der ökumenische Gottesdienst der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und im Heiligen Land und des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem fand am 12. Februar in der Evangelisch-Lutherischen Kirche des Guten Hirten im Amman in Jordanien statt. Foto: Ben Gray/ELKJHL

Lutherische und katholische Christen im Heiligen Land feiern Gottesdienst nach dem Vorbild des gemeinsamen Reformationsgedenkens in Lund

Amman, Jordanien/Genf (LWI) – Der jahrelangen Zusammenarbeit und des Dialogs im Heiligen Land gaben Kirchenleitende der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und im Heiligen Land (ELKJHL) und des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem (LPJ) ein sichtbares Zeichen der Einheit und der Verpflichtung zum gemeinsame Zeugnis ihrer Gemeinschaften im Nahen Osten. Der ökumenische Gottesdienst aus diesem Anlass fand in der Evangelisch-Lutherischen Kirche des Guten Hirten im Amman in Jordanien statt. 

Die Leitenden der beiden Kirchen in Jerusalem, Bischof Dr. Munib Younan von der Evangelisch-Lutherischen Kirche und Erzbischof Pierbattista Pizzaballa vom Lateinischen Patriarchat, leiteten den Gottesdienst gemeinsam und hielten eine gemeinsame Predigt, um die beispielhaften ökumenischen Beziehungen in der Region zu unterstreichen. „Die Ökumene entsteht nicht nur durch den theologischen Dialog, sondern durch Freundschaft und Vertrauen. Wir danken für diese Freundschaft und das Vertrauen, die uns als lutherische und katholische Gläubige weiterbringen werden", sagte Bischof Munib Younan über den Gottesdienst.

Der ökumenische Gottesdienst in Amman wurde nach dem historischen Vorbild des am 31. Oktober 2016 gefeierten Gottesdienstes im Dom zu Lund gestaltet, in dem die lutherische und die katholische Kirche gemeinsam das 500. Reformationsjubiläum begingen.  Die Leitung des gemeinsamen Gebetes in Lund hatten Papst Franziskus im Namen der katholischen Kirche sowie LWB-Präsident Bischof Munib Younan und LWB-Generalsekretär Pfarrer Dr. h.c. Martin Junge im Namen des Lutherischen Weltbundes (LWB) übernommen.

In Amman hatten sich die Leitenden und Mitglieder der beiden Konfessionen versammelt, um den Prozess der Heilung und Versöhnung weiterzuführen, den der Gottesdienst in Lund bezeugt hat. Die Lutherische Kirche des Guten Hirten war zu gleichen Teilen von katholischen und lutherischen Gläubigen besucht. Es waren rund 20 Geistliche anwesend, die ihre jeweilige Kirche vertraten. Hierzu zählten der Botschafter des Vatikans, Erzbischof Alberto Ortega Martin sowie weitere Kirchenleitende der orthodoxen, anglikanischen, syrischen und anderen Kirchen.

„Der ökumenische Gottesdienst war ein spiritueller und andächtiger Moment des Gedenkens der Reformation in dem wir die Einheit in der Vielfalt gefeiert haben ", so Bischof Younan. „Man hätte in der Kirche eine Stecknadel fallen hören können.“

Die Liturgie für den ökumenischen Gottesdienst war von Pfarrer Munther Isaac von der Lutherischen Kirche und Bischofsvikar William Shomali vom Lateinischen Patriarchat für diesen Anlass adaptiert und übersetzt worden.

„Was in Lund geschehen ist, sollte auf allen Ebenen geschehen. Einheit ist nicht nur eine Sache der Kirchenleitenden. Es soll nicht so sein, dass wir diese Veranstaltung als einmaliges Ereignis begreifen, und dann kehren alle zurück in ihr eigenes Kirchenleben. Wir hoffen, dass es weitere Initiativen in kleinerem Maßstab geben wird", sagte Pfarrer Munther Isaac von der ELKJHL und Assistenzpfarrer der lutherischen Weihnachtskirche in Bethlehem.

Danksagung, Busse und gemeinsames Zeugnis

Die Liturgie beginnt mit einem Gebet und leitet über zu einer Danksagung für den Beitrag jeder Kirche an die Welt, zu Bekenntnis und Busse für die Sünden, die sich die Kirchen gegenseitig angetan haben, und zu einer Verpflichtung auf die fünf ökumenischen Imperative aus dem Dokument „Vom Konflikt zur Gemeinschaft: lutherisch-katholisches Reformationsgedenken 2017", veröffentlicht vom Lutherischen Weltbund und dem Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen nach 50 Jahren Dialog. 

Bevor sich die Kirchen des Heiligen Landes am Sonntag versammelten, wurde eine arabische Übersetzung der Broschüre „Vom Konflikt zur Gemeinschaft" verteilt. Einige Exemplare standen vor und nach dem ökumenischen Gottesdienst zur Verfügung.

Während einige der Gebete wörtlich der Struktur der Liturgie für den ökumenischen Gottesdienst folgten, ging es bei anderen darum, Gott um Beistand für bestimmte Probleme aus dem jeweiligen Kontext zu bitten: Gebete für Flüchtlinge, den Nahen Osten und Jordanien.    Die Aufgaben während des Gottesdienstes wurden im Wechsel von katholischen und lutherischen Geistlichen wahrgenommen und folgten damit ebenfalls dem Vorbild von Lund.

„Was heute Nacht geschehen ist, richtet sich gegen Spaltungen, Kriege und Konflikte – all dies ist im Nahen Osten im Übermaß vorhanden", so Isaac. „Der Gottesdienst war ein Erlebnis. Wir fühlten, dass der Heilige Geist uns leitete. Es gab ein Gefühl der Freude und der Ehrfurcht. Das beruhte auf Gegenseitigkeit, denn beide Kirchen kamen zusammen in einem Gefühl der Begeisterung, das sowohl die Bischöfe und die Geistlichen als auch alle anderen Menschen verspürten. Es ist so, als ob es unsere Region nach Einheit dürstet.“

In seiner Predigt zum Johannesevangelium 15,1-5, das auch schon in Lund Gegenstand der Predigt des Papstes war, wies Erzbischof Pizzaballa beharrlich auf die Bedeutung der Einigkeit zwischen den Kirchen in Jerusalem hin: „Wo Spaltung ist, tragen wir nicht die Früchte, die Jesus von uns erwartet.“

Am Samstag, 18. Februar werden sich die beiden Kirchen erneut in Bethlehem zu einem zweiten ökumenischen Gottesdienst treffen, diesmal in der katholischen Katharinenkirche. Während der Gottesdienst in Jordanien in der Kirche des Guten Hirten lutherische Lieder und Traditionen verwendete, wird der Gottesdienst in der Katharinenkirche katholischen Liedern und Traditionen folgen und auch den Menschen aus Palästina die Gelegenheit bieten, am Reformationsjubiläum teilzunehmen. „Die christliche Einheit ist ein lebendiges Zeugnis. Einheit ist der einzige Weg zur Versöhnung", sagte Bischof Younan.

 

Beitrag der ELKJHL-Kommunikationsabteilung, bearbeitet und übersetzt von der LWB-Kommunikationsabteilung

 

 

LWF/OCS