Fünf Weltweite christliche Gemeinschaften ziehen 20-Jahre-Fazit und diskutieren Weiterarbeit
Notre Dame, USA/Genf (LWI) – Leitungsverantwortliche aus fünf Weltweiten christlichen Gemeinschaften treffen nächste Woche an der US-amerikanischen katholischen Universität Notre Dame zu einer Tagung zusammen, bei der es um die Bedeutung der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre (GE) und ihre Konsequenzen für das Streben der Unterzeichnergemeinschaften nach voller, sichtbarer Einheit der Kirche gehen wird.
Die GE wurde am 31. Oktober 1999 in Augsburg (Deutschland) vom Lutherischen Weltbund (LWB) und der katholischen Kirche unterzeichnet, was faktisch einen der zentralen Konflikte der Reformationszeit beilegte. In dem Dokument wird ausdrücklich betont, dass die „Lehrverurteilungen des 16. Jahrhunderts“, die die jeweils andere Seite der Häresie beschuldigten, „heute den Partner nicht treffen.“
Weiter erklären beide Seiten in der GE ihre Bereitschaft, gemeinsam die Klärung noch verbleibender Fragen voranzutreiben, so zum Verhältnis von Schrift und Lehre, zur Ekklesiologie, zur Autorität in der Kirche, zum geistliche Amt, zu den Sakramenten und zur Beziehung zwischen Rechtfertigung und Sozialethik.
Der ursprünglich katholisch-lutherischen Übereinkunft haben sich inzwischen drei weitere Weltweite christliche Gemeinschaften angeschlossen bzw. ihren Inhalt bestätigt – der Weltrat Methodistischer Kirchen im Jahr 2006 sowie 2017 die Anglikanische Kirchengemeinschaft und die Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen (WGRK).
Die GE ebnete den Weg für zwei Jahrzehnte des Fortschritts in den katholisch-lutherischen Beziehungen. Ihren vorläufigen Höhepunkt fand diese Entwicklung in den gemeinsamen Gedenkfeierlichkeiten aus Anlass des 500. Reformationsjubiläums, die unter Leitung von Papst Franziskus, dem ehemaligen LWB-Präsidenten Bischof Dr. Munib A. Younan sowie LWB-Generalsekretär Pfarrer Dr. h.c. Dr. h.c. Martin Junge im Oktober 2016 in den schwedischen Städten Lund und Malmö begangen wurden.
Trotz der außerordentlichen ökumenischen Bedeutung der Gemeinsamen Erklärung wissen viele Christinnen und Christen weltweit nach wie vor nicht um ihre Existenz und ihre Bedeutung im Blick auf die Möglichkeiten für gemeinsame Gottesdienste und Studienarbeit sowie das Miteinander im öffentlichen Zeugnis und praktischen Dienst am Nächsten.
Die Tagung vom 26. bis 29. März soll die historische Bedeutung der GE sowie Chancen auf weitere Entwicklungen der zwischenkirchlichen Beziehungen herausarbeiten, die aus einer wirksameren Rezeption und Umsetzung vor Ort, auf der nationalen oder internationalen Ebene erwachsen könnten.
Die beteiligten führenden Vertreterinnen und Vertreter der fünf weltweiten christlichen Gemeinschaften sind aufgerufen, sich darüber auszutauschen, wie mithilfe neuer, kreativer Ansätze die theologischen Fortschritte der vergangenen zwei Jahrzehnte im Alltag ihrer Ortskirchen sichtbar gemacht werden können.
Die Universität Notre Dame, die sich seit langem für die Förderung ökumenischer und interreligiöser Beziehungen stark macht, organisiert parallel zu der Tagung zwei öffentliche Veranstaltungen. Am Abend des 26. März findet in der Herz-Jesu-Basilika ein ökumenischer Gottesdienst statt, den der liturgische Chor der Universität musikalisch gestaltet.
Am 28. März steht zum Abschluss der Tagung eine Podiumsdiskussion mit Leitungsverantwortlichen der verschiedenen Konfessionen auf dem Programm. Ihr Thema: „Vom Konflikt zur Gemeinschaft. Die Zukunft der Christenheit: miteinander in der Welt“.
Unter den Teilnehmenden der Konsultation sind LWB-Generalsekretär Junge, Kardinal Kurt Koch, Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, Pfr. Dr. J. C. Park, Präsident des Weltrats Methodistischer Kirchen, Pfr. Chris Ferguson, Generalsekretär der WGRK sowie Erzbischof Dr. Josiah Idowu-Fearon, Generalsekretär der Anglikanischen Kirchengemeinschaft.
Die Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre war das Ergebnis von mehr als drei Jahrzehnten Dialog zwischen dem Lutherischen Weltbund und der römisch-katholischen Kirche.