Perspektiven für ein kirchliches Zeugnis in der heutigen europäischen Gesellschaft

21 Mai 2015
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Pfarrerin Siv Limstrand von der Stadtmission der Offenen Kirche Trondheim spricht auf einer Podiumsdiskussion während der europäischen Kirchenleitungskonferenz des LWB in Trondheim, Norwegen. Foto: LWB/Ryan Rodrick Beiler

Pfarrerin Siv Limstrand von der Stadtmission der Offenen Kirche Trondheim spricht auf einer Podiumsdiskussion während der europäischen Kirchenleitungskonferenz des LWB in Trondheim, Norwegen. Foto: LWB/Ryan Rodrick Beiler

DiskussionsteilnehmerInnen beschreiben auf der europäischen Kirchenleitungskonferenz des LWB verschiedene Kontext

 

(LWI) – „Wovon wurden wir befreit, und wie nutzen wir diese Freiheit“. Das war die Frage, die am 12. Mai auf der europäischen Kirchenleitungskonferenz des Lutherischen Weltbundes (LWB) in Trondheim, Norwegen erörtert wurde.

Deutsche, norwegische und polnische TeilnehmerInnen der Podiumsdiskussion berichteten darüber, wie sie die Befreiung als unterschiedliche Erfahrungen  persönlichen und gemeinschaftlichen Heils erlebt haben. Sie gehören zu den 80 VertreterInnen von LWB-Mitgliedskirchen, die an der europäischen Kirchenleitungskonferenz (EKLK) vom 11. bis 14. Mai teilgenommen haben.

Pfarrerin Siv Limstrand von der Stadtmission der Offenen Kirche Trondheim hat über die Osterfeierlichkeiten berichtet, an denen auch die am stärksten marginalisierten Mitglieder ihrer Gemeinde teilgenommen haben – Flüchtlinge, Menschen mit psychischen Erkrankungen und Drogenabhängige.

„Der Karfreitagsprozession in unseren Strassen folgten Menschen, die Betrug,  Erniedrigung und Folter erlebt haben“, sagte Limstrand. „Wir folgten demselben Kreuz. Wir waren das Kreuz. Wir konnten die Solidarität fühlen, die von dem Kreuz ausging.“

Limstrand ging auch auf die Neigung der Menschen ein, in der Finsternis des Karfreitags zu verharren, und erklärte: „Das Osterlicht ist stärker. Widerstand, Hoffnung und Mut wachsen immer und immer wieder.“

Beziehungen zwischen Kirche und Staat

Svein Arne Lindø schlug einen Bogen vom Persönlichen zum Politischen und beschrieb als  Vorsitzende des Nationalrates der Norwegischen Kirche die Reformen, die das Verhältnis zwischen Staat und Kirche in dem Land verändern.  

„Unsere Beziehungen gestalten sich jetzt anders, aber wir werden nach wie vor vom Staat finanziert.“

Trotz einer Verfassungsänderung im Jahre 2012 bleibt die herausragende Rolle der evangelisch-lutherischen Staatskirche Norwegens weiterhin bestehen. Gleichzeitig wird allen anderen Religionen und Glaubensgemeinschaften in gleicher Weise Unterstützung zugesagt. Für 2017 wird anlässlich des 500. Reformationsjubiläums eine grössere verwaltungstechnische Unabhängigkeit der Kirche vom Staat angestrebt.

„Könnten wir das als eine neue Reformation in Norwegen bezeichnen?“, fragte Lindø.

Neue soziale und wirtschaftliche Zwänge

In seiner Präsentation und als Antwort auf eine Frage aus dem Publikum erzählte Bischof Jerzy Samiec von der Evangelischen Kirche der Augsburger Konfession in Polen über die dramatischen Veränderungen des Kirchenlebens vor und nach dem Niedergang des Kommunismus. Die Befreiung brachte einigen wenigen grosse Reichtümer, aber vielen Menschen Armut und Arbeitslosigkeit. Die jüngeren Generationen haben viel zur Erweiterung des Horizontes derjenigen beigetragen, die hinter dem Eisernen Vorhang aufgewachsen sind, aber der materielle Erfolg hat einen zu hohen Stellenwert.  

„Natürlich hatten wir unsere Probleme unter dem Kommunismus“, sagte Samiec. „Jetzt haben wir die Freiheit, und wir müssen versuchen, die Menschen zu erreichen um zu sehen, wie sie unsere Kirche brauchen.“

Versöhnte Verschiedenheit

Bischof Jan Janssen von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg schloss mit einer nach aussen gewandten ökumenischen Sicht auf die Befreiung.  In seiner Beschreibung des Zusammenwirkens unterschiedlicher Traditionen in Deutschland und der Beziehungen zu Partnern in Ghana und Togo erklärte er: „Wir danken Gott für diese Befreiung aus unserem eigenen Haus und Heim, die den Horizont bis zu unseren weit entfernten Nachbarn für uns geöffnet hat“

„Die Saat des Evangeliums ist aufgegangen, wenn daraus auch manchmal Gewächse hervorgegangen sind, die sich nicht unbedingt in unsere eigenen Traditionen einfügen“, sagte Janssen. „Die Vielfalt der Schöpfung und die vielen unterschiedlichen Sprachen des Glaubens sind ein Geschenk Gottes, der uns befreit, damit wir uns in versöhnter Verschiedenheit begegnen.“

Eine zweite Podiumsdiskussion unter Leitung der Norwegischen Freikirche wird heute stattfinden.  

Die Diskussionen auf der regionalen LWB-Konferenz werden thematisch bestimmt durch das Reformationsjubiläum und das Motto der Zwölften Vollversammlung „Befreit durch Gottes Gnade“. Gastgeber der diesjährigen Veranstaltung sind die Kirche Norwegens und die Evangelisch-Lutherische Freikirche Norwegens.

(Ein Beitrag des freien Journalisten Ryan Rodrick Beiler)

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