Erleichterung über Waffenstillstand, Sorge über Gewalt im Westjordanland
(LWI) – Zwei Tage nach dem Beginn der Waffenruhe im Gazastreifen intensiviert der Lutherische Weltbund (LWB) seine humanitäre Hilfe für die Menschen in dem kriegsgebeutelten Landstrich. Ein mit medizinischen Versorgungsgütern und Medikamenten für die Krebsbehandlung beladener LKW ist bereits auf dem Weg nach Gaza-Stadt, zwei weitere Lieferungen – eine mit Nahrungsmitteln und die andere mit winterfester Kleidung und Decken – werden gerade vorbereitet.
„Wir hoffen, dass die Hilfslieferungen schnell ankommen, aber verständlicherweise wurden die LKW mit Nahrungsmittellieferungen an den Grenzübergängen in den vergangenen Tagen prioritär abgefertigt“, erklärt Ameera Khamees, die Leiterin des LWB-Länderprogramms in Jordanien. Sie hofft jedoch, dass die medizinischen Versorgungsgüter noch im Laufe dieser Woche Gaza-Stadt erreichen werden, wo der LWB mit dem Al-Ahli-Arab-Krankenhaus zusammenarbeitet. Das Krankenhaus ist durch die schiere Zahl von Kranken und verletzten Opfern des seit 15 Monaten anhaltenden Konflikts vollkommen überlastet.
Wir hoffen, dass die Hilfsgüter schnell ankommen, aber verständlicherweise wurden in den letzten Tagen die Lastwagen mit Lebensmitteln an den Grenzübergängen bevorzugt behandelt.
Ameera KHAMEES, Leiterin des LWB-Länderprogramms in Jordanien
Weitere Hilfe unterwegs
Während die erste Hilfslieferung also bereits unterwegs ist, bereiten die LWB-Länderprogramme in Jerusalem und Jordanien zwei weitere Lieferungen mit humanitären Hilfsgütern vor. Die eine Lieferung wird Grundnahrungsmittel umfassen und die andere warme Kleidung und Decken zu den notleidenden Menschen im Gazastreifen bringen. „Die aufwändigen bürokratischen Verfahren der israelischen Regierungen gelten noch immer“, erläutert Sieglinde Weinbrenner, die Leiterin des LWB-Länderprogramms in Jerusalem.
Das LWB-Programm in Jerusalem hat einen dringenden Hilfsappell formuliert und bittet damit dringend um Spenden zur Unterstützung seiner humanitären Bemühungen im Gazastreifen. Der aktuelle Nothilfeplan umfasst unter anderem Hilfe bei der medizinischen Evakuierung von Krebspatientinnen und -patienten aus dem Gazastreifen in das vom LWB betriebene Auguste Viktoria-Krankenhaus in Ostjerusalem und die Entsendung eines medizinischen Fachteams des AVK, um direkt vor Ort im Gazastreifen medizinische Hilfe zu leisten.
Unsere Mitarbeitenden sind erleichtert, dass die Gewalt in Gaza aufgehört hat, aber sie sind weiterhin zutiefst besorgt über die Zukunft.
Sieglinde WEINBRENNER, Leiterin des LWB-Länderprogramms in Jerusalem
„Palästinensische Ärztinnen und Ärzte und palästinensisches Pflegepersonal dürfen aktuell jedoch nicht in den Gazastreifen einreisen und auch medizinische Evakuierungen sind nicht möglich“, berichtet Weinbrenner. „Wir setzen uns aber weiterhin dafür ein, dass Patientinnen und Patienten ihre überlebensnotwendigen Behandlungen so bald wie möglich wieder erhalten können.“
Während sich das Team des LWB also darauf vorbereitet, die dringend notwendige Hilfe im Gazastreifen zu leisten, steigt parallel die Sorge angesichts der zunehmenden militärischen Aktivität in Jenin im Norden des Westjordanlandes. Geschlossene Checkpoints behindern Menschen auf ihrem Arbeitsweg und im Alltag. „Viele unserer Mitarbeitenden im AVK leben im Westjordanland“, erklärt Weinbrenner. „Sie sind erleichtert, dass die Gewalt im Gazastreifen gestoppt werden konnte, aber sie machen sich große Sorgen darüber, wie es nun weitergehen wird.“