Kirchenleitungskonferenz Asien
Lutherische Kirchen in Asien wollen angesichts der rasch fortschreitenden Säkularisierung der Region ihr theologisches Verständnis und ihre theologische Reflexion im Blick auf ganzheitliche Mission und lutherische Identität reformieren.
Fünfundsechzig führende VertreterInnen asiatischer lutherischer Kirchen und ihrer Missionspartner kamen vom 12. bis 16. April in Bangkok (Thailand) zur Kirchenleitungskonferenz Asien (ACLC) zusammen, die die Abteilung des Lutherischen Weltbundes (LWB) für Mission und Entwicklung durchführte. Das Thema der Konferenz lautete: „Stärkung der Kirchengemeinschaft in Asien in Zeiten des Wandels“. Die ACLC findet alle zwei Jahre statt und befasst sich mit Strategien und Programmen der lutherischen Kirchengemeinschaft in der Region, der 52 LWB-Mitgliedskirchen angehören.
Der interreligiöse Kontext der Region ist und bleibt eine Herausforderung für die Kirchen, die nicht ignoriert werden darf, betonten die Kirchenleitenden. Sie stellten fest, die Nachfolge sei weiterhin ein wesentlicher Teil kirchlichen Lebens, im asiatischen Kontext müsse aber genau definiert werden, was darunter zu verstehen sei.
Bischof Nelson Lakra von der Evangelisch-Lutherischen Gossner-Kirche in Chotanagpur und Assam (Indien) wies darauf hin, dass die lutherische Kirchengemeinschaft in Asien für die theologische Ausbildung sowie bezüglich der Reflexion über ganzheitliche Mission und eine asiatische lutherische Identität inzwischen eine klare Linie habe, die sie in Zeiten des Wandels stärken werde.
„Das Asienreferat des LWB nimmt seine richtungsweisende Rolle sehr gut wahr und die asiatischen Kirchenleitenden zeigen grosse Einmütigkeit und starke Zusammenarbeit für diesen gemeinsamen Kurs. Die Kirchengemeinschaft in Asien bleibt ihren Kirchen und dem Evangelium Jesu Christi verpflichtet, zur Zeit oder zur Unzeit“, betonte Lakra.
Pfr. Dr. Kenneth Mtata, Studienreferent für lutherische Theologie und Praxis in der Abteilung des LWB für Theologie und öffentliches Zeugnis, stellte fest, der rasche gesellschaftliche Wandel habe Rückwirkungen auf Selbstverständnis und Potenzial der Kirche wie auch darauf, welche Legitimierung ihr in der Gesellschaft eingeräumt werde. Sie müsse also die Art und Weise, wie sie ihre Theologie kommuniziere, entsprechend anpassen.
„Nur eine umfassende theologische Reaktion kann die Kirche so neu positionieren, dass sie in diesen Zeiten des Wandels relevant und überzeugend sprechen kann“, führte Mtata weiter aus.
Dasselbe Evangelium in unterschiedlichen Kontexten
In seiner Eröffnungsansprache verwies LWB-Generalsekretär Pfr. Martin Junge auf die apostolische Tradition, aus der heraus Kirchen einander die Hand der Gemeinschaft reichten.
„Für die Apostel lag der Hauptgrund dafür, aufeinander zuzugehen und Verbindung aufzunehmen, in der gemeinsamen Mitwirkung an der Verbreitung des Evangeliums. Schon sehr früh wurde den Kirchen die Notwendigkeit bewusst, miteinander in Beziehung zu stehen, um so Selbstbezogenheit und die unkritische Angleichung an die vorherrschende Kultur zu vermeiden“, führte Junge aus. „In den gegenseitigen Besuchen wurde den Kirchen langsam bewusst, dass dasselbe Evangelium in unterschiedlichen Kontexten verschieden aufgenommen und bezeugt werden würde.“
Unter Bezug auf Apostelgeschichte 15 legte Junge dar, wie die frühe Kirche es als ihre Verantwortung ansah, mit solchen Unterschieden in der kulturell geprägten Rezeption umzugehen im Sinne einer Konzentration auf die wesentlichen Inhalte des Evangeliums und einer Haltung der wechselseitigen Gastfreundschaft. „Ihre Tagung als asiatische Kirchengemeinschaft ist Ausdruck jener apostolischen Erkenntnis, dass keine Kirche so klein ist, dass sie nichts zu geben hätte, und keine Kirche so gross, dass sie sich nicht beschenken lassen könnte“, so Junges Fazit.
Nachfolge von Gleichberechtigten
Die LWB-Vizepräsidentin für die Region Asien, Eun-Hae Kwon, überbrachte ein Grusswort von LWB-Präsident Bischof Dr. Munib A. Younan. In seiner Botschaft betonte er die „Nachfolge von Gleichberechtigten“, die sich darauf stütze, dass alle vor Gott den gleichen Wert hätten und gleichermassen berufen seien, der Welt zu dienen. „Weil wir berufen sind, sind wir frei, mit anderen in Beziehung zu treten und die frohe Botschaft gemeinschaftlich als Lutheranerinnen und Lutheraner weiterzugeben“, erklärte Younan.
Die Nachfolge, so Younan weiter, „ist ein Konzept, das wir uns neu aneignen müssen, wenn wir einander begleiten wollen in unserer Teilhabe an Gottes heilbringender und versöhnender Mission in einer zerbrochenen, globalisierten Welt.“
Schwerpunkt Netzwerkarbeit und gegenseitige Unterstützung
Teilnehmende aus Myanmar betonten, es sei wichtig, dass die Kirchen in der Region entschlossen Unterstützung für einander demonstrierten. Die Erneuerung der lutherischen Kirchengemeinschaft in Asien durch die theologische Reflexion gebe der Kirche Hoffnung in einem von Säkularisierung geprägten Kontext.
Satu Ve-U, Generalsekretär der Evangelischen Kirche der Mara, verwies insbesondere auf die Unterzeichnung einer Kooperationserklärung zwischen der Lutherischen Kirche Myanmars, der Myanmarischen Lutherischen Kirche und der Mara-Kirche sowie auf die Schaffung eines Netzwerks westasiatischer Kirchen, die jeweils zur Stärkung der lutherischen Kirchengemeinschaft in Asien beitrügen.
„Dass wir bei der Netzwerkarbeit einen Schwerpunkt setzen, bekräftigt unsere Liebe und unser Engagement füreinander in der wechselseitigen Weggemeinschaft, die zu Wachstum führt und uns hilft, uns in Zeiten des Wandels den Herausforderungen der Säkularisierung zu stellen“, so Satu Ve-U weiter.
Kisku Logen von der Nördlichen Evangelisch-Lutherischen Kirche Bangladeschs merkte weiter an, der Erneuerungsprozess mit seiner Konzentration auf theologische Ausbildung und Reflexion sowie seiner Betonung der ganzheitlichen Mission und der asiatischen lutherischen Identität „bietet eine klare Strategie und Hoffnung für die asiatische Kirchengemeinschaft angesichts der Säkularisierung.“