Webinar zeigt Beispiele, um geschlechtsspezifische Gewalt in Uganda zu beenden
KAMPALA, Uganda (LWI) – Um Gewalt an Frauen und Mädchen zu verhindern, müssen wir auf der Gemeinschaftsebene „tief verwurzelte kulturelle und religiöse Überzeugungen in Frage stellen“ und gleichzeitig auf nationaler Ebene konsequente Gesetze verabschieden und die Opfer und Überlebenden unterstützen.
Paul Orikushaba ist für das Länderprogramm des Lutherischen Weltbundes (LWB) in Uganda verantwortlich und arbeitet mit Flüchtlingen und lokalen Aufnahmegemeinschaften an der nördlichen und westlichen Grenze zu Südsudan und der Demokratischen Republik Kongo. Während eines Webinars am 25. November mit dem Titel „Die Schatten-Pandemie“ sprach er über die Effektivität dieser mehrgleisigen Strategie zur Bekämpfung von sexualisierter und geschlechtsspezifischer Gewalt.
Das Webinar fand anlässlich des von der UNO deklarierten Tages gegen Gewalt an Frauen und zum Auftakt der jährlichen Kampagne 16 Aktionstage gegen geschlechtsspezifische Gewalt statt. Die Veranstaltung wurde gemeinsam vom LWB, der Glaubensbewegung für Gender-Gerechtigkeit Side by Side, ACT Alliance, Mothers‘ Union Uganda und der lokalen Initiative Rakai Community Based AIDS Organization (RACOBAO) ausgerichtet.
Wichtige Rolle religiöser Führungspersönlichkeiten
Orikushaba wies darauf hin, dass geschlechtsspezifische Gewalt eine „globale Tragödie“ sei, die auf „Machtlosigkeit und fehlende Bildung zurückzuführen ist und Menschen nur begrenzt die Möglichkeit gibt, ihre Rechte in Anspruch zu nehmen und ihre Würde zu wahren.“ Religiöse Führungspersönlichkeiten, so Orikushaba, müssten hier eine wichtige Aufgabe übernehmen, von der Kanzel aus das Thema ansprechen und kulturelle Praktiken in Frage stellen, die Gewalt gegenüber Frauen normalisieren.
Der LWB ist seit 1979 in Uganda präsent, unterstützt dort die landwirtschaftliche Produktion und andere Maßnahmen zur Sicherung des Lebensunterhalts und engagiert sich ebenfalls in der Notfallhilfe und für den langfristigen Schutz von Flüchtlingen und Vertriebenen, die aus Konfliktregionen oder vor Naturkatastrophen fliehen. Das Land konnte in den vergangenen zehn Jahren ein beträchtliches Wirtschaftswachstum erzielen. Trotzdem lebt etwa ein Viertel der Bevölkerung nach wie vor unterhalb der Armutsgrenze.
Andere Präsentationen auf dem Webinar gingen auf die Bedeutung der wirtschaftlichen Emanzipation ein, da Armut und Ernährungsunsicherheit zwei wichtige Ursachen für geschlechtsspezifische Gewalt sind. Side by Side-Sprecherin Irene Anena, die das Gender-Referat für die Anglikanische Kirche von Uganda koordiniert, befasste sich detailliert mit dem zunehmenden Problem des Klimawandels, der besonders Frauen betrifft, denn sie stellen 80 Prozent der Beschäftigten in der Landwirtschaft in Uganda.
Positive männliche Vorbilder
Anena berichtete ebenfalls über die wichtige Aufgabe von Glaubensgruppen, die gemeinsam Radio- und Fernsehprogramme produzieren und damit eine Null-Toleranz-Botschaft gegen sexualisierte Gewalt verbreiten und Opfer dazu ermutigen, über Missbrauchsfälle zu berichten. Ein Forum für den gemeinschaftlichen Dialog, so Anena, sei eine weitere wichtige Möglichkeit, Frauen und Männern und auch religiösen Führungspersonen die Möglichkeit zu geben, sich an Gesprächen über Themen zu beteiligen, die bisher tabu waren, z. B. Menstruationshygiene oder sexuelle und reproduktive Gesundheit.
Die Teilnehmenden haben besonders auf die positiven Aspekte der Zusammenarbeit mit christlichen und muslimischen Führungspersönlichkeiten hingewiesen, um klare und deutliche Botschaften über die Verantwortung zur Beendigung geschlechtsspezifischer Gewalt zu übermitteln und positive männliche Vorbildfunktionen auf allen gesellschaftlichen Ebenen zu fördern. „Wie wir Kinder zu Hause und in der Schule erziehen und anleiten, ist bestimmend für ihr Verhalten als Erwachsene“, sagte Orikushaba.
Auf der nationalen Ebene, so sagte er, müsse mehr Geld in die Hand genommen werden, um die Arbeit von Organisationen zu unterstützen, die sich für die Strafverfolgung der Täter und den rechtlichen Schutz der Opfer einsetzen. 2019 konnten auch Glaubensgemeinschaften an der Verabschiedung des Sexual Offences Bill mitarbeiten. Dieses Gesetz gegen sexualisierte Gewalt wird voraussichtlich im Dezember verabschiedet und sieht eine konsequente Bestrafung der Täter vor. Fälle sexualisierter Gewalt werden aber kaum angezeigt. Die Zusammenarbeit zwischen Polizei, Justiz, Gesundheitsbehörden und lokaler Politik müsse unbedingt dazu führen, so ergänzte er, dass den Opfern schneller geholfen werden kann.
Ein wichtiger Teil der Arbeit des LWB in diesem Bereich ist die Unterstützung von Rechtsberatungsstellen und mobilen Gerichten, damit Opfer juristische Hilfen und Zugang zum nationalen Rechtssystem erhalten. „Die Gesetze mögen vorhanden sein“, sagt Orikushaba, „aber ihre Durchsetzung ist ein Problem.“ Beim Kampf gegen geschlechtsspezifische Gewalt habe es, so eine Erkenntnis des Webinars, in Uganda signifikante Erfolge gegeben, aber die COVID-19-Pandemie habe auch schwere Rückschläge verursacht, und viele Fortschritte seien wieder verloren gegangen.