„Segen und Chance für Europa“

17 Dez. 2020
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Eine afghanische Flüchtlingsfamilie in einem griechischen Flüchtlingslager, 2015. Foto: LWB/J. Schreier

Eine afghanische Flüchtlingsfamilie in einem griechischen Flüchtlingslager, 2015. Foto: LWB/J. Schreier

Regionale interreligiöse Konferenz über den Schutz von Kindern auf der Flucht

GENF, Schweiz (LWI) – „Eine der wichtigsten Aufgaben aus dem Glauben handelnder Akteure und Akteurinnen besteht darin, Europa mit einem moralischen Kompass auf Kurs zu halten.“ Sivin Kit, LWB-Programmreferent für öffentliche Theologie und interreligiöse Beziehungen, erinnerte mit diesen Worten an die Lage und die Behandlung minderjähriger Migrierender und Flüchtlinge.

Auf einer zweitägigen Konferenz mit dem Titel „Vom Glauben zum Handeln“ konnten sich glaubensgestützte Organisationen wie der Lutherische Weltbund (LWB) und das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) sowie religiöse Führungspersonen aus unterschiedlichen Glaubensgemeinschaften über das Thema austauschen. In den einzelnen Sitzungen ging es detailliert um die Frage, wie zur Migration gezwungene Kinder in Europa und Zentralasien geschützt werden können und welchen Beitrag aus dem Glauben handelnde Organisationen hier am besten leisten können.

Diese Online-Konferenz wurde von UNICEF Europa und dem Regionalbüro für Europa und Zentralasien (ECARO) ausgerichtet. Mitorganisatoren waren der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK), die Joint Learning Initiative on Faith and Local Communities (JLI) und der European Council of Religious Leaders unter Mitwirkung von Islamic Relief Worldwide, A World of Neighbours, der LWB und World Vision International.

Betreuung von Menschen auf der Flucht

Mehr als 51.000 Minderjährige waren laut UNICEF-Statistik in Europa und Zentralasien letztes Jahr zur Weihnachtszeit auf humanitäre Hilfe angewiesen. Dieses Jahr haben Berichte in den Medien über das Flüchtlingslager Moria auf die Lebensbedingungen von Flüchtlingen aufmerksam gemacht, die Europa erreichen. Mangelnde Wasser- und Sanitärversorgung, fehlende Gesundheitseinrichtungen und Schulen sowie Gewalt und Ausbeutung sind einige der Probleme, die die Gesundheit und die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen gefährden, die dort alleine oder mit ihren Familien ankommen.

„Lange bevor es UNICEF gab, waren es die Religionsgemeinschaften, die sich umfassend um die bedürftigsten Kinder überall auf der Welt gesorgt, sie angeleitet und ihnen geholfen haben und Millionen von notleidenden Familien Trost zugesprochen haben“, erklärt UNICEF in der Einführung zu der Veranstaltung. „Auch heute noch sind die Religionsgemeinschaften wichtige Partner und unterstützen die Arbeit von UNICEF, um die Rechte von Kindern durchzusetzen und ihr Wohlergehen zu verbessern.“

Die erfolgreiche Integration von Flüchtlings- und Migrantenkindern in das alltägliche Leben ihrer Aufnahmegemeinschaften war eines der wichtigsten Themen der Konferenz. In diesem Kontext sprachen die teilnehmenden Organisationen über Möglichkeiten, Migrantenkinder vor Stigmatisierung und Fremdenfeindlichkeit zu schützen.

„Diverse religiöse Führungspersönlichkeiten, glaubensgestützte Organisationen und Religionsgemeinschaften haben sich über Praktiken ausgetauscht und uns auf diese Weise einen Eindruck vermittelt, wie man sich um Kinder in ihrem jeweiligen Kontext am besten kümmern kann“, sagte Sivin Kit, LWB-Programmreferent für öffentliche Theologie und interreligiöse Beziehungen. Kit hat zwei Sitzungen geleitet und moderiert, in denen es um die Bekämpfung von Fremdenfeindlichkeit und die Förderung des sozialen Zusammenhalts ging. Unterstützt wurde er dabei von Islamic Relief Worldwide und World Vision.

Das öffentliche Narrativ neu erzählen

„Wir haben aus zahlreichen inspirierenden Beispielen erfahren, wie die unterschiedlichen Glaubensgemeinschaften vor Ort arbeiten, um die Kinder in den Aufnahmegesellschaften willkommen zu heißen. Aber es gibt auch Geschichten über Auseinandersetzungen, letztlich zurückzuführen auf mangelnde Kenntnisse und fehlende Unterstützung bei der Betreuung von Kindern und Familien auf der Flucht.“ Kit fügte hinzu: „Eine der zahlreichen guten Empfehlungen lautete, in den Aufnahme- und Migrantengemeinschaften für ein besseres Glaubensverständnis und Offenheit gegenüber anderen Kulturen zu sorgen.“

Zu den erwähnten schwierigen Aufgaben gehörte auch eine bessere Vertretung junger Flüchtlinge, eine stärkere Berücksichtigung ihrer Bedürfnisse und Maßnahmen gegen feindseliges Verhalten. „Die traditionellen Medien lassen oft positive Botschaften und Engagement vermissen. Wir alle müssen von den sozialen Medien verlangen, dass sie ihr öffentliches Narrativ zum Thema Flüchtlinge und Migrierende überdenken“, betonte Kit.

Die Konferenz wird maßgebend für einen Aktionsplan sein, der Empfehlungen für UN-Agenturen, nationale Regierungen und kommunale Behörden, aus dem Glauben handelnde Akteure und Akteurinnen und die Zivilgesellschaft insgesamt enthält. Im nächsten Schritt werden UN-Organisationen, Glaubensgemeinschaften und politische Entscheider und Entscheiderinnen einen Aktionsplan ausarbeiten, der effektivere und koordiniertere Antworten vorsieht.

„Migrantenkinder sind ein Segen und eine Chance für Europa“, sagte abschließend Jean Duff von der Joint Learning Initiative on Faith and Local Communities (JLI).

LWF/OCS