Grußworte der LWB-Dialogpartner an den Rat
WITTENBERG, Deutschland/GENF, 22. Juni 2016 – Die Beziehungen zwischen dem Lutherischen Weltbund (LWB) und den weltweit agierenden kirchlichen und ökumenischen Partnern haben sich vertieft und sind stärker geworden, erklärten diese auf der Ratstagung in Wittenberg, Deutschland.
In ihren Grußworten an den LWB-Rat, der vom 15. bis zum 21. Juni zusammengetreten war, erklärten die Vertreterinnen und Vertreter der LWB-Dialogpartner, dass sie sich auf die Fortsetzung ihres umfassenden Engagements freuten, besonders im Rahmen der Feiern zum 500. Reformationsgedenken 2017 und anderer Veranstaltungen in diesem Zusammenhang.
Monsignore Dr. Matthias Türk, Vertreter des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, wies darauf hin, dass der ökumenische Dialog zwischen dem LWB und der katholischen Kirche im Jahre 2017 bereits 50 Jahre geführt werde. Der LWB und der päpstliche Einheitsrat hätten wiederholt bekräftigt, dass „wir die Hände nicht loslassen sollten, die wir einander gereicht haben“. Gleichzeitig „haben wir immer wieder bekräftigt, dass die Menschen christlichen Glaubens mehr verbindet, als sie voneinander trennt.“
Mit Hinweis auf das gemeinsame ökumenische Reformationsgedenken des LWB und der katholischen Kirche in Lund und Malmö, Schweden, im Oktober 2016 sagte Türk, die Botschaft der lutherischen und der katholischen Gläubigen sei es, „Konflikte hinter sich zu lassen und das nächste Kapitel einer tieferen Gemeinschaft aufzuschlagen.“ Das Reformationsgedenken werde „ein neuer kühner, prophetischer Schritt des Konfliktverzichts werden, damit unsere Hände, unsere Köpfe und unsere Herzen offen sind, die Gemeinschaft als Gabe Gottes zu empfangen.“
Er hob die von den katholischen mit den lutherischen Gläubigen geteilte Überzeugung hervor, dass die Reformation international und ökumenisch geworden sei, und ergänzte, dass der LWB und die katholische Kirche aus diesem Grund auch andere ökumenische Partner eingeladen hätten, an den diesjährigen Veranstaltungen in Schweden teilzunehmen.
Türk führte aus, dass die weiteren ekklesiologischen Folgen der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre des LWB und der katholischen Kirche immer offensichtlicher würden. Er verwies auf die Bestätigung der Gemeinsamen Erklärung durch die Methodistische Kirche im Jahre 2006 und auf die entsprechenden Vorbereitungen der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen (WGRK) als Zeichen der viel versprechenden gemeinsamen kirchlichen Zukunft „für eine wachsende Kirchengemeinschaft von bisher getrennten ökumenischen Partnern.“
Rechtfertigung und Gerechtigkeit
Der Generalsekretär des WGRK, Pfarrer Chris Ferguson, dankte dem LWB für die vielfältigen Möglichkeiten, die sich mit der Gemeinsamen Ökumenischen Reformationsgedenken im Oktober 2016 und weiteren Veranstaltungen im Jahre 2017 eröffneten, um bilaterale Beziehungen zu stärken und der Einheit der Kirchen näher zu kommen. Er sprach über die intensive Auseinandersetzung der Reformierten Weltgemeinschaft mit der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre, bei der es besonders um die Untrennbarkeit von Rechtfertigung und Gerechtigkeit gehe.
Die Auseinandersetzung mit dem Thema des LWB für das Reformationsjubiläum „Befreit durch Gottes Gnade“ und mit den drei Unterthemen (Erlösung – für Geld nicht zu haben, Schöpfung – für Geld nicht zu haben und Menschen – für Geld nicht zu haben), „haben uns veranlasst, unsere theologischen Betrachtungen über die Reformation eindeutig in die Gegenwart zu verlegen“, fügte Ferguson hinzu.
Wurzeln in der Reformation
Im Grußwort der Mennonitischen Weltkonferenz (MWK) erklärte Pfarrer Rainer Burkart, dass die Beziehungen zwischen der mennonitischen und lutherischen Kirche seit der bewegenden Feier der Versöhnung anlässlich der Elften LWB-Vollversammlung 2010 in Stuttgart, Deutschland, beständig gewachsen seien und dass die MWK sich auf die ersten Ergebnisse des für das nächste Jahr geplanten trilateralen Gesprächs mit dem LWB und dem päpstlichen Einheitsrat über die Taufe freue. Gleichzeitig werde der Dialog in den eigenen Gemeinden und in den theologischen Institutionen weltweit weiter vorgestellt.
Burkart bedankte sich bei dem LWB-Generalsekretär, Pfarrer Dr. Martin Junge, für die wertvolle Erfahrung des ökumenischen Lernens, die er während dessen Rede zum Thema „Katholizität und Verschiedenheit“ auf der MWK-Generalversammlung im letzten Juli in Pennsylvania, USA, machen konnte. Er fügte hinzu, dass auch die Mennoniten „ihre Wurzeln in der Reformation sehen“ und ein Jahrzehnt mit weltweiten Veranstaltungen einläuten würden, um dieser Geschichte im Februar zu gedenken.
Die Anglikanische Kommunion begleite die Gedenkfeiern zu Reformation mit ihren Gebeten, so Kanonikus John Gibaut. Er verwies besonders auf die jüngst auf dem Anglican Consultative Council erfolgte Bekräftigung der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre sowie auf die anstehende Publikation der anglikanischen und lutherischen Kirche über das Thema „Befreit durch Gottes Gnade“ hin.
Die anglikanische Kirche sehe zuversichtlich und „hoffnungsvoll einer Erneuerung der Einheit und der Mission der Kirche durch gemeinsame Reflexionen zu unserer Reformation und zu unserem katholischen Erbe entgegen“, sagte er.
Bischof Gerhard Ulrich, Vorsitzender des Deutschen Nationalkomitees des LWB, das die diesjährige Ratssitzung ausgerichtete, beschrieb die Zusammenkunft in Wittenberg als ein Familientreffen, besonders im Hinblick auf die Vorbereitungen für das Jubiläumsjahr. „Als eine Familie mit diesem weltweiten Kontext ist es hilfreich, immer wieder zum Ausgangspunkt unseres Pilgerwegs durch die Welt und die Zeit zurückzukommen.“
Dankbarkeit für die „Hand der Gemeinschaft“
Die Pfingstkirchen seien dankbar dafür, dass der LWB anderen Kirchen und sogar Gemeinschaften, die sich nicht zu einer christlichen Identität bekennen, die Hand reiche, erklärte Jean Daniel Plüss von der Schweizerischen Pfingstmission gegenüber dem LWB-Rat.
Plüss begrüßte, dass der internationale Dialog zwischen dem LWB und den klassischen Pfingstgemeinden, der im September beginne, die Gelegenheit für einen gegenseitigen Austausch von Erfahrungen und Erkenntnissen biete. „Wir leben nicht in zwei unterschiedlichen Welten, einer lutherischen und einer pfingstlerischen […]. In Christus folgen wir demselben Aufruf des Evangeliums“, sagte er.
Der Vorsitzende des Internationalen Lutherischen Rates (ILR), Bischof Hans-Jörg Voigt, stellte fest, dass auf den jährlichen Treffen mit dem LWB die theologischen Fragen formuliert würden, die zur Diskussion anstünden, beispielsweise zum Verständnis der Heiligen Schrift. Er übermittelte die Dankbarkeit des ILR für die Veröffentlichung der Publikation „Vom Konflikt zur Gemeinschaft“. Voigt begrüßte das Angebot des LWB eine trilaterale Vereinbarung mit ihm und dem päpstlichen Einheitsrat in Erwägung zu ziehen – vergleichbar der der Methodistischen Kirche, die die Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre am Ende des Prozesses unterzeichnete.
Natasha Klukach, Programmreferentin für kirchliche und ökumenische Beziehungen, grüßte die Delegierten des LWB im Namen des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) und lobte den LWB für sein Engagement, „die Ganzheit der Schöpfung, die Menschheit und die Heilsbotschaft als Mittelpunkt des Evangeliums zu verteidigen.“
Sie sagte, dass es zahlreiche Möglichkeiten für Synergien zwischen beiden Organisationen gebe. Dabei ging sie vor allem auf die kompetenten Beiträge des LWB im Rahmen der internationalen Arbeit des ÖRK im Hinblick auf die Flüchtlingskrise ein, die sich „positiv auf die Effektivität der ökumenischen Zusammenarbeit mit UN-Organisationen ausgewirkt habe“.
Klukach betonte den „ursprünglich ökumenischen Charakter des LWB und sagte die Begleitung der Vorbereitungen für das Gemeinsame Ökumenische Reformationsgedenken in Lund, Schweden, im Oktober im Gebet und mit Danksagungen zu.
Professor Kathryn Johnson, Mitglied der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika, grüßte den Rat im Namen des Globalen Christlichen Forums und bedankte sich beim LWB für seine Arbeit, besonders im Hinblick auf das 500. Reformationsjubiläum. Sie bekräftigte die umfassende lutherische Unterstützung des Forums, das zahlreichen Kirchen, die sich nicht an den offiziellen ökumenischen Dialogen zur Förderung der christlichen Einheit beteiligten (ein Viertel der Menschen christlichen Glaubens weltweit) eine Plattform biete.