Taifun Haiyan: Wiederaufbau und Katastrophenschutz

11 Aug. 2014
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Nach dem Taifun Haiyan lebte Nevita Romero Montermoso (67) in einer provisorischen Unterkunft (links im Bild), bevor sie Mitte Juli in ihr neues Haus des Nationalen Kirchenrates ziehen konnte. Foto: LWB/NCCP

Nach dem Taifun Haiyan lebte Nevita Romero Montermoso (67) in einer provisorischen Unterkunft (links im Bild), bevor sie Mitte Juli in ihr neues Haus des Nationalen Kirchenrates ziehen konnte. Foto: LWB/NCCP

LWB-Nothilfe für Betroffene des tropischen Wirbelsturms auf den Philippinen

(LWI) – Offiziell ist es eine Notunterkunft, doch Nevita Romero Montermoso bezeichnet es als Geschenk zu ihrem 67. Geburtstag. Zum ersten Mal, seit sie vor neun Monaten ihr eigenes Haus auf den Zentralphilippinen verloren hat, hat sie wieder ein Zuhause.

„Ich besitze kein Land, wir leben hier als Pächter. Aber der Eigentümer hat uns jetzt erlaubt, diese Unterkunft mit Fussboden und Toilette aufzustellen. Wir leben hier weitaus besser als in meiner alten Bleibe“, erzählt Montermoso, die sich mit ihrem erwachsenen Sohn ein neues Haus mit zwei Zimmern in der Gemeinde Estancia in der Provinz Iloilo teilt.

Montermosos Familie gehört zu den Millionen Menschen, die ihre Angehörigen, ihr Zuhause, ihren Besitz und ihre Lebensgrundlage durch den Supertaifun Haiyan verloren haben, der im November 2013 die Zentralphilippinen verwüstet hat. Mit seiner Katastrophenhilfe ist es dem Nationalrat der Kirchen in den Philippinen (NCCP) seither gelungen, die Existenzgrundlage von fast 150 000 Überlebenden in den am schlimmsten betroffenen Regionen Tacloban und Iloilo schrittweise wiederherzustellen. Dazu gehört auch der Aufbau von Katastrophenschutzmechanismen vor Ort.

Bauen für extremes Wetter

Sie und ihr Sohn, der als Gelegenheitsarbeiter in der nahe gelegenen Stadt Estancia arbeitet, seien froh, überhaupt am Leben zu sein, erzählt Montermoso. Ihre mit einem Blechdach gedeckte Bambushütte wurde vollständig zerstört. „24 Stunden lang hatten wir nichts zu essen. Erst am nächsten Tag kamen andere Menschen, die hier leben, und gaben uns etwas.“ Von ihrer Hütte konnte sie einiges an verwertbarem Baumaterial retten und später für den Bau einer provisorischen Unterkunft verwenden.

Der Lutherische Weltbund (LWB) hat die Hilfsmassnahmen des Nationalen Kirchenrates durch das ACT-Bündnis unterstützt. In den Tagen direkt nach dem Taifun erhielten die am schwersten betroffenen Menschen Reis, Speiseöl, Zucker, Salz, Magermilch, Gemüse, Sardinen und Trockenfisch.

 „Mitte Juli hat uns der Nationale Kirchenrat dann dieses neue Haus übergeben. Sie haben gesagt, dass es nur eine Notunterkunft sei, aber für mich ist das eine feste Bleibe. In meinem alten Haus hat es durchs Dach geregnet, und wir hatten keinen richtigen Fussboden“, fügt sie hinzu.

Im Rahmen seiner Initiative mit dem Namen „Wiederaufbau besserer Häuser“ unterstützt das Wiederaufbauprogramm des Nationalen Kirchenrates 3 000 hilfsbedürftige Familien bei den Aufräumarbeiten in den am schlimmsten von dem Taifun betroffenen Gebieten. Gleichzeitig sollen stabilere Häuser in den oft von Wirbelstürmen heimgesuchten Regionen Tacloban und Iloilo gebaut werden. Das Hilfsprogramm richtet sich an die Ärmsten der Armen, weibliche Familienoberhäupter und Familien mit behinderten Angehörigen. Die neuen Häuser werden mit verstärkten Pfeilern aus Kokosnussholz und Wänden aus Bootsbausperrholz errichtet, die solide montierten Dächer bestehen aus verzinktem Blech, die Fussböden aus Zement. Bei der Unterstützung durch den Nationalen Kirchenrat geht es auch um die Wiederherstellung der Existenzgrundlage, die bei vielen Menschen das Meer und der Fischfang sind.

Familieneinkommen sichern

Die 37 Jahre alte Maricel Demapanes ist Mutter von sieben Kindern. Ihr ältester Sohn ist 16 Jahre alt. Durch den Taifun hat sie ihre einzige Einnahmequelle verloren – die Fischerei. Nachdem bei ihrem Mann im Dezember eine tödliche Krankheit diagnostiziert wurde, verkomplizierte sich die Lage zusätzlich. Seit sie eine Anstellung als Verwaltungsassistentin im Büro des Nationalen Kirchenrates und des ACT-Bündnisses in Balasan gefunden hat, kann sie jedoch wieder Hoffnung schöpfen.

Bevor der Taifun Haiyan alles zerstörte, lebte die neunköpfige Familie mit Demapanes verwitweter Mutter in einem gemieteten Haus in der Nähe der Ölraffinerie in Botong. Der Sturm beschädigte nicht nur ihr Haus, sondern führte auch zu einer massiven Ölpest mit verheerenden Auswirkungen auf den Fischfang, Lebensgrundlage zahlreicher Familien. „Durch das Sortieren von Fischen hatte ich ein geringes, aber sicheres Einkommen von rund 300 Pesos (USD 7) täglich. Das konnte ich dann nicht mehr verdienen“, erinnert sie sich.

Sie beschreibt das Nothilfeprogramm des Nationalen Kirchenrates, die Versorgung mit Grundnahrungsmitteln, als die „besten Hilfsgüter, die wir nach dem Taifun von einer Organisation erhalten haben“.

Danach hielten die geringen Einkünfte aus Gelegenheitsjobs, die Zuwendungen der Regierung in Höhe von 1.400 Pesos (USD 32) im Monat über zwei Monate und die gelegentliche Unterstützung von Verwandten ihre Familie knapp über Wasser. Von diesem Geld musste sie auch die Medikamente für ihren kranken Mann und das Schulgeld ihrer Kinder bezahlen.

Nach den Zerstörungen durch den Taifun sei viel erreicht worden, berichtet Demapanes. Nachdem ihr Haus durch das Öl aus der Raffinerie völlig zerstört worden war, wurde ihre Familie in einem Evakuierungszentrum untergebracht. Dort lebten sie zunächst in Zelten, später zogen sie in provisorische Unterkünfte um, die aus noch verwertbarem Baumaterial ihres aufgegebenen Hauses gebaut worden waren. Dort lebte die Familie, bis ihnen von einer Nichtregierungsorganisation eine Notunterkunft zur Verfügung gestellt wurde.

Katastrophenschutz vor Ort

„Die neue Arbeit, die ich seit Mitte Juli habe, sichert mir ein festes Einkommen, so dass ich jetzt meine Familienausgaben planen kann“, sagt Demapanes. Sie freut sich ebenfalls darüber, Teil eines Teams zu sein, das den örtlichen Gemeinschaften bei der besseren Vorbereitung auf Katastrophen hilft, mit denen in Regionen mit regelmässigen Taifunen immer zu rechnen ist.

„Wir sind dankbar für die Hilfe, die wir erhalten haben, und beten weiter zu Gott, dass er uns „unser tägliches Brot gibt“, fügt sie hinzu.

K. G. Mathaikutty bewertet zurzeit als Spezialist für Katastrophenmanagement des LWB die Arbeit von LWB/NCCP in Tacloban und Iloilo. Seiner Einschätzung nach geht der Wiederaufbau nach dem Taifun Hayian zwar nur langsam voran, dafür gebe es aber Fortschritte beim Aufbau eines zuverlässigen Katastrophenschutzmechanismus in den Ortsgemeinschaften. „Unser Ziel ist, Aufklärungsarbeit zu leisten und die Menschen besser auf Katastrophen wie einen Taifun vorzubereiten, die Hilfsaktionen effektiv zu koordinieren und danach bessere und katastrophenresistentere Gemeinschaften aufzubauen“, fügt er hinzu.

(Mit Beiträgen von K. G. Mathaikutty, Mitglied des LWB-Abteilung für Weltdienst und als Nothelfer in Asien im Einsatz)

LWF World Service
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