Erklärung des LWB-Rates zur Frauenordination
WITTENBERG, Deutschland/GENF, 20. Juni 2016 – Der Rat des Lutherischen Weltbundes (LWB) äußerte bei seiner jährlichen Tagung seine Besorgnis über die jüngste Entscheidung der Evangelisch-Lutherischen Kirche Lettlands (ELKL): Er sei „tief betrübt und besorgt“ darüber, dass die EKLK die Ordination von Frauen verbiete und bat die Kirche dringend, diesen Beschluss zu überdenken.
Um seine Position zu bekräftigen, verabschiedete der Rat eine öffentliche Erklärung mit dem Titel „Frauenordination: Unser gemeinsames Ziel“. Darin betont der LWB die Gleichberechtigung von Frauen und Männern in der Kirche: „Jede Art von Diskriminierung bezüglich der Art, in der Frauen am Dienst in der Kirche teilhaben (einschließlich der Ordination) schadet der Erfüllung der Mission der Kirche in der Welt, da sie im Widerspruch zur Herrschaft Gottes in der Welt steht.“
Der Rat unterstrich, dass der Beschluss der ELKL-Synode vom 3. Juni, nur Männer ins Pfarramt zu ordinieren, einen Rückschritt auf dem Weg bedeute, den der LWB in den vergangenen 32 Jahren gegangen sei. Fünf aufeinander folgende Vollversammlungen hätten die Mitgliedskirchen ermutigt, „die theologische Ausbildung von Frauen, ihre Führungsrolle, ihren Dienst und ihre vollständige Gleichstellung in der Kirche durch das Gebet wahrzunehmen und anzuerkennen“.
Die lettische Kirche habe die Frauenordination bereits 1975 eingeführt; die jüngste Verfassungsänderung schliesse Frauen nun von der vollen Teilhabe am kirchlichen Leben aus.
Der Rat betonte, dass es sich bei der Ordination um eine Berufung handele und nicht um ein Recht. Die Beschränkung und der Ausschluss der Talente und Fähigkeiten von Frauen in der Kirche führten jedoch zu einer Abwertung aller Frauen, deren Diskriminierung in Kirche und Gesellschaft dadurch verstärkt werde.
„Wir teilen den Schmerz und die Trauer unserer Schwestern und Brüder in der ELKL über die Beschränkung des Pfarramtes auf Männer. Wir glauben, dass die gesamte Kirche und unsere gesamte Gemeinschaft leiden, wenn die Fähigkeiten von Frauen zum Dienst in der Kirche nicht wertgeschätzt werden und nicht in vollem Umfang zum Tragen kommen“, erklärte der Rat.
Da sich der LWB zur Zeit auf das 500. Reformationsgedenken im Jahr 2017 vorbereitet, brachte der Rat seine Hoffnung zum Ausdruck, dass die langjährige Position des LWB zur Frauenordination bei der Zwölften Vollversammlung im namibischen Windhuk bekräftigt werde.