Tiefe Dankbarkeit gegenüber der polnischen Kirche für die Flüchtlingshilfe

18 Apr. 2016
Image
In Dohuk im Nordirak nehmen Kinder an einem Freizeitprogramm in einem Frauenhaus im Lager Davudjia für Binnenvertriebene teil. Foto: LWB/Seivan Salim

In Dohuk im Nordirak nehmen Kinder an einem Freizeitprogramm in einem Frauenhaus im Lager Davudjia für Binnenvertriebene teil. Foto: LWB/Seivan Salim

Junge: LWB-Kirchen folgen ihrer gemeinsamen Berufung, Menschen in Not zu helfen

Warschau, Polen/Genf, 18. April 2016 (LWI) – Der Lutherische Weltbund (LWB) hat mit tiefer Dankbarkeit eine beträchtliche Geldspende in Höhe von 15.000 EUR von der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen zur Unterstützung syrischer und irakischer Flüchtlinge entgegengenommen, die vor den Konflikten in ihrer Heimat geflohen sind.  

LWB-Generalsekretär Pfr. Dr. Martin Junge hat seine „tiefe Dankbarkeit“ gegenüber der polnischen lutherischen Kirche für diese Spende zum Ausdruck gebracht und sie  „gleichermassen als bedeutend und als hoffnungsvolle Botschaft in einem komplexen und problematischen politischen Klima in Europa“ bezeichnet.

In Dohuk im Nordirak hat der LWB rund 50.000 Binnenvertriebene mit Hilfsgütern versorgt, darunter Kochutensilien und Hygieneartikel, Notunterkünfte, Wasserversorgung, Bildung und Traumabewältigung. Die Unterstützung ging auch an irakische Flüchtlinge, die ihr Land verlassen haben und Schutz in Kirchen der jordanischen Hauptstadt Amman gefunden haben. Im Flüchtlingslager Za’atari in Jordanien, wo fast 80.000 Flüchtlinge aus Syrien leben, ermöglicht ein vom LWB geleitetes psychosoziales Zentrum mit der Bezeichnung Friedensoase Kindern und Jugendlichen im Lager die Teilnahme an friedensbildenden Aktivitäten. Der LWB unterstützt syrische Flüchtlinge, die in jordanischen Aufnahmegemeinschaften leben, mit Nahrungsmitten und Notunterkünften und bei der Sanierung von Schulen.

Es ist das erste Mal, dass die polnische lutherische Kirche mit einer Geldspende die Arbeit des LWB für Menschen unterstützt, die vor den kriegerischen Konflikten im Nahen Osten fliehen. „Da wir eine kleine Kirche sind, verfügen wir nur über bescheidene Mittel, und deshalb führen wir auch nicht selbst Unterstützungsaktionen durch, sondern begleiten grössere Organisationen. Der Lutherische Weltbund, zu dessen Gründungskirchen wir zählen, ist unser natürlicher Partner”, sagte Bischof Jerzy Samiec, als er über die Spende sprach.

Die polnische Kirche hat mit der Kollekte des Geldes im August im Rahmen der Diakoniestruktur ihrer Gemeinde begonnen, als die Zahl der MigrantInnen und Flüchtlinge besonders aus dem Nahen Osten und Nordafrika in Richtung der europäischen Grenzen immer grösser wurde.  

Gleichzeitig haben Kirchenmitglieder Lebensmittel, Kleidung und andere Bedarfsgüter für Flüchtlinge jenseits der Landesgrenzen gespendet, zum Beispiel für die Neuankömmlinge im kroatischen Durchgangslager an der Grenze zu Bosnien. Die Synode überwies ebenfalls eine Geldspende an die evangelisch-lutherische Kirche in Ungarn, die im September 2015 Flüchtlinge aufgenommen hat, die über Budapest weiter nach Österreich und Deutschland wollten.

Botschaft der Hoffnung

Junge hob die Hilfsaktion der Kirche besonders hervor und sagte: „Diese kleine Kirche hat keine Mühen gescheut, Geld für unsere globale Flüchtlingsarbeit zu sammeln. Für uns ist das ein bedeutsames Zeichen ihrer Solidarität mit der LWB-Kirchengemeinschaft. Damit wird auch unsere Überzeugung bestätigt, dass jede Mitgliedskirche ungeachtet ihrer Gröss, ihres Standortes und ihrer Geschichte ihren ganz eigenen Beitrag zu unserer gemeinsamen diakonischen Arbeit überall auf der Welt leisten kann. Es ist eine Rückbesinnung darauf, wie die LWB-Mitgliedskirchen ihre Aufgabe verinnerlicht haben, Menschen in Not zu helfen und dies durch die Abteilung für Weltdienst in die Tat umsetzen.“

Bischof Samiec: Wir wollen die Fremden willkommen heissen

Die polnische lutherische Kirche hat 70.000 Mitglieder. Ihre diakonische Arbeit beinhaltet Hilfsspenden im Katastrophenfall für Gemeinschaften überall auf der Welt. Sie ist Mitglied des polnischen ökumenischen Rates, der die zwischenkirchliche Zusammenarbeit fördert. Einige der Mitglieder des Rates unterstützen Flüchtlinge aus der Ukraine, Tschetschenien und Georgien.  

Samiec erinnerte an die Jahre unter kommunistischer Herrschaft, um die diakonische Berufung der Kirche zu verdeutlichen: „Damals, als die Geschäfte leer waren und Versorgungsgüter rationiert waren, haben wir Arzneimittel, Kleidung, Lebensmittel und andere Güter aus dem Westen bekommen. Viele unserer Bürgerinnen und Bürger waren Flüchtlinge und haben ähnliche Hilfen in den Länden erfahren, die sie aufgenommen haben. Wir wollen gehorsam gegenüber unserem Erlöser sein, und deshalb geben wir denjenigen zu essen, die hungrig sind, und heissen die Fremden willkommen.“  

2,3 Millionen Flüchtlinge weltweit

Mit Hilfe der Unterstützung ihrer Mitgliedskirchen und ihrer Hilfswerke kümmert sich der LWB zurzeit um mehr als 2,3 Millionen Flüchtlinge und Binnenvertriebene unterschiedlicher Nationalitäten in Flüchtlingslagern und Aufnahmegemeinschaften in Afrika, Asien, Lateinamerika, der Karibik und im Nahen Osten. Darüber hinaus gibt es einige Mitgliedskirchen in Ländern wie Australien, Kanada, Finnland, Deutschland und Schweden, die dort ankommende Flüchtlinge aufnehmen oder unterstützen.  

Der seit fünf Jahren andauernde Bürgerkrieg in Syrien hat nach Erkenntnissen des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen geschätzt 4,6 Millionen Menschen als Flüchtlinge in die Nachbarländer getrieben und weitere 6,6 Millionen zu Flüchtlingen im eigenen Land  gemacht. Im Irak sind rund 3,2 Millionen Menschen innerhalb des Landes vertrieben worden, das immer mehr religiös motivierte Gewalt und Angriffe extremistischer Gruppen erlebt.  

 

LWF/OCS