Ukraine: Warme Mahlzeiten und herzliche Umarmungen – Polen heißt Geflüchtete willkommen

30 März 2022
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Geflüchtete in Korczowa, an der polnisch-ukrainischen Grenze. Foto: Filip Błażejowski

Geflüchtete in Korczowa, an der polnisch-ukrainischen Grenze. Foto: Filip Błażejowski

Von „Helden und Engeln“, die Kriegsflüchtlinge aufnehmen

GENF, Schweiz (LWI) – Eine warme Mahlzeit, eine Bleibe, ein freundliches Lächeln, eine tröstende Umarmung. Überall an der Grenze zwischen Polen und der Ukraine hat Allan A. Calma, der beim Lutherischen Weltbund (LWB) für die Koordinierung humanitärer Aktionen zuständig ist, erlebt, wie zahlreiche Frauen und Männer in Polen die Menschen, die vor den Zerstörungen in ihrem Heimatland geflohen sind, mit Gesten der Freundlichkeit, des Mitleids und der Unterstützung aufgenommen haben.

Calma hat fast den gesamten vergangenen Monat damit verbracht, Menschen aus der Ukraine zu treffen, die über die polnische Grenze gekommen waren, und mit ihnen gesprochen. Viele von ihnen waren über eine Woche lang mit dem Auto unterwegs und sind dann zu Fuß weiter, als ihnen das Benzin ausging. Calma hörte von ihnen zahllose herzzerreißende Geschichten über Familienmitglieder, die sie zurücklassen mussten. Viele dieser Menschen hatten Angst, dass vermisste Verwandte eventuell Frauen- und Mädchenhändlern in die Hände gefallen sein könnten, die das Chaos an manchen Grenzübergängen ausgenutzt haben.

„Ich habe Geflüchtete an allen möglichen Orten in Polen getroffen“, erklärt er, „an Bahnhöfen, in Transit- und Aufnahmezentren, auf Basketballplätzen und in Messehallen, Kirchen und auch in Privatwohnungen. Die meisten von ihnen waren erschöpft, verwirrt und schutzbedürftig, und doch hatten sie irgendwie die Hoffnung doch noch nicht verloren trotz der hoffnungslosen Situation, die durch den Krieg Russlands gegen die Ukraine entstanden ist.

Fast alle Geflüchteten, mit denen Calma gesprochen hat, teilten ihm die gleichen zwei Gedanken mit: „Erstens wollen sie, dass dieser Krieg endet, damit sie wieder nach Hause können. Zweitens sind sie den Menschen in Polen unendlich dankbar, die alles Menschenmögliche tun, um ihre in Not geratenen Nachbarn und Nachbarinnen zu unterstützen.“ Calma steht in der Kälte an den Grenzübergängen und berichtet, dass diese zahlreichen barmherzigen Samariterinnen und Samariter Nahrungsmittel, Getränke und Unterkünfte bereitstellten, oder die Flüchtenden einfach nur herzlich begrüßten und sie unterstützten, „einfache Gesten, die doch einen außerordentlich hohen Stellenwert haben aufgrund der Freundlichkeit und des Mitgefühls, die sie vermitteln.“

Der LWB gehört zu den humanitären Organisationen in der Region, die Ortskirchen und Hilfsorganisationen bei der Betreuung und Versorgung von mehr als dreieinhalb Millionen Menschen aus der Ukraine unterstützen, die seit Beginn der russischen Invasion am 24. Februar aus dem Land geflohen sind. Der LWB intensiviert die Unterstützung seiner Mitgliedskirchen in Polen, der Slowakei, Ungarn und Rumänien weiter und leistet praktische Hilfe, psychologischen Beistand und seelsorgerische Betreuung für Binnenvertriebene, die sich entschieden haben, in der Ukraine zu bleiben.

„Es gibt so viele Organisationen, die sich angesichts dieser Krise engagieren“, sagt Calma, „aber es besteht kein Zweifel daran, wer die wahren Helden und Heldinnen und Engel in dieser Region sind. Die polnische Mutter, die warme Mahlzeiten in einem Transitzentrum zubereitet und ausgibt. Das kleine Mädchen, das seine Spielsachen mit einem anderen Kind teilt, das alles zurücklassen musste. Der Pastor, der morgens um 3:00 Uhr zum Bahnhof fährt, um eine ukrainische Familie abzuholen. Die Menschen, die Betten in ihren Häusern herrichten und diesen Menschen eine sichere Bleibe geben. Der Lehrer, der sich um Kinder kümmert, damit die erschöpfen Eltern einige seltene Momente des Friedens finden.“

Calma sagt abschließend: „Dieser Krieg hat uns die Abgründe menschlichen Verhaltens vor Augen geführt, aber gleichzeitig auch gezeigt, wozu Menschlichkeit in der Lage ist. Alle diejenigen, die von diesem Konflikt betroffen sind, brauchen unsere beständige Unterstützung, Solidarität und Gebete. Wir müssen Hand in Hand zusammenarbeiten, aber wir sind den Menschen in Polen dankbar und sollten dies auch in Zukunft sein, denn sie haben der Welt gezeigt, was es tatsächlich bedeutet, den Fremden bei uns willkommen zu heißen.“

Von LWB/P. Hitchen. Deutsche Übersetzung: Detlef Höffken, Redaktion: LWB/A. Weyermüller