LWB-Präsident Musa: Waking the Giant befähigt lokale Akteure, sich an SDGs zu beteiligen
Neuendettelsau, Deutschland/Genf (LWI) – "Auf unserem gemeinsamen Weg blicken wir auf eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Kirchen zurück und ihrer Berufung, sich in ihrem jeweiligen Kontext an der Mission Gottes zu beteiligen. Wir freuen uns darauf, unsere Zusammenarbeit und gegemseitige Unterstützung zu vertiefen und den gemeinsamen Weg fortzusetzen", so Panti Filibus Musa, Präsident des Lutherischen Weltbundes (LWB) und Erzbischof der Lutherischen Kirche Christi in Nigeria.
Er sprach am 20. Juli während eines Studientags von "Mission EineWelt", dem Zentrum für Partnerschaft, Entwicklung und Mission der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, über "Waking the Giant – the Lutheran Communion as Actor in a Global Initiative for Justice, Peace and Development".
Musa erläuterte den Hintergrund der LWB-Initiative Waking the Giant, die mit der Agenda 2030 mit ihren 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals – SDGs) verbunden ist, die 2015 von 193 Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen verabschiedet wurden. Diese Agenda sei "ein kleines Wunder", so Musa. "Ich sehe die Verabschiedung der Agenda 2030 fast als eine antizyklische Bewegung gegenüber allem, was wir sonst in der Welt beobachten: Staaten lösen sich aus der globalen Zusammenarbeit und es herrscht eine gewisse Ernüchterung über die Wirksamkeit von Entwicklungshilfe", erklärte er. "Die SDGs wurden zu einer Zeit verabschiedet, in der die Kluft zwischen Arm und Reich größer geworden ist, in der die vielen Errungenschaften von Frauen sowie die der Geschlechtergerechtigkeit rückläufig zu sein scheinen, in der die gesamte positive Dynamik, die durch das Pariser Übereinkommen über den Klimawandel ausgelöst wurde, verwässert zu werden scheint und der Frieden schwer fassbar und in Gefahr zu sein scheint. Fatalismus herrscht oft vor, unterdrückt Visionen und lähmt Maßnahmen zur Bekämpfung von Armut, Ungerechtigkeit und Konflikten in der Welt."
Anerkennung für religiöse Akteure
Die Bedeutung, die religiösen Akteuren bei der Umsetzung der SDGs beigemessen wird, war etwas Neues, erinnert sich Musa. "Noch vor einem Jahrzehnt war das Bewusstsein des UN-Systems für religiöse Akteure als Partner im Allgemeinen eher gering, wenn nicht sogar mit einem gewissen Maß an Misstrauen und sogar Ablehnung versehen." Heute werden sie jedoch "explizit anerkannt", und ihre Bedeutung wird von UN-Institutionen, der Weltbank sowie nationalen Regierungen unterstrichen. Daher finden derzeit mehrere Initiativen statt, um die Partnerschaften mit religiösen Akteuren in den Bereichen Entwicklung, Frieden und humanitäre Hilfe zu stärken. "Waking the Giant ist eine Initiative des LWB, um auf diese Ansätze zu reagieren", erklärt Musa.
Zwei weitere Faktoren in diesem Zusammenhang sind die Tatsache, dass die Agenda 2030 eine Verpflichtung für alle Staaten ist, nicht nur für die Länder des sogenannten globalen Südens, und dass sie auf einer "Lokalisierungsagenda" basiert. Das bedeutet, dass sich die Umsetzung der SDGs auf lokale Akteure stützt. Das biete "große Chancen für Kirchen", ist Musa überzeugt. "Waking the Giant ist eine Antwort auf dieses Szenario, indem man versucht, die Kirchen vor Ort zu befähigen, diese Gelegenheit zu ergreifen, indem man sie untereinander in Kontakt bringt, ihre Rolle stärkt, sie mit staatlichen und internationalen Stellen verbindet und sie dadurch in ihrem Kontext positioniert."
Darüber hinaus beabsichtigt der LWB mit Waking the Giant, "sicherzustellen, dass die Kirchen bei lokalen Partnerschaften nicht außen vor bleiben, auch wenn es um die Bereitstellung von Ressourcen geht, die sowohl Regierungen als auch internationale Organisationen für die Umsetzung der SDGs zur Verfügung stellen".
Die ganzheitliche Mission des LWB
Musa machte auch deutlich, dass "die Berufung der Kirchen, in Fragen des Friedens, der Gerechtigkeit, der Armutsbekämpfung, der Förderung der Geschlechtergerechtigkeit usw. aktiv zu sein, nicht von der Existenz einer Agenda 2030 abhängt. Die Berufung der Kirche, sich an all dem zu beteiligen, ergibt sich aus ihrer viel tieferen und sehr einzigartigen Berufung, an der Mission Gottes teilzunehmen, wo alle diese Fragen wichtig sind." Der LWB verstehe Mission im Lichte der "missio Dei" als "etwas, das letztendlich Gott gehört", wobei die Kirchen an dieser Berufung teilnehmen, "ihre Gaben und Talente einbinden und anbieten, wenn sie Zeugnis ablegen von der verwandelnden Gegenwart des dreieinigen Gottes in dieser Welt". Dies geschehe in einem ganzheitlichen Ansatz, der "Verkündigung, Diakonie und die öffentliche Stimme – Advocacy" beinhaltet, wobei keiner dieser Faktoren "optional" sei.
Die LWB-Initiative Waking the Giant greift die "langjährige Erfahrung und Glaubwürdigkeit" der Kirchen auf und konzentriert sich auf fünf der 17 SDGs: Gesundheit (SDG 3), Bildung (SDG 4), Geschlechtergerechtigkeit (SDG 5), Abbau von Ungleichheiten (SDG 10) und Förderung von Frieden und Gerechtigkeit (SDG 16). Von 2018 bis 2020 werden Pilotprojekte in Kolumbien, Liberia, Tansania und den USA durchgeführt. Musa sagte, dass der LWB bereits Möglichkeiten zur Ausweitung in weitere Länder, möglicherweise in Asien, prüft. Er lud auch die "Mission EineWelt" ein, eine Partnerschaft mit dem LWB in dieser Initiative in Betracht zu ziehen. Er wies darauf hin, dass der LWB kürzlich eine "SDG-Toolbox" zur Verfügung gestellt habe, die es Kirchen und verwandten Akteuren "leicht ermöglicht, die Zusammenhänge zwischen ihrer laufenden Arbeit und bestimmten SDGs zu verstehen".
Bei seinem Besuch in Neuendettelsau nahm Musa auch an einer Podiumsduskussion teil, die sich auf die SDG 13 "Klimaschutz" und die Jahreskampagne von "Mission EineWelt" zum Thema "Schöpfung – für Geld nicht zu haben" erklärte Musa: "Der Zeitpunkt, zu handeln war gestern“ und forderte Christinnen und Christen auf, sich für Klimagerechtigkeit einzusetzen. Der LWB sei seit 1977 in diesem Bereich aktiv.