Vertriebene kongolesische Familien wollen heimkehren, doch Sicherheit ist nicht garantiert

18 Dez. 2012
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LWB-Teammitglied Patrick Kalubi überprüft eine Namensliste in einer Verteilstelle für Lebensmittel in Goma, DRK. © LWB -DRK/Fred Otieno

LWB-Teammitglied Patrick Kalubi überprüft eine Namensliste in einer Verteilstelle für Lebensmittel in Goma, DRK. © LWB -DRK/Fred Otieno

LWB verteilt in Lagern für Binnenvertriebene Nahrung

Der neunjährige Faustin lacht glücklich während er auf einem Sack voller Kleider auf der Ladefläche eines Lastwagens sitzt.

„Ich bin glücklich, weil ich die Chance habe, wieder bei uns zu Hause in Rutshuru in die Schule zu gehen. Ich hoffe, ich sehe meine Freunde Antoine und Paul wieder“, sagt er, als der Lastwagen losfährt und sein Leben in einem Lager für Binnenvertriebene damit vielleicht endlich ein Ende hat.

Faustin und seine Familie gehörten zu den schätzungsweise 140.000 Menschen, die im November rund um die Stadt Goma vertrieben wurden, als eine neue Welle von Kämpfen in der Provinz Nord-Kivu in der Demokratischen Republik Kongo (DRK) aufflammte. Die M23-Rebellen haben sich unter Vorbehalt aus der Region um Goma zurückgezogen und einige der Binnenvertriebenen kehren langsam in die Heimat zurück. Im benachbarten Uganda gehen die Friedensgespräche zwischen der kongolesischen Regierung und den Rebellen weiter.

Einem Bericht des Zentrums zur Beobachtung von Binnenvertriebenen des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen (UNHCR) vom 7. Dezember zufolge hat der Machtkampf zwischen Regierungstruppen und M23-Kräften „eine massive Flüchtlingswelle und viel Leid“ verursacht.

Faustins Familie reist in einem Konvoi von elf Lastwagen und zehn Kleinbussen zurück, der die erste Gruppe von 750 freiwilligen Heimkehrern transportiert, die im Don-Bosco-Zentrum in Goma untergebracht waren. Schwangere und stillende Mütter, Menschen mit Behinderungen und alte Menschen sassen in den Minibussen, die anderen fuhren auf den Ladeflächen der Lastwagen.

Der Lutherische Weltbund (LWB) und seine Partner im ACT-Bündnis unterstützen die freiwillige Rückkehr von Binnenvertriebenen in ihre Heimat oder Siedlungszentren. Doch aufgrund der unsicheren Lage in einigen Gebieten hat der LWB die Bereitstellung von Transportmöglichkeiten für freiwillige RückkehrerInnen vorübergehend ausgesetzt.

„Die Sicherheitslage ist für die Menschen, die in die Gebiete Kibumba, Rugare, Rumangabo, Kalengera und Kabaya nördlich von Goma zurückkehren wollen, nicht gut. Es wurde von Vergewaltigungen berichtet. Jungen und Männer fühlen sich bedroht, da es Berichte über Entführungen von jungen Männern durch die Rebellen gibt“, erklärte Frau Mapendo, eine Vertriebene, nach ihrer Rückkehr von einem vom LWB organisierten Besuch in ihrer Heimatregion zur Bewertung der Lage.

Emile Mpanya, Vertreter des LWB in der DRK und Vorsitzender des Länderprogrammes der LWB-Abteilung für Weltdienst (AWD), nahm an dem Besuch am 11. Dezember teil, an dem auch die deutsche Diakonie Katastrophenhilfe (DKH) und das UNHCR teilnahmen. Sie besuchten einige der Orte, an die Binnenvertriebenen zurückkehren, insbesondere nördlich von Goma.

Für die bereits Zurückgekehrten plant der LWB die Bereitstellung von „Saatgut für ihre Farmen und Unterstützung mit landwirtschaftlichen Geräten. Doch wir werden auch die Nahrungsmittelhilfe noch drei Monate fortführen“, erklärt der LWB-Programmkoordinator, Pfr. Charles Kawaya Ngenda.

Besserer humanitärer Zugang

Mpanya erklärt, dass die kürzlich erfolgte Wiedereröffnung des Flughafens von Goma die Lieferung dringend benötigter humanitärer Hilfe vereinfacht habe, dass die Anwesenheit der M23-Soldaten jedoch weiterhin ein Problem für den Luftverkehr darstelle. Der Transport auf der Strasse wurde wieder aufgenommen, doch in einigen Gebieten müssen Fahrzeuge Wegzoll zahlen, wenn sie von Rebellen kontrollierte Abschnitte passieren wollen.

In der Region Masisi im Südwesten des Landes hat die starke Präsenz von Regierungstruppen, die sich auf ein mögliches Vorrücken nach Goma vorbereiteten, die EinwohnerInnen dazu gebracht, in grosser Zahl in die Lager für Binnenvertriebene in Mugunga und Lac Vert zu flüchten. Andere konnten in benachbarten Dörfern und Gastfamilien in Goma unterkommen.

Knappe Ressourcen

Der LWB unterstützt Vertriebene in der DRK seit 1994 und arbeitet mit anderen Mitgliedern des weltweiten Netzwerks von Kirchen, dem ACT-Bündnis, zusammen, um auf die durch die derzeitigen Kämpfe hervorgerufene humanitäre Krise zu reagieren.

In mehreren Lagern für Binnenvertriebene wird die Hilfe gemeinsam mit dem Welternährungsprogramm (WEP) durch die Verteilung von Nahrungsmitteln fortgeführt. Die Hilfe erreicht schätzungsweise 120.000 Menschen, doch gibt es, wie Mpanya erklärt, Engpässe.

Banzira Wkizum Wani fand zusammen mit seiner Frau und sechs Kindern in der Neema-Grundschule im Majengo-Distrikt von Goma Zuflucht. „Wir sind Bauern. Ich konnte genug anbauen, um meine Familie zu ernähren, jetzt müssen wir uns die wenige Nahrung teilen, die wir von den humanitären Organisationen erhalten. Ich wünschte wirklich, ich könnte auf meine Farm zurückkehren“, sagt er.

In der Ushindi-Grundschule in der Stadt, wo hunderte Familien vorübergehend untergebracht sind, gibt es kaum sauberes Trinkwasser. Die dreissigjährige Bola Muhawe, die sechs Kinder hat, darunter ein sechs Monate alter Säugling, floh 48 Kilometer von Rugare nach Goma. „Wir sind jetzt schon über eine Woche hier, aber wir haben noch nicht genug zu essen bekommen, nur eine Unterkunft. Es gibt hier mehrere stillende Mütter“, erzählt sie.

Die LWB-Teams führen in den Lagern regelmässig Kontrollen durch, um trotz der knappen Ressourcen bestmöglich helfen zu können. Sie stellen auch sicher, dass in den Flüchtlingszentren Frieden und Ordnung aufrechterhalten werden und dass die Würde der Hilfsbedürftigen gewahrt bleibt.

Yvonne Doudou verhehlt ihre Freude nicht, wenn sie Hilfe bei Don Bosco bekommt. „Ich kann meine Familie jetzt für die nächsten zehn Tage ernähren“, sagt sie, nachdem sie zwei Säcke mit Mais und Bohnen und fünf Liter Speiseöl erhalten hat.

Mpanya hofft, dass Regierung und Rebellen zu einer Übereinkunft kommen, „so dass die Menschen in Sicherheit nach Hause zurückkehren können.“ (844 Wörter)

(Für LWI von Fred Otieno, Beauftragter für Kapazitätsaufbau des AWD-Programms in Kenia/Dschibuti, der derzeit im Programm in der DRK tätig ist.)

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