LWB verstärkt im Winter die Hilfsangebote
Auch im Oktober ist es im Flüchtlingslager Za’atri noch heiss und staubig. Aber wenn demnächst der Winter beginnt und die Temperaturen nachts zum Teil unter null Grad fallen, heisst das für die syrischen Flüchtlinge dort, dass sie dringend Schutz vor der Kälte brauchen.
Der Lutherische Weltbund (LWB) versorgt die Lagerbevölkerung mit Winterausstattung und Heizelementen für etwa 2.200 Zelte, mit Woll- und Steppdecken sowie warmer Kleidung für über 10.000 Kinder.
„Die Situation ist schwierig und komplex und der nahende Winter erfordert umgehende Massnahmen“, erklärt Jaap Aantjes und bedeckt wegen der gewaltigen Staubwolken sein Gesicht, die die endlose Schlangen schwerer Lastwagen aufwirbeln, die im nahe der Stadt Mafraq im Norden Jordaniens gelegenen Lager Za’atri eintreffen oder es verlassen.
Aantjes ist Manger des Nothilfeprogramms für die syrischen Flüchtlinge dort, die die Gewalt aus ihrer Heimat vertrieben hat. Das Programm betreibt der LWB in Zusammenarbeit mit der Jordan Hashemite Charity Organization (JHCO).
Nach Angaben des Hohen Flüchtlingskommissariats der Vereinten Nationen (UNHCR) waren bis 7. Oktober fast 250.000 Menschen aus Syrien in die Nachbarländer Libanon, Irak, Türkei und Jordanien geflohen.
Von den 105.215 Personen, die zum Stichtag in Jordanien Hilfe erhielten, waren 55.462 als Flüchtlinge registriert, 22.729 weiteren waren Termine zur Durchführung der Registrierung erteilt worden und 27.024 warteten im Lager Za’atri noch auf eine Registrierung.
Mahmoud Al Alomoch, Lagerleiter für die JHCO, ist ebenfalls in Sorge, wie das Lager den Winter überstehen wird: „Im Winter wird es sehr schlimm, deswegen brauchen wir mehr Hilfe.“
In den letzten Wochen war die Stimmung im Lager angespannt. Die Flüchtlinge protestierten gegen die aus ihrer Sicht schlechten Lebensbedingungen und legten in Zelten und Krankenstationen Feuer. Die Polizei war gezwungen, mit Tränengas und Schlagstöcken gegen die Randalierenden vorzugehen.
„Die fortdauernde Unzufriedenheit zeigt, wie dringend psychosoziale Betreuung gebraucht wird“, erklärt Aantjes und ergänzt, dass zwar schon viel getan wurde, aber immer noch grosse Not herrsche. „Die Menschen im Lager Za’atri sind es gewohnt, ihr eigenes Leben zu führen, einer Arbeit nachzugehen und sich frei bewegen zu können. […] Jetzt sind sie auf das Lager beschränkt.“
Zusammenarbeit mit anderen Organisationen
Im Rahmen einer gemeinsamen Absichtserklärung mit der JHCO sorgt der LWB für die Unterbringung der Flüchtlinge, ist für die Lagerverwaltung zuständig und stellt psychosoziale Betreuung sowie Bildungsangebote bereit.
Das LWB-Büro ist in Amman, auf dem Gelände der dortigen Gemeinde der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und im Heiligen Land untergebracht. Das Nothilfeprogramm befindet sich noch in der Aufbauphase, mit derzeit drei Beschäftigten. Zunächst besteht die Hauptaufgabe darin, die Hilfsmassnahmen für die wachsende Zahl Flüchtlinge zu organisieren.
Bei der Hilfeleistung für die syrischen Flüchtlinge arbeitet der LWB mit Nichtregierungsorganisationen und anderen Partnern zusammen, erläutert Aantjes. Gemeinsam mit den International Orthodox Christian Charities, dem palästinensischen Flüchtlingsdienst des Rates der Kirchen im Mittleren Osten, Finn Church Aid sowie lutherischen und anderen Kirchen ist der LWB am jordanischen Forum des ACT-Bündnisses beteiligt, das die humanitäre Hilfeleistung koordiniert.
Der LWB ist Gründungsmitglied des ACT-Bündnisses, eines globalen Netzwerks von Kirchen und ihren Partnerorganisationen, die humanitäre Nothilfe leisten.
Die Schwedische Kirche, eine Mitgliedskirche des LWB, stellt für das Nothilfeprogramm zwei psychosoziale BeraterInnen ab, für Aantjes ein höchst willkommener Zuwachs.
„Der LWB als Mitglied des ACT-Bündnisses hat grosses Potenzial, die Dinge zum Besseren zu beeinflussen. Für die Bevölkerung des Lagers Za’atri kann noch viel getan werden, aber das Entscheidendste für uns alle hier ist, dass wir zusammenarbeiten“, betont Aantjes.
Die jordanische Wirtschaft leidet unter der weltweiten Wirtschaftskrise und der Zustrom syrischer Flüchtlinge belastet die sowieso knappen Ressourcen wie Wasser und Treibstoff. „Die Menschen fliehen, weil sie um ihr Leben fürchten. Deswegen sind wir hier“, erklärt Aantjes. Der LWB könne hier wirklich einen wichtigen Beitrag leisten, fügt er hinzu.
„Im Rahmen unseres fortgesetzten christlichen Engagements für Menschen in Not ohne Ansehen ihrer Person ist der LWB seit vielen Jahren im Bereich der Verwaltung von Flüchtlingslagern und in der Bereitstellung von Massnahmen vor Ort aktiv und verfügt über reichhaltige Erfahrungen in Ländern wie Kenia, dem Tschad, dem Südsudan und Nepal“, betonte LWB-Generalsekretär Pfr. Martin Junge kürzlich bei einem Besuch in Jordanien.
(Für die LWI berichtete Thomas Ekelund aus Jordanien.)