Die LWB-Mitgliedskirchen in Lateinamerika haben sich für „freie Flüsse“ eingesetzt und die ökologischen und sozialen Auswirkungen großer Staudämme sowie den Flächenverbrauch kritisiert, der durch diese monumentalen Bauwerke und durch die entlang des Río Uruguay errichteten Industrieanlagen verursacht wird.
Kirchen setzten sich für die Rechte der Anrainergemeinschaften des Río Uruguay ein
(LWI) – „Wasser für Frieden“ ist das Thema des UN-Weltwassertags am 22. März 2024. „Wir müssen nach der Erkenntnis handeln, dass Wasser nicht nur eine knappe und begehrte Ressource ist, sondern auch ein Menschenrecht und essenziell für alle Aspekte des Lebens“, so die Organisation UN-Wasser.
Die Mitgliedskirchen der Lutherischen Gemeinschaft (LWB) und die ökumenischen Partner in den Anrainerstaaten des Río Uruguay, eines der größten Flüsse in Südamerika, leisten seit den 1980er Jahren Advocacy-Arbeit für „Freie Flüsse“ – Ríos Libres. Sie kritisieren die Umweltauswirkungen, den Flächenverbrauch und sie sozialen Folgen, die große Staudämme und Industrieanlagen entlang des Flusses verursachen.
„Obwohl wir jetzt Zeugen des Schmerzes sind, der durch die sich verändernden natürlichen Kreisläufe verursacht wird und Tod und Zerstörung auf allen Seiten und für alle Menschen und besonders für die sozioökonomisch benachteiligte Bevölkerung bringen, setzen wir unsere Hoffnungen auf das leere Kreuz, die Auferstehung und das Leben in Fülle”, sagt Pfr. Fábio Rucks von der Evangelischen Kirche Lutherischen Bekenntnisses in Brasilien (IECLB).
Rucks hielt am 9. März eine Predigt während der VII Celebração Ecumênica Binacional pelos Rios Livres (7. Binationale ökumenische Feier für freie Flüsse). Die Veranstaltung fand in der Grenzregion zwischen Brasilien und Argentinien statt, wo der Río Uruguay die beiden Länder bei Porto Lucena, Brasilien verbindet.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen von der IECLB, der Evangelischen Kirche am La Plata (Argentinien/Uruguay), der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche (Argentinien/Uruguay) und vom Bistum Santo Ângelo der katholischen Kirche (Brasilien).
Der Río Uruguay hat eine Länge von ca. 1.800 Kilometern und ist streckenweise Teil der Grenze zwischen Brasilien, Argentinien und Uruguay. Seine primäre wirtschaftliche Nutzung besteht in der Stromerzeugung aus Wasserkraft. Zu diesem Zweck wurde im unteren Teil des Stroms der Salto Grande Staudamm gebaut. Der Fluss wird hier zu einem Stausee, der 1979 fertig gestellt wurde, eine Fläche von 783 Quadratkilometern hat und von Argentinien und Uruguay gemeinsam genutzt wird. Weiter stromaufwärts in Brasilien gibt es mit dem Itá Damm eine weitere im Jahre 2000 gebaute Talsperre und einen 141 Quadratkilometer großen Stausee. Der von diesen Kraftwerken erzeugte Strom leistet einen signifikanten Beitrag zur Energieversorgung dieser Länder.
Megastaudämme verletzen Menschenrechte
Es gibt Pläne für den Bau von zwei weiteren Megastaudämmen im Rio Uruguay zwischen Argentinien und Brasilien. „Das Garabí-Panambi-Wasserkraftwerk wird aufgrund der zu erwartenden ökologischen Auswirkungen auf den schnell fließenden Fluss kontrovers diskutiert“, erklärt Rucks. Im Jahre 2015 wurde das Umweltgenehmigungsverfahren für das Panambi-Kraftwerk durch ein Gerichtsurteil ausgesetzt. „Das war ein großartiger Erfolg für unsere Advocacy-Arbeit.“
Zusätzlich zu den Folgen für die Umwelt, erklärt Ruck, hätten diese Staudämme fast immer negative Auswirkungen auf Kleinbauernfamilien, Landlose, indigene Bevölkerungsgruppen, Fischer, „riberinhos“ (an den Flüssen lebende „Ufermenschen“), „quilombolas“ (schwarze Gemeinschaften) und Bergleute, aber auch die Stadtbevölkerung.
Ruck berichtet, dass sich die Kirchen gemeinsam mit Organisationen der Zivilgesellschaft wie der Movimento dos Atingidos por Barragens) (Bewegung der von Staudammprojekten Betroffenen) für „Freie Flüsse“ eingesetzt hätten. Diese Gruppierungen kämpfen in erster Linie für die Landrechte der betroffenen Bevölkerungsgruppen und fordern ein neues, alternatives und volksnahes Energiemodell für Brasilien.
Wasser als Friedensinstrument
Damit Wasser ein „Instrument für den Frieden“ wird, fordert UN-Wasser ein auf Menschenrechten beruhendes Wassermanagement. Die unterschiedlichen Akteure auf der gemeinschaftlichen, nationalen und grenzüberschreitenden Ebene müssen „die effektive Beteiligung der Menschen sicherstellen, die Landrechte haben“. Das gilt besonders für die Gemeinschaften, die an den Gewässern leben, um „interne und grenzüberschreitende Konflikte zu vermeiden.“
Ruck ist sich sicher, dass noch viel zu tun ist: „Verlieren wir nicht den Mut“, sagte er in seiner Predigt zum Thema „Freie Flüsse.“ „Setzen wir uns gemeinsam in den Schatten der Bäume am Flussufer. Lasst uns beten, lasst uns träumen, lasst uns kämpfen.“
Nach Aussage von UN-Wasser könnte dieser Schulterschluss der Zivilgesellschaft eine Reihe von Vorteilen haben: sichere Wasser- und sanitäre Grundversorgung, höhere Ernährungssicherheit, Bewahrung gesunder Lebensgrundlagen und Ökosysteme, Verbesserung der Widerstandskraft gegen den Klimawandel, Beitrag zur Katastrophenvorsorge [...] und Förderung der regionalen Integration und Friedensarbeit.